Endlich ist es angekommen und das Outfit komplett. Normale Ausländer sind dafür bekannt, viel Geld für Klamotten auszugeben. Schon aufgrund der Größe japanischer Mode ist dieses Hobby für mich weniger geeignet. Schuhe sind viel zu klein, Hosen zu kurz und langärmlige Hemden oder Jacken wird man aus Prinzip nie in meiner Länge finden. Aus diesem Grund bleibt mir nur eine Lösung für die Problematik, ich kaufe einfach nichts oder nur T-Shirts. Welches T-Shirt wäre da wichtiger, als ein vollständiges Trikot? Aus diesem Grund hatte ich vor zwei Wochen ein Vegalta Sendai Trikot bestellt. Heute konnte ich dieses endlich abholen und gleichzeitig ist damit endlich das blaue Dreigespann fertig. Das Trikot des wichtigsten Fußballvereins der Welt, das blaue Trikot der Blue Samurai und das gelb-blaue Trikot von Vegalta. Die Entscheidung für das ältere Model war auf jeden Fall auch richtig und besonders die Trikotnummer auf der Vorderseite des Trikots gefällt mir auch sehr gut. Das ist eine Eigenschaft, die sich die deutschen Vereine auch abschauen dürfen, wenn es zum Design passt. Ich muss auf jeden Fall Mayumi sehr dankbar sein, dass sie sich die Zeit genommen hat, mir die gesamte Ausstattung zu organisieren. Beinahe wäre der Versuch dabei auch noch schief gegangen. Hilfsarbeiten im meinem Büro ließen mich erst ziemlich spät aus dem Büro verschwinden, so dass ich zur Fahrt in Richtung Izumi zum Fanshop kaum noch Zeit hatte. Ein Gehetze sondergleichen entstand, indem ich es nur mit letzter Kraft und einem Sprint schaffte, pünktlich zu sein, aber das Bild des pünktlichen Deutschen muss ja erhalten bleiben.
Den restlichen Tag habe ich ansonsten hauptsächlich damit verbracht, wieder einmal auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Was soll das erst werden, wenn ich wieder zurück komme und ich endlich wieder der sein kann, der anderen helfen kann. Das Problem war aber auch trivial. Am morgigen Tag geht es für mich ins ferne Hiroshima, den letzten Urlaub auf japanischem Grund genießen. Wirklich Zeit dafür hätte ich zwar eigentlich nicht, aber es gibt ein paar Dinge, die ich unbedingt noch sehen möchte. Aus diesem Grund musste ich heute Tickets besorgen. Das Reisebüro in unserer Mensa hat sich dabei mal wieder als sehr wichtig erwiesen. Ich verstehe zwar noch nicht wirklich, wie es sich finanziert, aber irgendwie schaffen sie es, für die Studenten immer die günstigsten Tarife heraus zu finden, die meistens noch nicht einmal das Internet schlagen kann. Wer so etwas kann, der kann auch Bahnkarten besorgen und aus diesem Grund und weil wir keine Zeit für den langen Weg zum Bahnhof hatten, gingen Rieko und ich heute dort hin und besorgten den Zug. Rieko machte das sogar mehr als erfolgreich, indem es ihr gelang, mir Einsparungen von fast einhundert Euro zu ermöglichen. Ich glaube, nach dem Urlaub muss ich sie deshalb noch einmal zum Essen ausführen oder ich muss ein entsprechendes Omiyage aus Hiroshima mitbringen. Das Zugtarifsystem zu verstehen, zu diesem Zweck muss man aber vermutlich auch ein Japaner sein, wobei die ebenfalls genug fluchen. Mal schnell mit der Regionalbahn durchs Land fahren, das ist hierzulande kaum möglich. Alleine solche Strecken der Art Magdeburg – Braunschweig sind äußerst selten und würden ein wiederholtes Umsteigen beinhalten. Aus diesen Gründen ist man auf den Shinkansen, den ICE Japans, angewiesen. Dieser Schnellzug schafft im Idealfall die 300 Stundenkilometer und ist eine komfortable Art des Reisens. Nun werden die Tickets aber zweigeteilt dargestellt. Nur weil auf einem Zettel ein Preis steht heißt das noch lange nicht, dass dieser bestehen bleibt. Nein, vielmehr ist das der Preis, den man mit der Regionalbahn bezahlen müßte und dazu kommt noch mal ein extra und meist hoher Shinkansenaufschlag. Warum fahren dann aber immer noch so viele mit dem Zug? Diese Frage erklärt sich sehr schnell aus der Problematik der Maut auf der Autobahn. Durch die Einführung einer relativ hohen Maut wurde die Anzahl der Autofahrer auf normalen Strecken stark eingedämmt. Vielmehr fährt kaum noch einer lange Strecken mit dem Auto, sondern dafür entweder mit dem Sinkansen oder mit einem Nachtbus. Nur Hand aufs Herz, wer ist schon bereit, 15 Stunden mit dem Bus nach Hiroshima zu fahren? Das ist dann doch recht unbequem.
?Hand auf Herz? – verdammt ich habe es schon wieder gemacht. Die deutsche Sprache hat viele dieser Bilder oder auch Sprichworte. Wie beliebt diese sind, ist mir aber erst hierzulande aufgefallen, weil mich immer ahnungslose Gesichter anschauen, sobald ich sie verwende. Keiner der Japaner, egal wie gut sie in der deutschen Sprache bewandert ist, versteht diese Eigenart der Sprache. Für mich gibt es aus diesem Grund gleich zwei Punkte zu betrachten. Auf der einen Seite ist das Erklären natürlich recht nervig, auf der anderen Seite habe ich durch den Aufenthalt so viel über das Lehren der Sprache mitbekommen, dass es mir leichter fallen dürfte, mit ausländischen Studenten in Göttingen zu sprechen. In diesem Zusammenhang ist der Auszug aus dem Haus 22a doch fast schon schade, da man dort das Gelernte am ehesten in die Praxis umsetzen konnte.
2 Kommentare
Das Trikot des besten Vereins der Welt mußt Du mittig positionieren,
denn die Farben aller sonstigen Fußballvereinigungen dieser Welt können
bestenfalls flankierend mitwirken!
Autor
Das FCM-Trikot ist normalerweise immer in der Mitte. In diesem Fall ging es aber um die Farbe Blau und letztes Jahr war das Weiß dominierend, deshalb musste ich umdisponieren. Mit dem neuen Trikot wäre das nicht passiert 😉 .