Rabattsysteme

Wie oft hört man das Gestöhne in Deutschland, wenn der Kunde mal wieder nicht auf Anhieb zwischen den zehn Rabattkarten die Richtige findet. Wie einfach das doch ist! In Japan sieht das Bild noch viel schöner aus. Ich wollte heute nur einen 150 Yen Stromadapter kaufen und hatte es eigentlich eilig. Es entstand dabei folgendes Gespräch:

V: Hoch geehrter Kunde, danke für ihr Interesse! Was kann ich für sie tun? (Bitte noch drei Höflichkeitsstufen höher setzen, die die deutsche Sprache einfach nicht kennt!)
R: Ich will das Teil kaufen, hier ist das Geld.
V: Wollen sie mit Karte, Suicar (Prepaidkarte), Bonuspunkten, Eddy oder Ähnlichem bezahlen?
R. Ich habe das Geld schon hingelegt, also vermutlich in bar.
V: Falls Sie, hoch geehrter Kunde, mit Suicar bezahlen, bekommen sie noch 5 Prozent Rabatt, mit Kreditkarte von uns sogar zehn.
R: (Geld liegt zwar schon, aber Rabatt nimmt man ja immer und ne Suicar-Karte hab ich natürlich auch.) O.k., dann mit Suicar.
V: Oh, das tut mir leid. Wir sind an der falschen Kasse. Da müssen wir schnell umziehen. Das tut mir tausendfach leid.
R: Egal, dann doch in bar. Geld liegt ja auch noch da.
V: Wollen sie dann vielleicht noch ihr Handy hier anmelden?
R: Wieso sollte ich?
V: Ja, das gibt einmalig zehn Prozent auf den aktuellen Einkauf…….. [gestoppte drei Minuten später, im immer schneller werdenden Japanisch] und dann drücken sie noch dreimal o.k., haben ihre Seele verkauft (O.k., der Part könnte meine Interpretation sein. Wie gesagt, die Dame hat etwas schnell gesprochen.), sind für den Newsletter angemeldet und bekommen jetzt gleich den Rabatt.
R: (Konnte Redeschwall vorher nicht stoppen.) Erst mal, bitte langsam und zweitens all das wegen 150 Yen, nein danke.
V: O.k., das macht dann 150 Yen, wollen sie sich auch noch für das………
R: Nein, danke für die Tüte, ich muss dann mal.

Wie man sieht, ist das Rabattsystem hierzulande ziemlich ausgeklügelt. Jeder noch so kleine Laden vergibt Rabattkarten. Sogar Kliniken bieten Rabattsysteme, nach dem Motto, fünfmal Fett absaugen und dafür die Nase umsonst verkleinert. Natürlich reichen diese Karten nicht aus. Viel interessanter ist ja das Handy. Überall hat man die Möglichkeit, sich für Newsletter anzumelden und dann Gutscheine aufs Handy zu bekommen. Teilweise funktioniert auch schon das Bezahlen mittels Handy. Dabei wird das Handy auf ein Lesegerät gelegt und das Geld per Telefonrechnung abgebucht. Wem das immer noch nicht reicht, der bekommt bei bestimmten Zahlmethoden Rabatt. So gibt es Rabatt, wenn man mittels aufgeladener Prepaidkarte zahlt. Diese würde ich eh jedem empfehlen, der Tokyo bereisen möchte. Mit dieser kann man ohne Probleme die U-Bahn nutzen, ohne immer Karten ziehen zu müssen. Da den Überblick zu behalten, bei allen Zahlmöglichkeiten, ist schon kompliziert. Das gilt besonders, wenn der Verkäufer, wie bei meinem Beispiel heute, einen wirklich nicht ohne Belehrung gehen lässt. Orsolya, die wirklich jede Rabattkarte mit nimmt, braucht so mittlerweile schon eine eigene Tasche für die Karten. Von daher, keine Beschwerden mehr über das deutsche System, es könnte immer noch schlimmer sein!

