Ah, o.k., das Beamtentum von Deutschland möchte also Beweise, dass ich auch die ganze Zeit an der Tohoku Universität war und auch studiert habe, kein Problem. Wobei, Amtssprache ist Deutsch? Das könnte sich doch als schwieriger herausstellen, als ich mir das vorgestellt habe, besonders da denen die Bestätigung der Uni Göttingen nicht ausreicht. Zum Glück haben wir an der Uni hier einen Dienst, der sich nur um die Belange von uns ausländischen Studenten kümmert, die habe ich gleich erst mal mit der Schilderung meiner Probleme belästigt. Passend, um zu beweisen, dass Japaner nie schlafen, bekam ich um 6 Uhr morgens auch gleich meine Antwort, ich soll mich doch bitte an meine Verwaltung der Philosophischen Fakultät wenden, die würden sich schon um das Problem kümmern. Meine Freude über diese Feststellung kannte natürlich keine Grenzen und vor meinem Auge entstanden gleich die dazu gehörigen Bilder?
Und willkommen zurück zu unserer Liveübertragung der Japan-Austauschliga – Live aus dem Stadion der Philosophischen Fakultät. Das Team um Reik steht vor seiner schwersten Begegnung. Das Rückspiel gegen die Verwaltung steht an. In der Hinrunde konnte Reik die Begegnung nach frühen Rückschlägen dank der geschickten Einwechslung von Professor Morimoto noch für sich entscheiden. Wie wird es diesmal ablaufen? Ist er wieder auf Wechsel in der letzten Minute angewiesen oder kann er das Spiel so für sich entscheiden? Und hier sind auch schon die beiden Teams?..
Ich meine, ich habe wirklich alles versucht, dieser Begegnung aus dem Weg zu gehen, frei nach dem Motto: solange ich sie nicht belästige, gehen sie mir auch nicht auf die Nerven. Die Begeisterung für das Treffen lag aber auf gegenseitigem Niveau, wie die Begrüßung mit einem lauten ?der Austauschstudent schon wieder!? eindeutig zeigte. Vor allem, was bedeutet schon wieder? Ich bin ihnen ja wohl lange genug aus dem Weg gegangen! Was darauf folgte, war eine Diskussion in vier Runden, wo immer neue Mitarbeiter ran zitiert wurden, die sich mein Problem anhörten und nicht wußten, was sie mit mir anfangen sollten. Shimizu und Rieko waren zu meinem Glück auch noch beschäftigt, so war ich zu allem Überfluss auch noch ohne meine Kavallerie. Im Endeffekt blieb das Problem wieder an einem alten Bekannten, der mich schon bei meiner Ankunft betreute, hängen. Er versuchte, mich auf ganz profane Art abzuwimmeln. Er wollte mir doch echt erklären, ich müsse zum Internationalen Büro, das mich ja schon zu ihm geschickt hatte. Nein, diese Art der Abwimmelung der Marke „Formular A38“ (Asterix Fans wissen, was gemeint ist), zieht bei mir nicht! Die hat das deutsche Beamtentum doch viel besser drauf. Entnervt entschied ich mich für die härteste Methode, die man als Ausländer hierzulande zur Verfügung hat, umgangssprachlich Gajin Smash (von einem ehemaligen amerikanischen Englischlehrer in Japan geprägt) genannt. Dieses Verfahren nutzt aus, dass man ab einer gewissen Körpergröße und eindeutig ausländischem Aussehen, einen Japaner einfach überstimmen kann, so dass dieser resigniert und den Wünschen des Ausländers folgt. Ich benutze dieses Verfahren nicht gerne, aber manchmal hat sich der Einsatz schon bewährt. Kurzerhand ignorierte ich seine Ausführungen auf Japanisch und schob ihm noch einmal die Mail vom Internationalen Büro und die Kanjis für die Bescheinigung rüber, einfach nur auf die Kanjis zeigend. Einsehend, dass er mit seinen nicht vorhandenen Englischkenntnissen bei mir keinen Stich sehen wird, resignierte er und tat wie geheißen. Er kam raus und füllte mit mir die Unterlagen für die Beantragung der Bestätigung aus. Warum auch nicht gleich so? Offensichtlich ist zwar nicht vorgesehen, dass ich dieses Formular in die Hände bekomme, aber gut, irgendwie habe ich es ja bekommen und das ganz ohne Hilfe meines japanischen Managements.