Von Kartoffelsalat und Mitstudenten

Wenn man solche Freunde hat, wer braucht da noch Feinde? Diese Frage stellte sich den Vertretern Deutschlands heute öfter. Was bei mir zu selten vorkommt, trifft bei den beiden Deutschen zwei Etagen tiefer sehr häufig zu: Sie treffen sich zu gemeinsamen Runden mit ihren Mitbewohnern. An dieser Tatsache ist meist auch nichts Schlechtes zu finden, bis der Flurälteste Watanabe sie verdonnerte, für ein internationales Fest morgen zu kochen. Natürlich konnte ich sie dabei nicht alleine lassen und wurde als Unterstützung geworben. Also ging es heute auf den Markt, um die Zutaten für eines der einfachsten, aber im Ausland als Deutsch geltendes Essen, zu besorgen – Kartoffelsalat. An sich kein Problem, wären da nicht die Preise. Wir staubten die günstigsten Angebote ab, die wir finden konnten und trotzdem kostete die Schüssel Kartoffelsalat mal locker knapp dreißig Euro. Besonders, dass man Kartoffeln nicht im Netz kaufen kann, erschwerte die Sache ungemein. Aber egal, es ist ja zum Glück einmalig und hoffentlich schmeckt es den anderen auch noch.

Ansonsten habe ich heute mal wieder festgestellt, dass das Beste, was einem im Ausland passieren kann ist, dass die anderen denken, man versteht sie nicht. Als ich heute im Büro saß und meine Sprachkursaufgaben löste, waren ausnahmsweise auch einige Studenten da, die nur im zweiten Jahr sind. Da diese sich kaum mal ins Büro verirren, hatten sie natürlich noch nicht mit mir zu tun. Aus diesem Grund befragten sie die anderen über mich. Der Einzige, der sich raushielt, war Shimizu. Er ahnte vermutlich, dass ich etwas verstehe. Er nutzte eine der Pausen lieber, um ein wenig für mich zu übersetzen, Dabei sollte man eher von erklären sprechen, da er mehr Japanisch, als Englisch und Deutsch gesprochen hat. Es ist auf jeden Fall interessant, über was alles gesprochen wird, wenn man denkt, der andere versteht nichts. Wobei die anderen die Fragen auch nicht so gut beantworten konnten, da sie über mein Privatleben nicht so gut im Bilde sind. Der Einzige, der was wissen konnte, hat halt nichts gesagt. Mir ist aber dadurch mal wieder bewusst geworden, warum ich mich bei solchen Aktionen auch in Göttingen zurück gehalten habe. Man weiß nie, was der daneben sitzende vielleicht doch versteht, denn hören ist leichter als sprechen. Trotzdem trauten die Damen sich auf jeden Fall nicht, mich anzusprechen. Also verwendete ich einen Trick und Shimizu verstand sofort. Ich spielte ihm eines seiner Lieblingslieder auf dem Netbook vor. Er nutzte dies aus, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, indem er mit sang. Dadurch, dass „Mustapha“ aber nun ein sehr seltsames Lied für Queen-Verhältnisse ist, wollten die jungen Damen natürlich erfahren, worum es sich handelte und ich bekam die Chance, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Ich glaube, jetzt werden sie eher auf mich zugehen. Musik ist auf jeden Fall ein gutes Mittel, um das Eis zu brechen. Ich muss sagen, aus zwei Gründen sollte ich öfter mit den Damen sprechen. Auf der einen Seite sind sie nett, auf der anderen Seite muss ich ihre Deutschunkenntnis ausnutzen. So lange ich weiß, dass mein Gegenüber kein Englisch und kein Deutsch beherrscht, fällt mir die Kommunikation auf Japanisch viel leichter. Ansonsten kommt mir zu schnell der Gedanke, warum ich mir das antue, wenn der andere meine Ausführungen auf Englisch und Deutsch doch viel besser verstehen könnte. Dies ist eine Eigenschaft, die ich sehr schnell ablegen sollte!

Nur was den Fußball betrifft, muss ich mir etwas einfallen lassen. Die Japaner haben schon wieder verloren und mein zweiter Advisor wird mich vermutlich über die Gründe ausquetschen. Vermutlich sollte ich wirklich gleich im Büro schauen, wie er es mir angeboten hat, dann gibt es wenigstens keine Nachbesprechungen. Aber es ist schon lustig, dass sie jedes Spiel, was ich von ihnen gesehen habe, verloren haben. Ich scheine dabei kein Glück zu bringen.

1 Kommentar

    • Daniel auf 8. Juni 2010 bei 08:33

    dabei war neulich das spiel gegen england schon so toll 😛

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