Home Sweet Home

Home Sweet Home. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie ungewohnt es ist, mal wieder in der Heimat zu sein. Das musste dementsprechend auch erst einmal vollständig ausgenutzt werden. Lange im Bett liegen, lesen und einfach mal die Seele baumeln lassen, genau das, was der Doktor verschrieben hat. Für immer ging das natürlich nicht, es gibt schließlich viel zu tun. Mein Labor hatte mich eh schon viel zu lange nicht mehr gesehen. Unfassbares Glück hatte ich auf alle Fälle. Die letzten hier verbliebenen Ausländer hatten gerade ihre kompletten Sachen im den sporadisch anfallenden Regenfällen versaut. Aber während ich unterwegs war, war es dagegen die ganze Zeit trocken.

Im Büro war man sehr erschrocken, mich schon zu sehen. Man freute sich schließlich noch auf eine ruhige Zeit, ohne mich im Büro. Egal, diese Zeit wurde für Gespräche und ein wenig lernen genutzt. Wieso es aber darin endete, dass ich ein japanisches Windows 7 installieren musste, ist mir auch noch nicht ganz klar. Auf jeden Fall war etwas Betrieb im Büro, genau was ich eigentlich für heute wollte.

Anschließend ging es zum internationalen Center, Orsolya und andre treffen. Schlecht nur, dass der Treffpunkt kurzfristig geändert wurde, ohne mir Bescheid zu sagen und alle schon mal nach oben zum Schloss per Taxi gefahren sind. So stand ich also alleine da. Egal, ich kann mich auch so beschäftigen, also ging es in die Innenstadt. Was ist es eigentlich mit Japanern und ihren Spielereien? Ich fand ein handygroßes Gerät, in das man Zahlen eingibt und dann erzählt es in acht Sprachen einen bestimmten Satz. Das Deutsch hörte sich dazu noch beschissen an. Ich kann mir die Japaner förmlich vorstellen, wie sie damit vor einem Deutschen stehen, erst mal das Handbuch nach dem Satz durchsuchen, die Nummer eingeben und der Deutsche immer noch nichts versteht, da der Sprecher schlecht ist. Halt, so ein Teil brauch ich für Japan…. Nein doch lieber nicht. Ich könnte es zwar auch in seltenen Fällen gebrauchen, sinnvoll ist es aber trotzdem nicht. Trotzdem verkaufte sich das Teil wie sonst etwas. Auch andere Spielereien waren etwas übertrieben, aber das ist man ja von hier gewöhnt. Genauso wie die Modemacke der Japaner. Ich verstehe ja den Sinn vom Modischem. Wie man aber bei über dreißig Grad noch mit einer Pudelmütze rumlaufen kann, kann ich mir nicht wirklich erklären. Wäre es nur eine Person, ginge das ja noch, aber das machen viele. Eine Sache, die ich wohl nie kopieren werde. So ging der ruhige Tag dann auch schnell zu Ende und bald kann es endlich wieder richtig losgehen. So gibt es in den nächsten Tagen ein großes U19 Nationalmannschaftsturnier. Ich bin geneigt, mir eine Kombikarte für alle drei Tage zu besorgen. Endlich mal wieder echter Fußball – ein Traum.

Narita… mal wieder

Heute war ein trauriger Tag für mich, der Tag einiger Abschiede stand an. Wieso machen sich eigentlich alle auf den Weg nach Deutschland, möchte mir da jemand etwas sagen? Den Anfang machte heute Olli. Sein Kurzaufenthalt fand heute früh viel zu früh ein Ende. Aus diesem Grund musste es auch ziemlich früh zum Flughafen gehen. Blöd nur, wenn der eigene Wecker auf Vibrationsalarm steht, so hätte ich beinahe noch verschlafen. Trotzdem schaffte ich es irgendwie, mich mit auf den Weg zu machen. Von allen Abschieden heute war das der reibungsloseste. Ihm scheint es auch ganz gut hier gefallen zu haben, nur um noch mal den Unentschlossenen einen Anreiz zu geben. Anschließend meldete sich Kaori, meine Tutorin. Am anderen Ende des Flughafens stand sie gerade bereit, ihren Flieger für den Deutschlandurlaub zu nehmen. Also einmal quer durch den Flughafen gehetzt, nur um sie nur noch kurz winkend in den Sicherheitsbereich gehen zu sehen. Leider durfte sie nicht länger draußen warten. Abschließend bekam ich noch Hilferufe. Die Zeit für den halbjährigen Japanaufenthalt geht so langsam zur Neige, so dass sich heute einige am Flughafen einfanden. Da man schon das Gerücht gehört hatte, das ich in Narita bin, wurde ich halt angerufen, Sachen herauszufinden. Bis wann kann ich einchecken oder wo kann ich meinen Telefonvertrag kündigen, alles Dinge, die ich schnell herausfinden durfte. Kein Problem für mich, der halbe Flughafen kennt mich zwar mittlerweile, aber das ist ja nicht mein Problem. Meine Fragerei veranlasste die Polizei vermutlich sogar, meine Personalien mal zu kontrollieren. Ich kann nur noch mal sagen, wenn alles aufgeschrieben wird, fühlt man sich schon leicht wie ein Verbrecher. Zum Glück hatte ich nichts angestellt. Dafür wurde ich ab dem Zeitpunkt von den Polizisten überschwänglich gegrüßt, besonders von einem, der hier an der Tohoku ebenfalls studiert hat. Dem musste ich über Sendai Rede und Antwort stehen.

