Der heutige Tag stand vollkommen unter dem Motto des City-Klassikers, „Noch““““n Bier“. Der Stammleser wird es erahnen können, es ging heute zum German-Fest, auch bekannt als Oktoberfest. Es begann schon gut, als wir ankamen und auf die anderen beiden warten mussten. Eine Verkäuferin wollte uns auf Englisch etwas andrehen und rief uns das aus einer Entfernung von zehn Metern zu. Gleichzeitig kamen zwei Japaner auf uns zu und fragten uns aus. Dies wurde natürlich begleitet von dem üblichen Spruch: Tohoku Universität? Seit ihr schlau! Nachdem wir die endlich losgeworden sind, kamen dann auch unsere Begleiter.
Zusammen ging es dann die überteuerten Preise begutachten. Würsten am Stiel, „Weißwurst“ mit essbarer Haut und Käseplatten mit 6 Minikäsewürfeln für sechzehn Euro standen auf dem Programm. Dazu noch eine große Bierauswahl – mit einem halben Liter für knapp 10 Euro. Immerhin war auch deutsches Bier vertreten, zum Beispiel Bitburger, Paulaner und zu meiner ganz großen Überraschung auch Einbecker. Gut, bei der Auswahl entschied ich mich dann notgedrungen für das Bitburger, das wenigstens auch noch halbwegs günstig war. Los ging dann die deutsche Gesprächsrunde. Immerhin handelte es sich bei unseren japanischen Begleitern um Deutschland-Veteranen, die beide jeweils ein Jahr in Regensburg beziehungsweise Marburg gelebt haben. Wie aber währenddessen Stimmung im Zelt aufkommen konnte, war uns schleierhaft. Die bayrische Band spielte in in den 6 Stunden, die wir auf dem Fest verbrachten, nur zweimal jeweils eine Stunde lang. Dabei hielt man sich an ein Gesangsgut von ganzen drei Liedern. Alles im allem also nicht gerade abwechslungsreich. Die Japaner gingen aber voll mit und zu später Stunde formten sich sogar Polonaisen durch das ganze Zelt. Auch bei den Rufen antworteten fast alle. Nur die Anwesenden, die Deutsch verstanden, hielten sich zurück. In der restlichen Zeit, gab es aber noch nicht einmal Musik vom Band.
Eine richtige Überraschung und ein Problem, stellte unsere Anwesenheit aber für die Band selber dar. Nach den Auftritten gingen sie durch die Menge und verkauften den Japanern teure Mützen mit dem Bandlogo. Uns versuchten sie diese auch auf Englisch anzudrehen, was aber durch ein zünftiges „Moin“ gleich unterbunden wurde. Das Deutsche diese Mützen nicht kaufen werden, war ihnen auch klar und so gaben sie es schnell auf. Beim zweiten Mal machten sie einen großen Bogen um uns. Hauptproblem stellte für sie die Tatsache dar, dass wir ohne weiteres heraus bekamen, dass es sich bei ihnen um eine internationale Band handelt. Es war zwar ein Bayer dabei, aber ansonsten ein Österreicher und ein Slowene. Das konnte natürlich das von der japanischen Moderatorin im Dirndl angepriesene urdeutsche Image der Band ankratzen. Deshalb hielt man dann von uns doch lieber Abstand. Wir hatten dagegen ganz andere Ideen. Drei Songs bekommen Felix und ich auch noch hin und Orsolya kann Flöte spielen und uns begleiten. Damit hätten wir schon mehr Deutsche im Trio als die echte Band. So sollten wir durch Japan ziehen und reich werden. Aber im Endeffekt überlassen wir das dann doch lieber den Profis!
