Nein, ich werde nicht untergehen, wie das im oben genannten Lied von Silly der Fall ist, aber heute ging es ans Meer. O.k., das ist nicht ganz richtig, denn erst einmal ging es für mich in die Innenstadt, um noch einmal Daniel und seine Freundin zu treffen. Dazu galt es alle Vorbereitungen für die Schifffahrt vorher schon abzuschließen und auch das Gepäck mitzunehmen. Was ich nicht berechnet hatte war, dass solch ein Kram mit der Zeit doch immer schwerer wird und ich hätte lieber ein Schließfach nehmen sollen. Aber ich bin ja nicht ganz verweichlicht und trug halt mein Gepäck durch die Stadt spazieren. Es wurde ein sehr lustiger Tag, der uns shoppend durch die gesamte Stadt führte. Erst einmal hieß es aber, den allgemeinen Essensfavoriten Okonomiyaki zu verspeisen. Dabei geschah das Wunder, dass weder Daniel noch seine Freundin das bisher jemals getan hatten und wir bekamen eine Angestellte zur Seite gestellt, die die Beiden durch jeden Schritt führte. Sie schlugen sich aber beachtlich. Highlight des Shoppingtripps war dann aber ein Modeladen mit extravaganter japanischer Mode. Ich glaube, der Verkäufer hatte nicht die geringste Hoffnung, dass er auch nur das kleinste Teil bei den beiden seltsamen Ausländern an den Mann bringt. Diese Einstellung hielt Daniel aber nicht auf, der im Gegensatz zu mir auch wirklich in japanische Kleidung passt. Er probierte, sehr zu unserem Amüsement, einige Sachen an, was wir per Foto dokumentierten. Im Endeffekt fand er sogar etwas und der Verkäufer nutzte die Zeit, unsere japanische Begleitung über uns beide auszufragen. Zum Abschied bekamen wir Zuschauer noch irgendwelche Tüten geschenkt, wo ich wirklich keine Ahnung habe weshalb, aber sie waren groß und praktisch, warum also nicht.
So verging unser Tag und der Aufbruch rückte näher. Besonders ein T-Shirt Laden brachte uns noch in Versuchung, japanische T-Shirts mit der Aufschrift ?Bibliophiler Büchersammler? zu erstehen. Gerade diese Bezeichnung hätte wohl doch ein wenig auf mich gepasst, aber ein Preis jenseits der zwanzig Euro ist so etwas dann doch nicht wert. Zum Abschluss gab es dann noch eine Runde Purikura, also die briefmarkengroßen Fotos, als Andenken und schon musste ich mich auf dem Weg machen. Eigentlich schade, ich hätte gerne noch etwas Zeit mit den Beiden verbracht. Ich bin mir sicher, hätten wir gleichzeitig Japan erlebt, wäre der Aufenthalt bestimmt auch sehr interessant geworden. Wobei, ich habe auch so immer sehr nette Leute gefunden, die ich nicht missen möchte.
Um 1 Uhr war es dann so weit, wir schifften auf der Ishikari ein. Wir, dass sind die Finnin Laura, die Ungarin Orsolya, die Amerikanerin Victoria, Kanjayo (eine Japanerin), Alex und ich. Zusammen soll es einige Tage nach Sapporo zum Winterfestival gehen. Auf das, was kommen sollte, waren die meisten aber wirklich nicht vorbereitet. Eine ausgewachsene Autofähre hatten die meisten irgendwie nicht für die 11 Stunden Überfahrt erwartet. Das Schiff ist aber auch sehr gut ausgestattet. Es gab Livekonzerte, leider heute aber in Form von Kinderliedern – was nicht unbedingt unserem Geschmack traf, öffentliche Bäder und sogar eine Spielhölle, in der Orsolya erst einmal wieder lernen musste, dass ich (jedenfalls am Simulator) ein guter Fahrer bin. Man merkt, es gab genug Beschäftigung, mehr sogar als zum Beispiel auf der Fähre nach England. Alles wurde aber von uns auch aufs Genaueste per Foto dokumentiert und bestimmt fühlte sich der eine oder andere an das Verhalten der typischen japanischen Reisegruppen in Europa erinnert. Besonders als Männer in Offiziersuniformen zum posieren bereitstanden, warfen sich alle in Schale. Geschlafen wird in der Holzklasse in einer Acht-Mann-Kabine. Für eine Nacht ist das aber mehr als ausreichend und morgen geht das Abenteuer Hokkaido dann auch endlich richtig los.