Persönlich getroffen habe ich dann noch unsere Australierin und ihr eine schöne Reise zu einem Turnier in Deutschland gewünscht. Komisch wird das die nächsten Tage in Sendai auf alle Fälle. Fast alle meine engeren Freunde müssen zurück in die Heimat und die neuen lassen auf sich warten. Das werden einige ruhige Wochen, aber das wird schon. Komisch ist das Gefühl, dass viele bald weg sind aber trotzdem. Mal schauen, was so Neues kommt.

Nachdem ich mittlerweile schon 7 Stunden auf dem Flughafen verbracht hatte, ging es jetzt endlich zum Treffen des Nachtbusses. Was aber machen? Über zwei Stunden nur rumsitzen ist keine Option. Wer rastet, der rostet. Dann doch lieber noch einmal schnell durch das gesamte Viertel durch. Gesagt, getan, wobei mein Koffer dabei eine schlechte Idee war. Anschließend ging es im Bus zurück nach Sendai, wo Ruhe und Entspannung warten. Sendai – Tokyo ist wirklich keine Entfernung und entspannter fahren, als mit dem Bus, kann man es wirklich kaum. Diesmal gab es sogar das größte Glück, Beinabstandssitze. Der absolute Luxus, der die Fahrt sehr angenehm gemacht hat. Die Frage ist, was nehmen die Japaner eigentlich so ein? Kaum fünf Minuten, nachdem die ersten im Bus saßen, schliefen sie schon, einer sogar schnarchend. Trotzdem wurde es eine nette Fahrt, auch wenn ich beinahe den perfekten Halt für mich verpasste. Ich erkannte wirklich nicht Kokobuncho aus dem Fenster heraus. Ich muss schon ziemlich fertig sein, wenn nicht mal mehr das funktioniert.

Fugu oder: Wie gut war noch mal meine Versicherung?

Ich hasse sie, die japanischen Klimaanlagen. Wenigstens bestätigte mir heute jemand, wie schrecklich sie sind. Ohne kann man nicht schlafen, mit wird es aber schnell viel zu kalt. So wurde die Nacht heute doch etwas unruhiger, als mir das lieb war, aber egal. Morgenstunde hat Gold im Mund, also auf zum Frühstück. So wirklich warm wurde Olli damit nicht, wobei ich zugeben muss, gebratener Fisch mit Gräten hat mich dann auch etwas stark schockiert. Die netten Engländer neben uns waren aber bereit, ihn gegen ihren Tofu zu tauschen. Ansonsten hat das japanische Frühstück mir sehr gut geschmeckt.

