Nachspielzeit

Was soll hier heißen, ich war im Fernsehen? Gestern Nachmittag nach dem Reporteranschlag hatte ich gleich die Nachricht an einen Kumpel hier in Sendai bereit, dass ich fast interviewt wurde. So seltsam war das gesamte Ereignis, dass ich es ihm berichten musste. Viel besser wurde es aber einige Stunden später. David hat eine Freundin getroffen und eben jene berichtete, dass sie das Spiel im Fernsehen verfolgt hat. Daraufhin kam David auch zu Wort und berichtete von mir, meiner Reise und dass ich auch im Stadion war. Mit der darauf folgenden Antwort hatte er aber nicht gerechnet. Seine Freundin gab ihm zu verstehen, dass sie sehr wohl Bescheid weiß, dass ein großer Ausländer auf Seiten Sendais im Stadion war, schließlich hat sie mich im TV gesehen. Wie bitte kann man da nicht weiterbohren David? Jetzt möchte ich es genau wissen! Wurde mein Interview gezeigt oder wurde nur die Kamera auf mich gerichtet? In der einen Liveübertragung war ich schon mal nicht drin, die hat schließlich Mayumi gesehen. David hat natürlich jetzt den Auftrag bekommen weiterzubohren, schließlich möchte ich wissen, was Sache war. Aber offensichtlich bin ich jetzt TV-Star und habe vermutlich noch nicht einmal die Chance zu sehen, in welcher Form. Die Welt kann schon ungerecht sein!

Gerade jetzt finden ansonsten die schlimmsten Tage in Sendai statt, die Abschiedsfeiern. Bekanntlich bin ich kein großer Fan von Abschiedsfeiern, da solche nur eine leicht wehmütige Stimmung aufkommen lassen. Aus diesem Grund würde ich unter normalen Umständen einfach bis zum letzten Tag so tun, als ob nichts wäre und dann schnell die Koffer packen und gehen. In Göttingen hat diese Ausführung bis auf ein Essen mit Adam und Achim auch genau so geklappt, in Sendai würde das sowieso nicht klappen. Schon vor Wochen hatten Nobu und Rieko festgestellt, dass sie meine Abschiedsparty ausrichten wollen. Eigentlich wollten wir die Party in meiner Unit abhalten, aufgrund von Platzproblemen und dadurch, dass Nobu für eine wichtige Tagung nach Okinawa mußte und deshalb nichts vorbereiten konnte, wurde heute in einem Gemüserestaurant gegessen. Gemüserestaurant? Richtig gelesen! Rieko hatte sogar für unseren Veganer mitgedacht und alle Eventualitäten berücksichtigt. So gab es heute Abend also eine Abschiedsparty mit 9 Leuten, bei gutem Essen. Da immerhin 4 der Anwesenden Sendai verlassen werden, wurden auch fleißig Abschiedsgeschenke verteilt. Von Rieko und meinen Mitbewohnern habe ich ein größeres Plüschtier und eine tolle Karte mit Nachrichten von allen bekommen. Von Orsolya und Victoria gab es dazu noch ein Fotoalbum mit einem Best of aus einem Jahr Sendai. Da waren alle drei, die eines der Alben bekommen haben, sehr gerührt. Wobei ich mich immer noch frage, wieso ich als Paparazzi geführt werde. So viele Bilder habe ich nun auch wieder nicht gemacht!

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.