Ein ganz normaler Tag in einem Museum und eine Gruppe von Mädchen heult hemmungslos, was war da geschehen und wieso war mein Gedanke dazu, dass die Leitung des Museums alles richtig gemacht hat? Aber der Reihe nach. Nachdem ich gestern mit Schrecken festgestellt hatte, dass das Atombombenmuseum leicht seltsam anmutende Öffnungszeiten hat beschloss ich heute früh, mir selber ein Bild des Ganzen zu machen. Das Museum selbst ist ziemlich nahe an meinem Hotel gelegen und gilt als die Attraktion Hiroshimas. Das sind mehrere Gründe, die für einen Besuch sprechen. Wieso wir es 2006 nicht schafften das Museum zu besuchen, kann ich aus heutiger Sicht schon kaum noch sagen. Eine Mischung aus Geiz, Sehenswürdigkeitsmüdigkeit, Menschenmassen, Zeitproblemen und Krankheit führten damals wohl dazu, dass wir einen Bogen um das Museum machten. Schon der erstgenannte Grund erwies sich heute als falsch. O.k., der im Flyer angekündigte freie Eintritt traf nicht zu, aber 50 Yen (umgerechnet in etwa 44 Cent) sind nun keine Hausmarke, die einen Interessierten vom Besuch abhalten könnte. Das kleine Gebäude dagegen schon. Auf dem ersten Blick sieht das Museum ziemlich klein, unbedeutend und langweilig aus, im Inneren ändert sich das Bild dann aber schlagartig.
Viele verschiedene Gegenstände, gepaart mit einem unaufdringlichen Multimediaeinsatz – die Japaner wissen, was sie tun. O.k., der einen Kritik im Gästebuch des Museums muss ich beipflichten: die Ursachen für die Bombardierung werden zwar kurz angesprochen, aber die eigene Schuld kam doch recht kurz. Viel verwunderlicher aus europäischer Sicht war die Verwendung von Trickfilmen, um das Problem darzustellen. In Deutschland wird viel zu häufig noch jeder Trickfilm mit Disney gleichgesetzt. Hierzulande wird mit Trickfilmen alles gezeigt und in Ermangelung von Orginalvideos stellen diese Filme die beste Methode dar, um die Gewalt der Bombe und das Chaos danach anschaulich zu machen. Das Ergebnis war ein beeindruckender Film, der zum Nachdenken anregt und alles sehr plastisch macht. Auch ansonsten legte man viel Wert auf Anschauung. Es gab viele verschiedene Gegenstände, gut beschildert und möglichst interessant verteilt, so das ess nie langweilig wurde. Probegegenstände und die Darstellung der Atomkraft per Geigerzähler rundeten das Gesamtbild der Ausstellung ab. Wie oben erwähnt, weinten viele der Besucher aus der Mittelschule nach dem Museumsbesuch fürchterlich. Auf der einen Seite ist das ein Zeichen, dass die Ausstellung ihr Ziel erreicht und auf der anderen Seite stellt sich die Frage, welcher Lehrer seine Schüler ohne Vorbereitung und Kontrolle durch die Ausstellung rennen lässt.
Anschließend an das Museum musste ich meine Tagesplanung leicht anpassen, da das Wetter für einen Meerbesuch nicht mitspielte. Kein Problem, kurzerhand ging es in einen großen Japanischen Garten. Selbst zu so einer Jahreszeit, wo nichts gewachsen ist oder blüht, lohnen sich solche Besuche immer und es stellte sich heraus, dass die Vermutung mit dem Blühen einen Fehler hatte: im Garten blühte ein Teilgebiet ebenfalls schon sehr stark. Weitere Kurzbesuche des Mazda Stadiums und des Schlosses der Stadt schlossen den Tag gemütlich ab.
Alle Sehenswürdigkeiten zu finden war gar nicht so einfach, lag vieles doch arg versteckt. Da ich zum Glück einen Block und einen Stift dabei hatte, war das alles aber kein Problem. Der Block, Teil eines Weihnachtsgeschenkes von Lars und Familie, das nach zwei Monaten doch noch in Sendai angekommen ist, hat mir da beste Dienste geleistet. Auf diesem Weg übrigens auch noch einmal nach Weyhe einen großen Dank und ich habe mich sehr über die Post gefreut! Auf jeden Fall haben einige sogar kurzerhand einen Plan für mich gezeichnet, wo ich hingehen muss. Auch das allgemeine Aufschreiben der Zielnamen erwies sich als günstiger, da so gar nicht erst überlegt werden musste, in welcher Sprache man antworten muss, da die Kanjis klar eine Antwort in Japanisch erlaubten. Mehr Sehenswürdigkeiten als Sendai hat Hiroshima auf jeden Fall schon mal. Lustig fand ich auch das Okonomiyaki-Viertel, wo es nur Okonomiyaki-Restaurants gibt. Hier wird wenigstens die eigene Spezialität gefördert. Diese Verbundenheit geht bis zum Okonomiyaki-Brot. Das ist ein Brötchen mit Kohl, Fischflocken, Okonomiyakisauce und Mayo. Das hört sich verboten an, war aber ziemlich lecker.