Anschließend ging es erst mal in Ueno ins Museum. Technikmuseum hört sich ja gut an. Mir persönlich war es zu sehr auf Kinderbedürfnisse ausgelegt, von der Sache her ist es aber trotzdem sehr gut gemacht worden. Es ist interessant, wie sehr man sich bemühte, die Naturwissenschaften den Kleinen nahe zu bringen. Im Prinzip könnte man das Museum zum Beispiel mit dem Jahrhundertturm in Magdeburg vergleichen. Beeindruckend war besonders ein 360 Grad Kino, in dem ein Film auf den Kugelwänden des Raums abgespielt wurde. Das sah schon ziemlich gut aus. Anschließend ging es nach Odaibara, ein wenig das Meer sehen. Über diesen Stadtteil kann man eigentlich nicht viel sagen, außer dass er etwas Besonderes ist. Aufgrund der Insellage ist er sehr ruhig und sauber und stellt einen sehr entspannten Gegenpool zum überdrehten Tokyo dar. Wie teuer das Leben dort ist, möchte ich aber wirklich nicht wissen. Um die Tagestour zu komplettieren, ging es dann noch schnell im Rathaus hoch, um einen Gesamteindruck von der Stadt zu bekommen. Mit einem Bier begossen wir dann den Ausblick. Viel mehr war heute auch nicht wirklich möglich. Eigentlich hätte man fünf Hemden benötigt, so heiß war es. Die Sachen waren schneller durchgeschwitzt, als einem lieb sein konnte. Ich kann wirklich nur betonen, in Tokyo zu leben wäre eine Qual.

Das wirkliche Highlight war aber der Abend. Es ging in ein Fugu-Restaurant, also zum Kugelfisch essen. Wenn es also morgen keinen Blogeintrag gibt, bin ich entweder nicht nach Hause gekommen oder es ist doch etwas schief gegangen. Das Restaurant war von außen nicht wirklich Vertrauen erweckend und man konnte einige Kugelfische im Aquarium beobachten. Zu diesem Zeitpunkt zweifelten wir kurzzeitig an unserer Entscheidung, dort einzukehren. Trotzdem rangen wir uns durch und bekamen gleich eine Sonderbewachung, damit wir auch ja alles richtig machten. Wir bestellten sicherheitshalber nur ein Menü, wer weiß, wie das Essen schmecken wird. Nur irgendwie interpretierten die Japaner unsere Intentionen falsch und lieferten uns zwei Menüs. So viel zum Thema nur mal eine Scheibe probieren. Als ersten Gang gab es Sashimi von Fugu. Sashimi ist in Streifen geschnittener Fugu, der hauchdünn und zart ist. Mein persönliches Highlight, da es absolut im Mund zergeht. Im Anschluss wurde ein Nabe Feuertopf mit Fugu serviert. In einer Brühe kocht man selber den Fisch. Dies war ganz und gar nicht unsere Welt. Schlimm genug, dass die Teile nicht so berauschend aussahen, nein, die Muskeln zuckten noch. Wer kann bitte Fleisch essen, wo die Muskeln noch zucken? Trotz allem kämpften wir. Augen zu und durch, jedenfalls durch die nicht ekligen Stücke. Anschließend wurde frittierter Fugu geliefert, Ollis Highlight. Für mich war es zu hart und eklig, von daher hielt ich Abstand davon. Dann doch lieber den nächsten Gang, eine Reissuppe aus den Überresten des Nabe Feuertopfes. Absolut gut schmeckend, auch wenn es als letzter Gang doch etwas zu viel ist. Abgerundet wurde das Ganze noch mit Fugueis. Insgesamt war es schon eine interessante Erfahrung, nur ob ich es jemals wieder bestellen würde, ist ziemlich fragwürdig. Dafür spüre ich selbst jetzt noch den Fugu, da mein Mund etwas betäubt ist. Ich sag ja, Fugu, ein Teufelszeug. Wer isst schon freiwillig gefährliche Fische?

Von den BayStars und Magen

Dennis hat Japan jetzt also verlassen und Olli erscheint erst am nächsten Morgen, was also tun? Wirklich einfach ist die Antwort nicht. Auf der einen Seite wäre ein echter Platz zum Schlafen schon ganz anständig, auf der anderen Seite ist das ganz schöner Stress mit der dadurch verbundenen Rückkehr nach Tokyo. Der Entschluss reifte einfach im Flughafen zu übernachten, das kann doch nicht so schwer sein. Gut zugegeben, etwas mulmig ist der Gedanke schon, es werden aber schon andere die gleiche Idee haben. Als ich 22 Uhr auf einmal alleine da saß, sah dieser Gedankengang dann doch schon wieder anders aus. Zum Glück änderte es sich schnell und zwei deutsche Studenten und einige Franzosen tauchten auf und taten es mir mit dem Schlafen gleich. So war das schon besser, vor allem, nachdem ich mich mit den Deutschen zusammen tat und so sogar noch einige nette Tipps zum Japanaufenthalt erhielt. Einer der Beiden machte dazu auch noch die Nacht durch, so dass man ohne Sorge auch die Koffer stehen lassen konnte, er achtete schon darauf. So verbrachte ich die Nacht im Flughafen und harrte auf die Dinge, die da kommen mögen. 8.30 Uhr war es dann so weit und Olli erschien.

