Eine Rückkehr ins eigene Land setzt viele zu erledigende Dinge voraus, schlecht nur, wenn man für diese Dinge eigentlich gar keine Zeit mehr hat. Aus diesem Grund ging es heute sehr früh heraus und auf zum Yamaya. Eine Abschiedsfeier des Büros stand an und für meine zwei Betreuer wollte ich noch eine Kleinigkeit besorgen. O.k., mit Professor Morimoto hatte ich kaum etwas zu tun, aber das gehört sich halt so. Kurzentschlossen griff ich zum Eiswein für meinen obersten Boss, während mein zweiter Betreuer eine selbst zusammengestellte Sammlung deutscher Biere erhielt. Diese Entscheidung fand ich ziemlich passend, da mein zweiter Professor sehr jung ist und gerne Bier trinkt. Gesagt, getan und weiter konnte die Tour gehen. Nächstes Ziel stellte die 77 Bank dar. Vor mittlerweile 11 Monaten wurden wir gezwungen, bei ihr ein Konto zu eröffnen, schließlich konnte die Miete für das Wohnheim nur bei dieser Bank eingezogen werden. Wieso die Tohoku so unbedingt mit dieser einen Bank zusammenarbeitet, verstehe ich aber beim besten Willen nicht. Für beide Seiten sollte es aber ein lohnendes Geschäft sein – die einen bekommen Kunden und für die Uni gibt es so Vergünstigungen. Mysteriös ist solch ein Monopolvorgehen aber trotzdem. Auf jeden Fall schaffte ich es auf diesen Weg, mein Konto aufzulösen und bis auf die Kündigung des Handyvertrags bleibt dann nicht mehr viel zu erledigen.
Dass kaum noch etwas zu tun ist, ist auch besser für mich. Nicht umsonst gilt es noch, meine gesammelten Sachen irgendwie nach Deutschland zu verfrachten. Packen konnte ich bisher noch nicht wirklich, da es entgegengesetzte Hinweise gab. Laut einigen anderen Ausländern und der Post hier in der Nähe ist es nur gestattet, echte Postkisten nach Deutschland zu verschicken. Das wäre wirklich schlecht, da diese so klein sind, dass sie unpraktikabel wären. Kurzerhand schickte ich Shimizu noch einmal vor um heraus zu bekommen, ob diese Aussage wirklich stimmt und nein, es war natürlich falsch. Die Post hier vor der Tür ist wirklich entweder inkompetent oder hat sich wirklich zum Ziel gesetzt, die Ausländer zu ärgern, jedenfalls erscheinen ihre andauernden Fehler langsam in diesem Licht. Auf jeden Fall benötigte ich jetzt eine Kiste für meine Sachen und der COOP an der Uni hatte auch vernünftige, nur diese wollten natürlich transportiert werden. Insbesondere da Rieko auch drei benötigte, wurde es eine unangenehme Tour mit dem Rad in der einen und vier großen Kisten in der anderen Hand. Der Ausgleich ist es aber immer wert.
In diesem Fall handelte es sich dabei um ein Essen mit Professor Morimoto und den meisten Studenten meines Büros. Zusammen ging es in ein sehr gutes Restaurant, wo uns die verschiedensten Dinge gereicht wurden und es wurde eine sehr entspannte Runde. Eine der Ruhigsten des gesamten Büros hatte mir sogar eine Kleinigkeit zum Abschied besorgt, eine Sache mit der ich nicht gerechnet hatte. So blieb mir nichts anderes übrig, als eine Abschiedsrede zu improvisieren und Shimizu wurde von den anderen gezwungen eine Gegenrede zu halten. Wieso alle gelacht haben als er davon sprach, dass er immer mein Tutor sein wird, kann ich wirklich nicht verstehen. Unsere Taten haben sich doch immer irgendwie ausgeglichen, die anderen sahen es aber offensichtlich nicht ganz so. Auf jeden Fall ging es nach diesem Essen noch in eine zweite Runde. Mein zweiter Betreuer lud in eine Sushibar ein. Mit Japanern macht solch ein Essen auch gleich doppelt soviel Spaß. Normalerweise hatte ich kaum mal einen Plan, was ich esse. Dieses Mal wurde ich aber vorgewarnt, was für seltsame und eklige Dinge mir von den anderen bestellt wurden. Von Haiflossensushi, über Kaviar und Cremes, wo ich lieber gar nicht wissen wollte woraus die hergestellt werden, war alles vertreten. Dem Sushimeister imponierte diese Versuchsanordnung auf jeden Fall so, dass er sich kurzerhand beteiligte und mir alle Schritte und Unterschiede erklärte. Kurzerhand bekam ich sogar Proben von undefinierbaren Dingen, um sie einmal auszuprobieren. Gut, dass ich einen starken Magen habe, sonst hätte ich heute wohl Probleme bekommen. Auf der anderen Seite habe ich aber auch nicht alles probiert, Walfleischsushi war mir dann doch zu seltsam. Eins bleibt aber auf jeden Fall immer bestehen: echtes Sushi in Japan ist eine Erfahrung, mit der keine Sushibar Deutschlands mithalten kann. Irgendwie ist der Unterschied erschlagend. Wer also kein Sushi in Deutschland isst, sollte das wenigstens nachholen, falls er Japan betritt.