Einer Verschwörung auf der Spur!

So langsam nähert sich das Auswärtsspiel hier in Japan der Verlängerung. Zu meinem Schreck habe ich festgestellt, dass wir mittlerweile schon den 300 Tag schreiben. Es wird eindeutig Zeit für letzte Einwechslungen, um noch einmal Druck auf den Gegner auszuüben. Diese Auswechslung wird nächste Woche kommen, wenn Daniel sich für ein paar Tage in Sendai sehen lässt. Aber bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit und fließt noch einiges Wasser die Elbe hinunter.

Die Elbe selber war heute ein großes Thema im Büro. Es wird Zeit, den Herren und Damen im Büro noch einmal die schönen Orte Deutschlands zu zeigen. Wie sich herausstellt, kennen die Japaner wirklich nur den Süden der Republik. Viel schlimmer, teilweise musste ich schon die Frage hören, ob der Norden überhaupt Kultur besitzt. Was für eine ketzerische Frage, die natürlich immer mit Ausführungen über die subjektiv schönste Stadt Deutschlands und den Rest des Nordens beantwortet wird. Die Frage ist aber, wieso kennt der normale Japaner nur Süddeutschland? O.k., dass man München und Frankfurt kennt, damit kann ich leben. Aber Orte wie Regensburg, Bayreuth oder Heidelberg sind nun nicht die Orte, die man unbedingt kennen muss, wenn man noch nicht einmal etwas von Magdeburg, Weimar oder Potsdam gehört hat. So langsam komme ich aber einer Verschwörung auf den Grund. Ich hatte die Gelegenheit, in Shimizus Sprachlehrbuch zu lesen und plötzlich wurden mir die Augen geöffnet. Der Staat Bayern scheint Schleichwerbung zu betreiben, um den Ausländern ein falsches Deutschlandbild zu vermitteln. Anders ist es kaum zu erklären, dass in einem Sprachbuch über Deutschland nur über München und Bayern, inklusive kleinerer Orte wie Bamberg, berichtet wird. Der einzige namentlich kurz erwähnte Ort in einem anderen Bundesland, der zu Gunsten Münchens aber im Endeffekt dann doch wieder fallen gelassen wird, ist Erfurt. Kein Wunder also, dass ich es so schwer habe Rieko davon zu überzeugen, in den Norden zu ziehen und München fern zu bleiben. So etwas schreit nach psychologischer Kriegsführung und das beherrsche ich auch. Egal ob Audio, Film oder Bilder, alles verwende ich, um den Norden näher darzustellen. Mal schauen, ob ich damit Erfolg habe. Dass Bayern etwas anderes als der Rest Deutschlands ist, haben sie dafür wohl schon verstanden.

Dafür kommt aber auch in anderen Bereichen in nächster Zeit Arbeit auf mich zu. Wie es aussieht, haben die Professoren die Studenten angewiesen, vor den mündlichen Prüfungen doch noch mal die möglichen Themen mit mir abzusprechen, so dass sie schon mal den guten Ausdruck üben können. Guter Ausdruck und ich sind zwar eigentlich zwei große Feinde, aber ich kann ihnen trotzdem ein wenig zur Hand gehen. Aus diesem Grund hatte ich heute auch meine ersten Coachingstunden, vermutlich hätte ich doch Lehrer werden sollen. Die deutschen Resümees für die Bachelorarbeiten sind dabei auch noch nicht alle fertig, so dass ich da auch noch Beschäftigung habe. Zum Ausgleich hat Rieko mich am Abend dann zum Essen in die Innenstadt ausgeführt. Okonomiyaki ist wirklich das beste Essen, das Japan zu bieten hat und billig dazu auch noch.

Viel erschreckender war dafür im Anschluss noch die Drogerie. Ich bin ja viel gewöhnt durch Japaner aller Art, aber dass man als Mann hierzulande schon mal Lidschatten benutzt, hat selbst mich überrascht. Zum Glück hat selbst Rieko die Augen verdreht, denn ein wenig überraschend war solch ein Gegenstand ja schon und das offensichtlich auch für Japaner. Trotzdem bin ich mal gespannt, ob solch seltsamer Trend auch mal ins Ausland überschwappt. Bis dahin verbleibe ich a la Obelix: Die spinnen, die Japaner!

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.