Wir schnappten uns gleich die Sachen und machten uns auf den Weg nach Tokyo. Unserer beider Schlafmangel glich sich wunderbar aus. Halb fit ließen wir erst einmal die Koffer zurück und gingen durch Ueno nach Akihabara. Dabei musste Olli voller Schreck erkennen, dass es hier wirklich etwas wärmer als in Deutschland ist. Die Technikläden von Akihabara waren schnell erreicht und nach etwas Flanieren durch die Geschäfte ging es erst einmal zum Sushi essen. Die japanischen Sushisorten waren zwar eine Umstellung für ihn, geschmeckt hat es aber trotzdem. Anschließend konnten wir schnell die Zimmer beziehen und Olli sich etwas akklimatisieren. Viel Zeit verblieb dafür aber auch nicht wirklich. Schließlich galt es, bis um 18 Uhr Yokohama zu erreichen.

Die BayStars riefen. Schon 2006 besuchte ich mein erstes Spiel von ihnen. Da Baseball hierzulande Nationalsport ist, beschlossen wir, diesem nachzugehen und uns ein Spiel anzuschauen. Nach den ersten fünf Innings gegen die Yakult Swallos Tokyo ging es dann auch endlich zur Sache. Es folgten mehrere Homeruns und Yokohama lag bei der lautstarken Unterstützung ihrer Fans mit 9 zu 3 vorne. Gleichzeitig musste sogar einmal der Videobeweis eingesetzt werden, um Tokyo am Aufholen zu stoppen. Offensichtlich ging es hoch her. Highlight war aber die Entschuldigung des Schieris nach der Rücknahme der Punkte. Ein so geknicktes „Entschuldigung“ will ich auch mal beim Fußball von einem Unparteiischen hören. Kurz vor Ende mussten wir aber gehen. Aufgrund der regen Ereignisse hatten wir unsere Zeit in Yokohama schon überzogen und liefen Gefahr, festzusitzen. Dreieinhalb Stunden Baseball reichten aber auch schon voll.

Dann doch lieber noch einmal anständig essen. Ein Restaurant, dessen Karte nur aus Kanjis bestand, hätte uns ja schon stutzig werden lassen sollen, aber wir versuchten es trotzdem. Es gab Fleisch, was am Tisch direkt gebraten wurde. Genau mein Ding also. Ich bestellte lieber Beilagen wie Tofu und Salat. Während wir uns nach amüsierten, keinen Plan zu haben, welches Fleisch Olli gerade brät, kam auf einmal mein Salat mit komischen anderen Stücken. Wer konnte bitte ahnen, dass der 4 Euro Salat fast nur aus Magen bestand? Da weigerten wir uns lieber beide, den zu essen und stuften ihn als Lehrgeld ein. Trotzdem war es ein sehr lustiges Essen, auch wenn wir nicht alles kannten und aßen. Morgen muss ich Olli aber überzeugen, dass nicht alles japanisches Essen so seltsam ist, wie dieses. Sonst geht er nur noch in Sushirestaurants essen, da weiß er wenigstens, was kommt. -Hofft er jedenfalls-.

Dennis letzter Tag

Eines muss ich mir unbedingt merken, ein Nachtbus hat unterschiedliche Komfortlevel. Nachdem der Bus nach Aomori ziemlich fragwürdig war, kann man sich über den Bus heute kaum beschweren. O.k., die Beinfreiheit war nicht gegeben, aber wann hat es die hier schon gegeben. Dafür keine Schnarchenden, eine Bettdecke, kostenlos Wasser und keine nervigen Ansagen im Bus. Ein Traum, hätte es nicht einen Wermutstropfen gegeben: wir waren früher da, als geplant.