Trotz der neugierigen Blicke der Japaner, dem komischen und überteuertem Essen und der mauen Musikuntermalung hatten wir aber unseren Spaß, was nicht zuletzt an unseren Japanern lag. Die waren zwar nach ein bis zwei Glas Bier schon ganz schön angeschlagen, trotzdem sorgten sie für eine sehr gute Stimmung. Demnächst werden wir wohl ein Revival des Treffens machen. Spätestens im Oktober, wenn es das Oktoberfest II in Sendai gibt. Die Frage, warum es eigentlich nur deutsche Feste in Sendai gibt, beantwortete uns unser Japaner übrigens mit der Aussage, dass die Japaner halt Bier am liebsten trinken und für Bier die Deutschen die beste Ausrede darstellen. Nur einen Fakt konnte uns keiner erklären. Die Liebe der Japaner zur Sendung mit der Maus, überraschte uns aber dann doch sehr. Das Festival war nicht das erste Mal, dass wir sahen, wie Maus-Fanartikel verkauft wurden. Dieses Mal gab es aber sogar eine Mausfigur, die über das Fest lief und einige Japaner hatten sogar die Maus-Mützen auf. Woher die Japaner die Maus kennen und warum sie so beliebt ist, konnten uns unsere Japaner aber auch nicht erklären.
- Oktoberfest
- „echt“ deutsches Essen
- Maus
- Polonaise
- Maus-Mütze












Das würde ein noch natürlicheres Bild der Forschungen ergeben. Auch das folgende Fernsehprogramm war sehr interessant. Dokumentationen zu berühmten Serien gibt es in Deutschland ja auch öfter mal. Besonders Kabel blamiert sich mit ihren Shows zu Queen, Star Trek oder ähnlichem gerne mal, indem D-Prominenz über die Serie redet. Hier wurde das Ganze jetzt auf Japanisch fabriziert. Dementsprechend war das Thema ein Manga und alle Anwesenden waren wie Charaktere aus eben jenen Animes verkleidet. Dabei wurden immer wieder Vergrößerungen von irgend welchen Szenen hochgehalten und die Anwesenden sprachen aus der Sicht der Charaktere über die Geschehnisse. Dementsprechend Kurios war das ganze Programm auch. Unterbrochen wurden wir nur kurzzeitig von Shimizus Professor mit der Gedicht-Aufgabe. Er hat mittlerweile dem Prof. gebeichtet, dass ich geholfen habe und er angeblich kaum etwas gemacht hat. Das wurde gleich mal wieder in einen richtigen Rahmen gesetzt und erklärt, dass ich nur helfende Hand war. Besonders bei meinem Advisor, der zuhörte, kam diese Erklärung auch sehr gut an. Für mich war das Ganze aber eher von Nachteil. Der Prof. war sehr begeistert vom Einsatz eines Gedichtes für die Aufgabe und hofft, dass dies jetzt häufiger der Fall sein wird. Gleichzeitig hat er aber auch im Kurs erklärt, dass die Studenten sich ja im Notfall an mich wenden können und dass ich dann aushelfe. Also kommt jetzt noch häufiger Reimen auf mich zu. Na klasse, ich glaube ich werde mal im Internet nach Gedichtschreibkursen zur Auffrischung meines Wissens suchen müssen!
Für Fotos vom Auftritt selbst hat es aber leider nicht gereicht, da ich nicht an meine Kamera heran gekommen bin. Was so toll an japanischer Musik ist, hab ich aber sowieso noch nicht verstanden, jedenfalls bei dieser. Sie hatte gewisse Ähnlichkeiten mit dem Herumgeschreie einer gewissen „Band“ aus Magdeburg. Von musikalischem Anspruch war auf jeden Fall nichts zu merken. Trotzdem kam der Auftritt bei den Damen gut an. Ich dagegen bleibe wohl lieber bei meinem Rock. Dafür habe ich endlich ein Geburtstagsgeschenk für Orshi gefunden. Es war sehr beeindruckend, wie die Japanerin es in sieben Lagen unterschiedlichen Papiers einwickelte. Man muss zwar in einigen Läden für Tüten zahlen, aber ansonsten kümmern sich die Leute trotzdem nicht wirklich um die Umwelt.










