Von schlechten Gedächtnissen und der WM 2010

Jetzt fängt das auch schon in Japan an, dass sich Leute ignoriert fühlen. Heute trafen wir eine junge Koreanerin, die den anderen erst mal ihr Leid klagte, dass ich sie auf dem Campus nicht erkannt habe. Das ist eine ziemlich fiese Unterstellung. Erst einmal sehe ich sowieso weder Freund noch Feind auf dem Weg und asiatische Gesichter machen es mir auch nicht leichter. Dann hat sie mich auf Japanisch angesprochen, was garantiert in einer „ich verstehe nur Bahnhof“ Antwort geendet hat. Na gut, wenigstens konnte ich mich entschuldigen. Ich muss unbedingt an meinem Gedächtnis arbeiten!

Ansonsten geht mir der Weltmeisterschaftstrubel langsam auf den Zeiger. Alle Leute tragen Trikots, wobei interessanterweise kaum mal japanische Trikots dabei sind. Selbst Wodka wird in kleinen Trikots verpackt verkauft und in der Stadt grinsen einen an jeder Ecke Nakamura, Wiese, Neuer oder Messi an. Als Deutscher werde ich natürlich auch noch von allen angesprochen, wie schlimm es ist, dass Ballack verletzt ist und wer denn nun Weltmeister wird. Dabei interessieren Nationalmannschaften mich gar nicht so sehr. Auch kann man kaum mal Leute treffen. Alle Menschen, die ich heute nach ihren Abendplänen befragt habe, antworteten nur, dass sie das Eröffnungsspiel schauen. Dabei ist die Begegnung noch nicht mal mit guten Teams besetzt gewesen. Aber alle Nicht-Fußballfans wollten sie unbedingt sehen und kamen danach enttäuscht zu mir, wie langweilig das Spiel und dadurch Fußball allgemein, doch war. Aber egal, solchen sozialen Großereignissen kann ich ja nicht fern bleiben, deshalb schaute ich das Spiel zusammen mit anderen Ausländern im Internationalen Haus an. Ich wusste gar nicht, dass wir so viele Afrikaner dort rumlaufen haben. Sie holten sogar die unsäglichen Trompeten raus und spielten sie uns vor. Was man aber sagen muss: Die Anwesenden hatten ein ungemeines Rhythmusgefühl. Nach dem 1:0 haben sie erst mal getanzt. Um so größer war dann die Enttäuschung über das Unentschieden. Das nächste Spiel, das laut Angaben des japanischen Fernsehens um „27 Uhr“ anfängt, werde ich mir dann aber doch nicht antun. Vielleicht wieder, wenn es eine wirklich gute Begegnung ist. So ein internationales Zuschauen macht aber auf jeden Fall einigen Spaß und ich kann damit sagen, ich hab jetzt schon mehr WM als 2006 geschaut.

4 Kommentare

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    • Daniel auf 12. Juni 2010 bei 08:53

    tzz tzzz tzzzzzzzzzzzzzzzzz 😛

    • Carsten auf 12. Juni 2010 bei 14:38

    Ja, diese Vuvuyelas nerven mich auch. Aber wem drückst du denn nun mehr die Daumen: Deutschland oder Japan??

    • admin auf 12. Juni 2010 bei 18:42
      Autor

    Ähm, keinem der Beiden. Beim Fußball drücke ich nur einem Team die Daumen ;-P. Das ist nicht dabei, deshalb bin ich in diesem Fall neutral. Weltmeister wird vermutlich eh Holland oder Spanien.

    • Carsten auf 13. Juni 2010 bei 16:36

    Ach, stimmt natürlich, wie konnte ich das nur vergessen;)

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