5.00 Uhr, selbst für Tokyo unmenschliche Zeiten. Selbst viele Geschäfte und Tempel noch geschlossen. Kein Problem für uns. Schnell wurde ein Zug nach Ueno genommen und den örtlichen Park mit See besichtigt. See? Ja, so halbwegs. Den einen von beiden Seen konnte man gar nicht sehen, da er von übergroßen Seerosen total bedeckt war. Ansonsten ist der See wohl Treffpunkt. Besonders viele Rentner, aber auch Firmen, die sich hier zum morgendlichen Joggen einfinden. Wir belassen es es da doch lieber beim Flanieren. Den Ueno Park muss man in Tokyo mal gesehen haben.

Da es am Montag nach Sendai per Bus zurück geht, musste heute das Ticket noch schnell bezahlt werden. Auf diesem Weg ein hoch auf die Combinis. Tickets für Nachtbusse werden im Internet gekauft und dort bezahlt. Als Japaner per Selbstbedienung, als unwissender Europäer dagegen reicht man dem Personal sein Handy mit der Bestätigungsmail und 2 bis 3 Verkäufer helfen einem. Sporttickets sind noch einfacher zu bekommen. Einfach Veranstaltung auf Zettel schreiben und die Verkäufer machen alles. Notfalls, wie heute, wenn sie 10 Minuten mit der Zentrale reden müssen, um die Buchung hinzubekommen. Ein Klasse Service. Man stelle sich vor, man bekommt Lust auf Fußball, geht in den Kiosk nebenan und kann für jedes Stadion Deutschlands in einer Minute eine Karte erwerben. In Japan ist es möglich.

Nach einem kleinem Spaziergang nach Akihabara ging es dann noch Sashimi direkt am Markt essen. Dies mussten wir aber beschleunigen, da Dennis es mit der Angst zu tun bekam, er könnte seinen Flug verpassen. Dass dies meine absolute Zustimmung bekommen hätte, verrate ich ihm lieber nicht.

So enden Dennis drei Wochen Japan und ich hoffe, er hatte seinen Spaß. So schwer, wie ihm das Verabschieden in Sendai fiel, denke ich aber mal ja. Ich werde ihn hier vermissen, von daher Freiwillige vor und macht es ihm nach. Wenn man Dennis glauben kann, lohnt es sich.

Da geht er hin...

Da geht er hin...

Japanische Ärzte

Seit ein paar Tagen hatte ich morgens leichte Probleme mit dem Magen, die tagsüber aber schnell verschwanden. Nervig war es aber trotzdem. Genauso wie eine Blase auf der Zunge, die nicht weg gehen will. Was also machen? Unter dieser Voraussetzung bin ich erst mal auf die Suche nach einer Apotheke gegangen. Trotz meiner Ankunft bei Schließzeit, ließ man mich hinein und es wurde gleich einmal der Chef geholt, der ein wenig Englisch konnte. Dieser hörte sich alles an und hatte schon Medikamente in der Hand als er beschloss, der Junge braucht einen Arzt. Also wurde erst mal 10 Minuten herumtelefoniert und mir eine übertrieben genaue Karte gezeichnet. Verkaufen wollte er mir jedenfalls nichts.

Nach dieser Bemühung musste ich wenigstens mal beim Arzt vorbei schauen. Der Doktor kann sogar etwas Englisch. Gleich bei der Ankunft muss man Slipper in Japangröße anziehen und 5 Schwestern tanzten in der kleinen Praxis. Untersuchungen werden im offenen Raum durchgeführt und privat dank eines Sichtschutzes. Untersucht wurde ich auch seltsam. Einmal abhören und schon hatte er mir x Sachen mitgegeben. Medikamente bekommt man hier gleich in Dosen – also bei 7 Tagen 7 Tabletten. Was sie bewirken, weiß man zwar nicht, wer will das auch. Ich hab mir die Namen deshalb wenigstens übersetzen lassen lassen. Im Endeffekt war es aber wohl nur der Stress der letzten Tage bei den Bauchschmerzen, nichts Ernstes.

