Zwei Deutsche als Geschäftsantreiber oder warum bin ich eigentlich überall Stammkunde?

Gestern habe ich es noch angemahnt, heute hat es dann auch gleich geklappt. Shimizu hat heute noch einige zusätzliche Bände seiner Geschichte von meinem zweiten Betreuer übergeben bekommen. Formschön und mit einem Büro 001 versehen, prangt jetzt eine Ausgabe im Büro und wird für immer für die Nachwelt erhalten bleiben. Natürlich gab es noch mehr als die zwei ursprünglichen Versionen, so dass unter anderem Professor Morimoto ebenfalls eine abbekommen konnte. Ein weiterer Glücklicher war dann auch schon ich. Nur eine einfache Übergabe, nein das konnte ich nicht zulassen und so ließ ich die beiden Autoren eine Widmung auf die Anfangsseite schreiben. Jetzt muss nur noch Shimizu mal so wirklich erfolgreich werden und ich werde über eines der Unikate seines ersten Werkes verfügen. Den Umständen entsprechend feierlich ging es deshalb auch heute im Büro zu. Mein zweiter Betreuer nutzte jede Gelegenheit, die Autoren zu fotografieren und das Ereigniss des ersten Buches des Büros zu dokumentieren. Und die anderen Studenten mussten alle lesen und ihre Meinung sagen.

Unterbrochen wurde diese Ruhe eigentlich nur durch ein Hindernis. Nächste Woche finden die mündlichen Abschlussprüfungen statt und aus irgendwelchen Gründen sollten die Studenten mögliche Fragen und Antworten schon einmal vorbereiten und bei den Professoren einreichen. Keine Frage, dass die Freude der Studenten über derartige Beschäftigungen nicht all zu groß ist und zu allem Überfluss muss der Kram auch noch auf Deutsch angefertigt werden. Drei mal darf man raten, wer dabei fast immer seine Finger im Spiel hatte! So hieß es heute zum Beispiel Kaori, meiner ehemaligen Tutorin, aus der Patsche zu helfen, was ich natürlich nur all zu gerne tat. Es bleibt auf jeden Fall immer etwas zu tun im Büro.

Auf der anderen Seite hatte ich heute auch noch wirklich freudige Ereignisse. Daniel hat es endlich nach Japan geschafft, nachdem ich schon seit meiner Ankunft versucht habe, ihn zu überzeugen her zu kommen. Netterweise hat er auch gleich heute die Fahrt nach Sendai auf sich genommen, um mich noch zu treffen, ehe es morgen Abend für mich nach Sapporo geht. Dementsprechend ging es für mich heute zum abendlichen Treffen. Zusammen mit seiner Freundin zogen wir erst durch ein Geschäft, um uns im Anschluss daran dann in einem Udon Lokal nieder zu lassen. Nachdem wir das Essen hatten, kam Daniels Freundin dann auf mich zu und meinte, ich wäre wohl Stammkunde. Bei meiner großen Liebe zu Udon muss ich auf jeden Fall feststellen, dass dies nicht der Fall ist. Ich war in meiner Zeit in Sendai vielleicht öfter, aber maximal sieben oder acht Mal in diesem Laden. Offensichtlich hat der Koch mich aber sofort wiedererkannt und Daniels Freundin berichtet, dass das überraschend ist, da ich normalerweise doch immer mit anderen Leuten hin gehe. Man merkt wieder einmal, dass man als Ausländer hierzulande immer beobachtet wird und lieber nichts anstellen sollte, was den Ruf in irgend einer Art und Weise schädigen könnte. Vermutlich ist einfach Alex mit seinem Veganismus schuld daran, dass ich erkannt wurde. Überraschend war es aber auf alle Fälle. Nachdem Daniel nach Hause zu seiner Freundin gefahren war, was in seinem total übermüdeten Zustand auch eindeutig das beste Vorgehen darstellte, traf ich auch Alex noch. Gemeinsam ging es erst einmal zu meinem Lieblingskalligraphen, der mich auch schon von weitem grüßt. Bald ist ja bekanntlich Valentinstag und Alex benötigte noch ein adäquates Geschenk. Hier lernten wir aber auf jeden Fall das ein mal eins des japanischen Geschäftes. Bis zu unserem Erscheinen war der Stand für die Meisten kaum interessant. Wenn einmal ein Japaner schaute, dann auch nur kurz und nur, um dann gleich weiter zu gehen. Anders sah das nach unserem Erscheinen aus. Er konnte sich kaum noch von Anfragen retten. Viele Japaner blieben auch einfach mal kurz stehen um herauszufinden, was wir dort machen und einige versuchten uns sogar in Gespräche zu verwickeln. Merke: Möchte man in Japan Geschäfte machen, dann am besten einige große Ausländer hinstellen und schon wird das was.

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