Langsam wird es spannend hier in Japan. Nachdem sie sich fast zwei Monate komplett zurückgehalten haben, fangen die Erdbeben langsam an, sich der Stadt Sendai anzunähern. Heute war ein 6.2er Erdbeben, knapp 150 Kilometer von hier entfernt. Das führte aber hier nur zu kleineren Erschütterungen, also nichts weltbewegendes. Trotzdem stellen die Erdbeben für Europäer immer wieder eine ungewohnte Situation dar. Interessant war es deshalb, sich später in Facebook die ganzen Statusnachrichten betreffend des Erdbebens anzuschauen. Besonders häufte sich die Beschwerde, dass das Erdbeben zu nachtschlafender Zeit losgegangen ist. Nachtschlafende Stunde bedeutet für meine Mitstudenten also 12.30 Uhr. Die Japaner sahen das ganze dann doch etwas ruhiger.
Nach diesem kurzen Durchschütteln gab es anschließend zwei Missionen. Das Sendaier Jazz-Festival besuchen und endlich mein normales Handy zurück bekommen. Der Wichtigkeit halber wurde erst einmal das zweite Ziel in Angriff genommen. Schon beim Betreten des Ladens wurde ich freudig von der jungen Verkäuferin begrüßt, mit der ich schon beim letzten Mal etwas länger geredet habe. Die ist auch noch sehr gut auf mich zu sprechen, da ich mich von ihr noch nie bedienen lassen habe. Das geht so weit, dass sie mich vorgestern sogar auf der Straße gegrüßt hat. Ich habe zwar freundlich zurück gegrüßt, aber erst heute ist mir aufgefallen, um wen es sich eigentlich handelte. Ganz anders sah es bei den restlichen Angestellten aus. Wer mich nicht sieht, hat auch nichts zu befürchten. So verdrückte sich eine der Englisch sprechenden Verkäuferinnen sehr schnell mit meinem Handy, wortlos, damit ja keine Fragen kommen können. Mein junge Verkäuferin war leider noch mit einem Kunden beschäftigt, also stand ich alleine da und langweilte mich mal wieder. Zum Glück erbarmte sich nach fünf Minuten doch noch ein alter bekannter Verkäufer und erklärte mir wenigstens, was die Dame mit meinem Handy anstellt und was in all den Rechnungen steht. Sehr lustig war das Entschuldigungsschreiben, in dem in tausenden Formulierungen der Fehler eingestanden und sehr bedauert wurde. Dafür wurde mein Handy diesmal komplett überprüft, also auch, ob zum Beispiel die Speicherkarten funktionieren und so ein Kram. Wenn man den Brief so gelesen hat, blieb einem endgültig nur die Frage übrig, ob der Verantwortliche nur gefeuert wurde oder ob er gleich noch rituellen Selbstmord aufgrund der Schande begehen musste. Ich kann nur empfehlen, Japaner bei einem Fehler zu erwischen, die Reaktionen sind einfach göttlich.
Anschließend genoss ich noch einmal das Leben in einer Großstadt, die sich auf Musik spezialisiert hat. In der Innenstadt gab es ein großes Jazz-Festival, was super besucht war. Hier braucht man sich wirklich keine Sorgen machen, dass einem Sonntags mal langweilig wird. Nur, dass Sendai eine Millionen Einwohner hat, bestreite ich mittlerweile. Oder ich kenne zu viele Leute. In meiner Zeit in der Innenstadt habe ich noch 12 Kommilitonen getroffen beziehungsweise wurde von ihnen gesehen. Besonders schön war dabei die Reaktion einer japanischen Kommilitonin (die Dame, die ich vor ein paar Wochen hinterrücks hochgehoben hatte). Diese war mit einer Freundin unterwegs und die war maßgeblich durch meine Person eingeschüchtert und konnte nur noch wie ein Schulmädchen kichern. Ich bezweifle wirklich, dass die Leute 21 Jahre alt sind. Sie wertete mein Erscheinen dann auf Japanisch mit meiner Kommilitonin aus. Die erklärte ihr freundlicherweise, dass ich kein Japanisch kann. Ich kann nur sagen, es ist sehr nett, wenn neben einem über einen getratscht wird. Zu ihrem Unglück verstand ich jedes Wort, aber egal. Zum Glück waren die beiden nett und haben keine bösen Sachen gesagt, sonst hätte ich mir eine Rache einfallen lassen müssen. Trotzdem bleibe ich dabei, vom Aussehen und Auftreten wie Schulmädchen.
1 Kommentar
das das große sendai erdbeben schon lange überfällig ist hab ich dir erzählt?