Den Rest des Tages verbrachten wir mit Souvenirjagd und Shoppen. Dann gönnten wir uns Kaiten – also Fließband-Sushi – eh es jetzt per Nachtbus nach Tokio geht.

Vom Geldwechseln und Baden

Geldwechseln, früher bestand diese Tätigkeit mal daraus, einfach nur Geld auf den Tresen zu legen und dann das gewechselte Geld zurück zu bekommen. Nicht so mehr in der heutigen Zeit. Da Dennis knapp bei Kasse war, ging es zum Geldwechseln. Nach dem ersten Schreck, ob wir denn auch etwas verstehen, bekamen wir einen extra Raum zugeteilt. Wir mussten ewig lange Formulare ausfüllen, inklusive aller eigenen Adressen und Gründe für das Wechseln. Während dessen versuchten die Japaner verzweifelt, Euro in ihrer Geldscheinübersicht zu finden und herauszufinden, wie man diese überprüft. Freundlich wie wir sind, zeigten wir ihnen auch extra die Stellen, als sie sie nicht finden konnten. Wenn die nächsten Tage ein SAT Team vor der Tür steht, weiß ich jetzt wenigstens, dass Dennis Falschgeld getauscht hat.

Da das Wetter immer noch über dreißig Grad hat, beschlossen wir heute zum Strand zu fahren. Der offizielle Strand ist leider geschlossen, da man Quallenbelastung befürchtet. Die inoffiziellen Strände sind aber auch schnell erreicht. Also ging es auf die lange Strecke zum Meer. Leider ist dieser Streckenabschnitt ziemlich verunreinigt, auch wenn es am Flughafen noch schlimmer war. Sogar eine Röhre mit seltsamen Tabletten war zu sehen. Nebenbei lagen vier angespülte tote Schildkröten am Meer herum. Nicht gerade vertrauenserweckend. Egal, wir fanden eine saubere, ruhige Stelle und legten uns hin. Das Wasser wurde angetestet und anschließend legten wir uns ein wenig in die Sonne. Was wir Helden aber vergaßen war, dass es noch so etwas wie Wasserbewegung gibt. Nach 15 Minuten gab es auf einmal eine Welle und wir wurden von Wasser bedeckt. Gerade so konnten wir alles vor dem Nasswerden retten. Egal, gerettet ist gerettet und nasse Sachen trockenen ja auch wieder. Wir mussten eh schnell nach Sendai zurück.

Grund dafür stellte eine Abschiedsfeier für zwei Deutsche im MafuMafu dar. Natürlich, wie es immer ist, wenn man es eilig hat, verfranzten wir uns tierisch. Trotzdem lagen wir gut in der Zeit. Jedenfalls bis wir beschlossen, noch etwas zu essen. Mein Essen kam und Dennis war auch schnell da, nur was machte ein Timer drauf? Wie sich herausstellte, hatte er gedämpftes Fleisch und Reis bestellt und der brauchte noch einmal fünfundzwanzig Minuten länger. Dennis bekam, um nicht zu verhungern, deshalb erst einmal etwas von mir ab. Dementsprechend erreichten wir den Treffpunkt etwas zu spät, es wurde aber ein sehr lustiger Abend mit vielen Ausländern. Dennis wurde immer lauter und die anderen waren auch schon gut angeheitert und so überzogen wir die Öffnungszeiten auch mal locker um eine Stunde. Es wurde eine sehr lustige Feier, auch wenn es morgen seltsam sein wird. Die beiden Deutschen, wirklich großartige Kumpels, sind weg. Dennis muss morgen Abend zurück nach Tokyo, um seinen Flug zu bekommen. Die Zeit ohne die sechsmonats Aufenthalter wird schon komisch, ich bin aber gespannt, wer uns so neues erwartet.

