Nach den guten alten Weisheiten von Obelix, bleibt mir eigentlich nur eine Sache über Japan zu sagen: Die spinnen, die Japaner.
O.k., diese Feststellung ist jetzt nicht verwunderlich, aber mir wurden heute vermehrt die Seltsamkeiten der japanischen Kultur vorgeführt. Es fing schon mit dem Weg in mein Büro an. Normalerweise ist dort immer Stimmung und irgendwelche Leute unterhalten sich. Heute war das Büro zum Bersten gefüllt und keiner der Japaner wagte es, den Kopf zu heben. Wie sich herausstellte, war im Büro gerade Unterricht im Lesen. Die Studenten mussten zwei Stunden lang ruhig dasitzen und deutsche Bücher lesen, während der Professor kontrollierte, dass sie auch wirklich nur dies taten. Wohl dem, der günstig saß und schlafen konnte. Die Methode des versteckten Schlafens wurde auch von einigen genutzt. Ich verstehe ja den Sinn hinter dieser Maßnahme. Das Lesen von Büchern verstärkt das Verständnis einer Sprache ungemein und ich verfluche regelmäßig, dass ich durch die Kanjis kaum in der Lage bin, dies im Japanischen auch anzuwenden. Trotzdem kann ich meinen Studenten doch nicht irgendwelche Bücher in die Hand drücken und sie so zwingen, die Bücher zu lesen, ohne dass sie danach besprochen werden! Nur eine kurze vierzeilige Zusammenfassung, soll hier am Ende das Lesen des Werkes beweisen. Auch die Auswahl der Werke ist ziemlich fragwürdig. So sind Kinderbücher zwar gut für Anfänger und deren Auswahl deshalb irgendwie nachvollziehbar. Wieso Männer aber Twilight lesen müssen, erschließt sich mir nicht vollends. Selbst ich als begeisterter Leser würde bei dieser Thematik aus Prinzip einschlafen. Allgemein sind die Bücher komisch zusammengewürfelt und decken hauptsächlich Interessengebiete ab, die kaum ein Student hat. Da gibt es auf jeden Fall noch eine Menge Verbesserungsspielraum.
Ansonsten hat Tetsuya uns zum Oktoberfest in Sendai eingeladen. O.k., ich verstehe ja viel und dass die Japaner die Bayern lieben, ist nichts Neues. Aber wieso ein Oktoberfest im Juni? Die Bierauswahl geht auch stark ins Irische und Englische, aber immerhin ist Paulaner vorhanden. Auch die Trinklieder, mit denen Werbung gemacht wird, sind mysteriös. Zwar versteht man, dass wohl deutsche Texte die Grundlage bildeten, aber die Lieder werden wohl von Katakana abgelesen und sind dementsprechend einjapanisiert. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie das wohl werden wird.
Genauso bin ich mal gespannt, was das noch mit dem deutsch-japanischen Gemeinschaftsgedicht wird. Andauernd wurde heute mein Name im Büro verwendet und ich fragte mich schon, was ich angestellt habe, bis mein zweiter Advisor mich aufklärte. Shimitzu hat den anderen berichtet, wer für den Text zuständig war (wobei ich mich mit Daniels Meisterwerk aus seinem letzten Kommentar nicht messen kann). Gleichzeitig war seine Professorin aber so begeistert von seiner Leistung, dass er das Gedicht gesondert ausdrucken musste und es in irgend eine größere Sammlung aufgenommen werden soll. Ich bin sehr gespannt, was das werden wird. Geschweige denn, dass das Gedicht bei weitem gerade mal akzeptabel war und nicht wirklich ausgereift, aber wenn sie meint. Sie ist auf jeden Fall die Einzige, die noch nichts vom Co-Autoren weiß und dabei wird es auch hoffentlich noch mindestens ein Jahr bleiben.