Viele Steine, müde Beine, Aussicht keine, Heinrich Heine.
Dies entspricht in etwa allem, was ich von deutscher Lyrik noch beherrsche.
Aus diesem Grund komme ich langsam auch in eine Identitätskrise hier in Japan. Vor mittlerweile vier Jahren verließ ich das Siemens Gymnasium, wohl wissend, dass ich mich nie mehr mit anderen Dingen als mit Geschichte beschäftigen werde. Dieser Vorsatz ging auch ziemlich lange gut, bis ich meine Füße auf den japanischen Boden setzte. Als ich heute mein Büro der deutschen Literaten betrat, saß Shimitsu schon in Lauerstellung bereit. Flehend, mit gefalteten Händen, erbat er meine Hilfe bei der undankbaren Aufgabe seines Deutsch-Kurses, ein deutsches Gedicht mit wenigstens 6 Versen zu schreiben. Das Grundgerüst stand zwar schon, aber es fehlten laut seiner Aussage zwei Dinge: die Hälfte der Wörter und schlimmer noch: die Poesie. Er hatte zwar sein Bestes gegeben, das Gedicht aber auf Japanisch geschrieben und nur übersetzt. Die Reime funktionieren zwar im Japanischen ausgezeichnet, wenn man die Kanjis beachtet, aber im Deutschen hört sich das Ganze dann doch etwas komisch an. Natürlich konnte ich ihn mit so einer Aufgabe nicht im Stich lassen.
Also hieß es: Ärmel hochkrempeln und sich vier Jahre zurück versetzen. Wie funktionierte das noch einmal mit Gedichten und vor allem muss sich das Ganze etwa auch noch reimen? Also schnell meinen zweiten Advisor als Übersetzter angefordert und die Schreckensnachricht vernommen. 6 Verse sind Pflicht und Reime gefordert und dazu hatte sich Shimizu auch noch das Thema Marathon ausgesucht. Zwar ist das ein interessantes Thema, aber für Reime ziemlich kompliziert. Also ran an den Feind und über eine Stunde später hatten wir ein Gedicht fertig. Dabei wurde auch noch der gesamte Inhalt von seiner Vorarbeit verarbeitet. Meine Deutschlehrer wären aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen. Dazu konnte ich noch die Sage von Marathon einbauen und wenigstens mein Geschichtswissen mit einfließen lassen. Jetzt begann aber der schwierige Part. Der Text alleine reicht ja nicht, Shimitsu muss auch wissen, was denn im Text steht. Also verging noch einmal annähernd eine Stunde, bis er es halbwegs verstanden hatte. Zum Glück kam erst in diesem Moment der Professor des betreffenden Kurses hinein und konnte von unserer deutsch-japanischen Gemeinschaftsarbeit nichts mehr feststellen. Mein Advisor meint zwar, das das Deutsch die Sache eventuell auffliegen lassen könnte, aber meiner Meinung nach, hätte er die Worte auch alle nachschlagen können. Und das Grundgerüst stammt ja von ihm. Trotzdem bin ich froh, so etwas nie wieder machen zu müssen. Ich habe ihm auch gleich erklärt, nächstes Mal soll er sich doch lieber ein Geschichtsthema aussuchen. Auf jeden Fall kann ich Lyrik zum zweiten Standbein machen, falls aus dem Geschichtlerdasein nichts wird. Wobei: lieber nicht.
Abends gab es dann noch eine kleine Geburtstagsfeier. Unser Bulgare hatte Geburtstag und zu meinem Glück laut Facebook Mohammed auch. Ich hatte ihm etwas zum Geburtstag besorgt, aber er hatte dort das falsche Datum eingetragen. Da ich nichts von dem Geburtstag des Bulgaren wusste, konnte ich das Geschenk aber gleich weiter verwenden. Auffällig waren wie immer die Koreanerinnen. Selber wollen sie auf keinem Foto sein, agieren aber selber wie Paparazzis. Als sie einmal dachten, ich könnte ein Foto gemacht haben, kamen sie angerannt und wollten das kontrollieren. Weil sie mir nicht glaubten, versuchten sie an die Kamera ranzukommen. Ein sehr schönes Bild, vergleichbar mit zehn Jahre alten Kindern, die versuchen, die Größe des Vaters zu erreichen. Die Australierin hatte Mitleid mit den Beiden und versuchte zu helfen, aber nicht lange. Durch ihren Ansturm erwischte ich sie perfekt, um sie zu Schultern. Daraufhin wurde sie erst einmal von mir aus dem Raum getragen. Begleitet wurde dies mit der Feststellung des Bulgaren, die Deutschen wissen wenigstens noch, wie man Frauen nach Hause bekommt. Um zu zeigen, dass ich beide Methoden beherrsche, wurde sie von mir im Anschluss auch auf den Armen zurück getragen. Auf jeden Fall war es ein sehr lustiger Abend, auch wenn betrunkene Koreanerinnen anstrengend sind. Und vor allem: die vertragen auch gar nichts.
2 Kommentare
die koreanerinnen möchten gucken
doch reik der starke ganz bedacht
scheint das nicht einmal zu jucken
mit australierin sich aufgemacht
Netter Reim:))))
was beschwerst du dich denn, dass die koreanerinnen nix vertragen, du bist doch kein Stück besser;)