Tokyo, die Stadt der tausend Hochhäuser, Menschenmassen und kein Schritt ohne auf einen japanischen Geschäftsmann zu treffen, so stellt sich der Europäer die Stadt doch im Allgemeinen vor. Um das Gegenteil zu beweisen, fuhren Dennis und ich heute etwas in die ruhigeren Bezirke Tokyos. Namentlich handelte es sich um Shibamata. Es sollte sich lohnen. Alte, kleine Häuser pflastern die Straße. Einige Tempel sind zu finden und kein einziger Ausländer war zu sehen. Der Stadtteil gilt wohl nicht umsonst als einer der unterschätzten Stadtteile Tokyos. Die Ruhe und die schönen Gebäude und Tempel luden zum Flanieren ein. Dementsprechend zogen wir los Richtung Fluss, der in der Nähe sein musste. Solange die Richtung stimmt, kann ja nichts schief gehen. O.k., offensichtlich stimmte die Richtung nicht ganz und wir kamen viel zu südlich heraus, aber wir kamen an.
Lang gezogen am Fluss befinden sich Sportfelder. Neben Baseball gab es so auch Fußballspiele von Jugendmannschaften zu bestaunen. Die Kleinen waren allesamt gut drauf und gaben ihr Bestes. Am interessantesten war eine Mannschaft, die im extra dafür gecharterten Bus ankam. Ach ja, Busse, damit hatten wir heute auch so unsere Probleme. Bevor es zum Stadtteil ging, bestellten wir noch einen Nachtbus für unsere Weiterfahrt am Samstag. Als die Bestätigungsmail kam, ging es schnell los. Wir wollten am besten auch gleich die Tickets bezahlen. Zum Glück lasen wir die Mail vorher noch. Aus unerfindlichen Gründen wurden wir als Rentner gebucht. Wir sehen zwar von den Strapazen älter aus, ob man uns aber die 65 abnimmt, ist doch mehr als fraglich. Also lieber schnell das Unternehmen angerufen und das Problem geschildert. Immerhin, nach vier Stunden hatte ich endlich jemanden in der Leitung und konnte mein Problem lösen lassen. Ob wir jetzt nach Sendai fahren oder nach Hokkaido, entscheiden wir dagegen morgen. Immerhin ist der Rentnerbus nicht mehr reserviert.
Aber davon lassen wir uns ja die Laune nicht verderben! Also noch etwas den Kindern zugeschaut und anschließend weiter des Weges. Wie sah eigentlich der Weg aus? Keine Ahnung, aber Pläne hatten wir eh noch nie. Da man in der Ferne einen Turm sehen konnte entschlossen wir uns, dort hin zu laufen. Was für ein Gewaltmarsch über knapp 5 Stunden! Es gab aber wenigstens einiges auf dem Weg zu sehen. Erst als wir kurz vor dem Ziel waren, fragten wir sicherheitshalber mal nach den Weg. Ein japanischer Geschäftsmann verschloss sein Auto und kroch für uns in Stoffhose auf dem dreckigen Boden herum, um uns den Weg aufzumalen. Man stelle sich das in Deutschland vor! Laut Auto war er offensichtlich ein höherer Geschäftsmann – und der kriecht auf dem Boden, um den Weg zu zeigen. Allgemein waren wir heute wieder Mode. Egal, ob zwei junge Japanerinnen an der malerischen Fähre am See, alte Männer, die zu viel Zeit hatten und einige andere Japaner, alle hatten eins gemeinsam. Sie wollten mit uns reden. In den meisten Fällen ließen wir das zu. Nur der alte Opa war ein großes Problem, er wollte uns gar nicht mehr gehen lassen. Im Endeffekt absolvierten wir heute wohl knapp dreißig Kilometer und sahen einiges von der Stadt, nicht schlecht für zwei 65-jährige Opas, oder?