Verewigung in der Uni

Ha, ich wusste, dass die Japaner wissen, wie man etwas am besten verkaufen kann. Was habe ich vor meiner Anreise über die Internetseite der Tohoku University geflucht. Unsortiert, unübersichtlich und mit einem Design, dass mindestens schon zehn Jahre auf dem Buckel hat. Doch genau das soll sich jetzt ändern. Mein zweiter Advisor hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine neue Homepage für unseren Bereich zu erstellen. Dazu gibt es nur zwei Ziele, die er verfolgt: Erstens – das Design moderner machen und dann der zweite und wichtigere Punkt – besser sein als die Philosophie Abteilung. Ja, richtig gehört, Wettkampf zwischen den Abteilungen gibt es auch in Japan und das nicht zu wenig. Besonders negativ sind die Philosophen gerade dadurch aufgefallen, dass sie eine externe Firma zum Erstellen angeworben haben. Das Geld haben sie dadurch, dass ihr Chef es versteht, genug Werbung für die Abteilung zu machen und dadurch einen besonders großen Teil der Fördergelder der Philosophischen Fakultät abzugreifen. Was hat das Ganze nun mit mir zu tun und wieso wissen die Japaner sich zu vermarkten? Ganz einfach: Als ich heute ins Büro kam, stand Shimizu gerade mit einem Buch über Filme bereit, um mich über meine Lieblingsfilme und über deutsche Klassiker auszufragen. Als ich so in dem Buch schmökerte und ich ihm einiges erklärte, merkte ich plötzlich einen Blitz hinter mir und da stand auch schon mein Advisor. Das Foto wurde gleich auf die Homepage eingepflegt. Das heißt bei den hiesigen Homepageerneuerungsraten, dass ich nun wohl für die nächsten ca. 10 Jahre hier in Japan als fleißig lernender Student vertreten sein werde. Daneben steht ein Werbetext über die außerordentlich vielseitigen Untersuchungsgebiete der Studenten, die sogar internationale Forschung betreiben. Zum Glück kann keiner das eigentliche Thema des Buches erkennen. Aber gut, ganz unrealistisch ist das Ganze auch nicht. Lustig sieht nur aus, dass ein Student im Hintergrund gerade die Kaffeemühle in der Hand hat und mein Hemd etwas weit war und ich dadurch etwas breiter aussehe.

Danach konnte ich gleich mal meinem Hobby als Webdesigner frönen und Verbesserungen zur Homepage vorschlagen. So muss die Überschrift, aufgrund eines Schreibfehlers, noch einmal geändert werden und wir ließen uns über mögliche Bilder für die Startseite aus. Aus diesem Brainstorming heraus, wurden die anwesenden Studenten dann gezwungen, sich vor dem Fernseher zu postieren und bei einem Standbild aus „Lola rennt“ Unterricht nachzuspielen. Zum Glück des Fotografen, war einer der Studenten im Anzug da, wodurch er mehr wie ein Professor aussieht, als die meisten echten Professoren.

Die Fotoserie wurde ziemlich gut, auch wenn ich der Meinung bin, wir hätten die Fotos nehmen sollen, die durch meine Kamera später entstanden. Das Fernsehprogramm wurde gewechselt und es lief gerade ein Anime, wo die Anwesenden dann hängen blieben. BüroDas würde ein noch natürlicheres Bild der Forschungen ergeben. Auch das folgende Fernsehprogramm war sehr interessant. Dokumentationen zu berühmten Serien gibt es in Deutschland ja auch öfter mal. Besonders Kabel blamiert sich mit ihren Shows zu Queen, Star Trek oder ähnlichem gerne mal, indem D-Prominenz über die Serie redet. Hier wurde das Ganze jetzt auf Japanisch fabriziert. Dementsprechend war das Thema ein Manga und alle Anwesenden waren wie Charaktere aus eben jenen Animes verkleidet. Dabei wurden immer wieder Vergrößerungen von irgend welchen Szenen hochgehalten und die Anwesenden sprachen aus der Sicht der Charaktere über die Geschehnisse. Dementsprechend Kurios war das ganze Programm auch. Unterbrochen wurden wir nur kurzzeitig von Shimizus Professor mit der Gedicht-Aufgabe. Er hat mittlerweile dem Prof. gebeichtet, dass ich geholfen habe und er angeblich kaum etwas gemacht hat. Das wurde gleich mal wieder in einen richtigen Rahmen gesetzt und erklärt, dass ich nur helfende Hand war. Besonders bei meinem Advisor, der zuhörte, kam diese Erklärung auch sehr gut an. Für mich war das Ganze aber eher von Nachteil. Der Prof. war sehr begeistert vom Einsatz eines Gedichtes für die Aufgabe und hofft, dass dies jetzt häufiger der Fall sein wird. Gleichzeitig hat er aber auch im Kurs erklärt, dass die Studenten sich ja im Notfall an mich wenden können und dass ich dann aushelfe. Also kommt jetzt noch häufiger Reimen auf mich zu. Na klasse, ich glaube ich werde mal im Internet nach Gedichtschreibkursen zur Auffrischung meines Wissens suchen müssen!

Auf dem Nachhauseweg traf ich dann noch Antii. Zusammen ging es noch ne Runde in die Stadt, kleinere Einkäufe erledigen. Besonders ist mir dabei eine Sache aufgefallen: Ich weiß nicht, ob es am Laden lag, aber der eine Klamottenladen hat nie die Länge für die Hosen angegeben, sondern hat erwartet, dass man die richtige Weite aussucht und dann kürzen lässt. Für mich wäre das aber keine Option, selbst die längste Hose konnte ich noch locker als Hochwasserhose anziehen. Dass dieses Prinzip bei Stoffhosen verwendet wird, verstehe ich ja noch, wieso aber auch normale Jeans davon betroffen waren, erschloss sich mir nicht ganz. Dafür haben viele die Hosen dann auch einfach hochgekrempelt. Anschließend ging es dann nach Hause, wo ich mir mein zweites Spiel dieser WM anschaute, nur um die Nationalmannschaft verlieren zu sehen. Gut, dass alle Mitbewohner noch dabei waren und ich auf einmal analysieren musste, warum sie verloren haben. Das hat man nun davon, denen beim Spiel zuzuschauen!

1 Kommentar

    • Daniel auf 19. Juni 2010 bei 23:07

    die hosen haben mir von der länge grade so gepasst (die breite war eher das problem) ;/

    ich denke es wäre besser wenn du dir die partie gegen ghana ersparst und deine eindeutigen negativen tendenzen für deutschlandpiele somit garnicht erst eintreten können 😉

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