DVD-Kauf in Japan? Nein, danke!

Irgend etwas hat das MafuMafu gegen mich. Jedes Mal wenn ich jemanden groß einlade, um mit mir dort hinzugehen, ist der Laden geschlossen oder dort ist eine Veranstaltung. Das hat mittlerweile schon System. Egal ob mit Shimizu oder zum Beispiel mit Felix, immer standen wir vor verschlossenen Türen. Ich sollte wirklich ab jetzt immer vorher bei Thomas anfragen, ob ich kommen kann. Heute traf mich das Unglück bei einem Treffen mit Melanie, aber von so etwas lassen wir uns ja nicht die Laune verderben und gingen dafür eine Kleinigkeit essen. Dank dieses Treffens kann ich endlich auch meinen Aufstieg auf den Fuji-San belegen. Als ich diesen im August bestieg, kulminerte sich ja bekanntlich meine Technikpechserie. Mein Laptop funktionierte nicht und noch viel schlimmer war, dass während des Aufstiegs zu allem Unglück auch meine Kamera versagte. Zu meinem großen Glück hatte Melanie aber eine dabei und die überstand den Aufstieg, so dass ich jetzt über ihre Bilder verfüge.

Der eigentliche Tag fing aber ziemlich konventionell an. Wie normal, ging es per Rad zur Universität und auf diesem Weg zeigte sich, dass ich vermutlich schon zu lange in Japan lebe. An der Kreuzung stand ein Herr in Anzug, vermutlich Politiker. Auch wenn die Wahlen eigentlich schon Vergangenheit sind, verbeugte er sich bei jedem vorbeikommenden Radfahrer oder Auto tief und flüsterte irgendwelche Wahlversprechen vor sich her. Man stelle sich das Bild in Deutschland vor, wenn ein Politiker sich an eine Hauptverkehrskreuzung stellen würde und sich bei jedem verbeugen würde. Ich will gar nicht wissen, wie schnell die Polizei nachfragen würde, was da los ist. Hierzulande nahm dagegen kaum einer Notiz, nicht einmal das Tempo wurde von den Autofahrern verlangsamt, um zu sehen was da los ist. Ich bezweifle so wirklich den Nutzen dieser Aktion, aber der Herr wird schon gewusst haben, was er tut.

Nach Japanisch im Büro angekommen galt es erst einmal, den normalen Wahnsinn über sich ergehen zu lassen. Im April findet offensichtlich ein wichtiger Spracheinstufungstest in Tokyo statt, der für unsere Studenten, die nächstes Jahr in Deutschland studieren möchten, sehr wichtig ist. Dementsprechend ist die logischste Methode, Tipps für diesen Test einzuholen, natürlich nicht etwa die Professoren zu befragen, nein – da fragt man lieber den Deutschen. Gut, ich kann ihnen Tipps geben. Ob die aber in der Praxis unbedingt sinnvoll sind, mag ich bezweifeln, aber vielleicht hilft es ja trotzdem. Am Abend war dann das Treffen mit Melanie angesetzt, aber vorher ging es noch in die Innenstadt zum DVD suchen. Ich kenne ja doch ein paar japanische Kinofilme und es würde mich in gewissen Fällen schon reizen, meine Lieblingsfilme auf DVD zu besitzen. Vor allem sinnvoll ist in diesem Zusammenhang, dass der Regionalcode in Deutschland und Japan der selbe ist. Trotzdem ist der Einkauf nicht so leicht, wie gedacht.

Die Meisten kennen bestimmt die DVD Preisgestaltung in Deutschland. 10 Euro für etwas ältere Filme und für neue um die 20. Meistens kaufen die Leute aber eh nur die Filme für unter 10 Euro, da man dafür kaum warten muss. In Japan sind die Preise da doch etwas interessanter gesetzt. 50 Euro für eine DVD ist hier an der Tagesordnung und heruntergesetzt wird nur in den seltensten Fällen. Viel schlimmer noch, meistens werden die Filme nur in Collectors Editions verkauft, mit irgend welchen Extras, die kein Mensch braucht, aber den Preis dann mal auf 100 Euro verdoppeln. Man merkt schon, Filmfan sein ist in Japan ein teureres Vergnügen. Schlimmer ist es dann bei Serien, wo eventuell zwei bis drei Folgen auf der DVD sind und der Preis trotzdem bei 50 Euro liegt. Die Frage ist, wer ist bereit, so viel für einen 90 Minuten Film zu bezahlen? Besonders, wer benötigt zum Beispiel eine Mundharmonika, die so aussieht, wie im Film, nur um dafür 50 Euro mehr für den Film zu bezahlen? Andere Extras der Collectorseditionen umfassen so zum überleben notwendige Extras wie Feuerzeuge, riesige bemalte Roboter oder Hausmodellbausätze. Also genau das, was aus Prinzip bei den meisten Leuten im Schrank verstaubt und nur gekauft wird, weil es keine andere Editionen gibt. Trotzdem ist es erschreckend, mit wie wenig Skrupel die Japaner trotzdem zuschlagen. Gut, sie kennen es aber auch nicht anders. Trotzdem ist für mich der Filmkauf damit gestorben, es sei denn, der Plan B tritt in Kraft. Book Off, mein Lieblingsgebrauchtbuchmarkt bietet auch DVDs an und die Gebrauchten kosten dann teilweise nur 5 Euro. Die Wahrscheinlichkeit, dort etwas zu finden, ist deshalb auch meist gleich null. Entsetzt über diese Preisgestaltung ließ ich den Einkauf dann doch lieber und traf mich mit Melanie. Nach unserem Abendbrot ging es dann noch mal alleine kurz ins MafuMafu, man muss ja noch ausnutzen, dass es geöffnet ist.

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