Von poetischen Ergüssen und bebender Erde

Es ist getan, Shimizu hat die Deutschstunde irgendwie unbeschadet überstanden und das Gedicht wurde auch nicht zerrissen. Diese Tatsache konnte meine Nerven dann doch um einiges beruhigen. Im Endeffekt betont mein Professor aber immer wieder, dass ich mich mit den Japanern auf Deutsch unterhalten soll und nichts anderes ist ja dabei auch passiert. Nur meinen bescheidenen Vorschlag, dass Shimizu ja für mich bei meinen Japanisch-Prüfungen auflaufen kann, wurde leider als undurchführbar abgeschmettert. Total unverständlich, denn bis auf die unbedeutenden Fakten, dass er kleiner ist, kürzere Haare hat und Japaner ist, wäre das doch nie aufgefallen. Na gut, es war einen Versuch wert. Besonders toll war aber Andres Reaktion auf eine Nachfrage zu dem Gedicht. Shimizu hat mich nach irgend welchen Fachbegriffen befragt, die mir ebenfalls nicht eingefallen sind. Also schnell Andre angerufen. Seine Reaktion lautete aber leider nur, er studiert etwas Vernünftiges und braucht das nicht zu wissen. Hat er ja auch nicht ganz unrecht.

Ansonsten wurde es ein sehr beschaulicher Tag. Die Regenzeit hat sich noch nicht breit gemacht und wir genießen die Sonne und die viel zu hohen Temperaturen. Dafür konnte ich heute mal ausprobieren, wie es sich anfühlt, wenn die Erde ein wenig bebt. Erst dachte ich ja, das Beben ist noch eine Nachwirkung des bulgarischen Wodkas von gestern (zu Lars Beruhigung, ich hab nur einen kleinen Schluck bei Orsolya probiert ;-P), aber dem war nicht so. Es war aber auch ziemlich schnell wieder vorbei. Das dürfte damit auch mein erstes Erdbeben überhaupt hier in Sendai gewesen haben. Beziehungsweise, das erste Erdbeben, was ich aktiv bemerkt habe. Ein Grund zur Sorge war es auf jeden Fall nicht. Immerhin habe ich jetzt den Beweis, dass ich 2006 schon mal eines erlebt habe. Damals haben Dennis und ich aber an alles gedacht, außer dass es ein Erdbeben gewesen sein könnte. Wirklich merken tut man die einfachen aber auch wirklich nur, wenn man sich in einem Gebäude etwas höher befindet.

Anschließend ging es dann in die Stadt. Orsolya hat demnächst Geburtstag und ich stand vor meiner Lieblingsfrage, frei nach den Prinzen: „Was soll ich ihr schenken, ohne sie zu kränken?“ Es ist ja nicht so, als ob dieses Problem in Deutschland nicht schon schlimm genug wäre. Hier in Japan ist das aber schon fast unmöglich. Noch nicht mal die Standardgeschenke wie DVDs funktionieren. Erstens kosten selbst Uralt-Filme wie „Zurück in die Zukunft“ mal locker 40 Euro und damit das Gleiche wie BluRays. Zweitens ist die Auswahl auch noch teilweise ziemlich fragwürdig. Ein japanisches Drama oder einen Samuraifilm, will ich dann auch nicht gleich schenken. Nun gut, mir wird schon irgend etwas einfallen. Muss ja, aber der heutige Tag hat mir mal wieder die Preisgestaltung der Japaner im Vergleich zu den Deutschen vor das Auge geführt. Zum Glück kenne ich mittlerweile schon alle wichtigen günstigen Läden, wo ich für mich zuschlagen kann.

3 Kommentare

    • Daniel auf 10. Juni 2010 bei 09:10

    ich hab das mal gecheckt, erdbeben am 7 juni: stärke 1 (von7)…ich würde sagen da ist noch louft nach oben 😉

    • Laas auf 10. Juni 2010 bei 09:43

    Schenk ihr doch ne Flasche vodka, die könnt ihr dann ja zusammen leer machen:D und das is dann bestimmt auch nur der Anfang eines bestimmt lustigen abends…

    • Carsten auf 12. Juni 2010 bei 14:33

    Die Bombenexplosion in Gö war auch bald wie ein kleines Erdbeben…

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