Fünf Tempel auf einen Streich

Nachdem es gestern die Stufen von Yamadera hinauf ging, hieß es heute, etwas Entspannung für de Beine zu schaffen. Nein eigentlich nicht. Wir schnappten uns die Fahrräder und machten einen großen Tempeltrip. Fünf Tempel in Sendai waren das Ziel. Zuerst stand ein Tempel mit anschließendem Park an. Tempel mit Parks sind eine sehr schöne Angelegenheit, werden sie doch besonders gut gepflegt. Gerade für jemanden wie mich, stellen derartige Parks eine der besten Sachen Japans dar. Da ich hierzulande nicht allergisch reagiere, kann ich mir die Parks auch wirklich mal anschauen. Da der Tempel aber hierzulande nicht all zu bekannt ist, waren wir großes Thema bei den anwesenden Mönchen. Immer wieder konnte man Mönche sehen, die schauten, was wir machen. Ob sie nur Angst hatten, dass wir etwas kaputt machen oder wieso wir diese Sonderbewachung verdient hatten, ist mir zwar nicht klar, ist aber auch nicht so wichtig.

Nachdem im Anschluss auch noch die Stadttempel besichtigt waren, ging es den Berg hoch zur Uni. Kein leichtes Unterfangen, wenn das Rad nicht perfekt auf einen eingestellt ist. Dementsprechend war es besonders für Dennis sehr erschöpfend. Trotzdem hätten wir den Teil noch ohne Probleme überstanden. Aufgeben mussten wir dann aber doch am Aufstieg zum Sendaier Schloss und dem damit verbundenen Anstieg. Dieser war so steil, dass wir einfach schieben mussten. Bei der Hitze reichte es aber trotz allem noch für genug Schweißperlen.

So verging die Zeit, bis wir alle fünf Tempel erreicht hatten. Im Anschluss meldete sich unsere Australierin. Sie hatte Dennis und mich den Berg zum Schloss erklimmen sehen und wollte nun wissen, ob wir noch leben. Angeblich sahen wir fertig aus. Natürlich entsprach das nur ihrer Fantasie – als ob wir schon mal erledigt waren! Auf jeden Fall erreichte uns die Herausforderung zu einem Tanzspiel in den Arkaden. Dieses Spiel ist besonders durch den Film Wasabi bekannt geworden, als Jean Reno es notgedrungener Weise spielen musste. Viel besser stellte ich mich auch nicht an. Zu dritt legten wir ein paar Auftritte hin. Dennis sah dabei sogar ziemlich elegant aus, während ich mich, wie immer, ziemlich idiotisch anstellte. Trotzdem reichte meine Methode, um Dennis irgendwie zu schlagen. Gegen unsere Australierin war aber kein Kraut gewachsen. Die Dame hat uns einfach mal unter den Tisch getanzt. Besonders, als wir mal einen Tanz der schwersten Stufe probierten, blieb uns nur eine Frage: Wer tut sich das freiwillig an? Wir wollten dann doch lieber eine Runde ein Kampfspiel ausprobieren. Das half auch nicht viel, denn ein japanischer Geschäftsmann forderte uns heraus und in kürzester Zeit hatte er uns beide auseinander genommen. Es war offensichtlich ein schlechter Tag, um Spiele zu spielen. Aber selbst in der Niederlage hatten wir unseren Spaß!

Yamadera, einer der wahren drei schönsten Orte Japans

Welcher Beschäftigung geht man am besten nach, wenn man eine kleine Magenverstimmung hat? Natürlich Bergsteigen und an der Spitze in den Tempeln für Genesung beten! Gab es an dieser Antwort jetzt wirklich Zweifel? Aus eben jenem Grund machten Dennis und ich uns heute auf den Weg nach Yamadera, dem Bergtempel mit 1.100 Stufen. Ich befürchte, Dennis hat sogar von jeder ein Foto gemacht. Schon die Anfahrt bestätigte aber wieder meine Meinung vom Frühjahr, Yamadera ist schöner als Matsushima. Aber gut, in dieser Frage wird es vermutlich nie einen Konsens geben. Wirklich geschickt stellten wir unsere Anreise aber auch nicht an. Zum einen sagte uns keiner, dass wir nicht mit unseren normalen Prepaid-Zugtickets bezahlen können und dann landeten wir auch noch erst einmal im falschen Zug. Der Zug fuhr zwar in die richtige Richtung, kehrte dann aber auf einmal um. Egal, schnell den Zug gewechselt und das Problem behoben. Das Zugticket war komplizierter, da der Schaffner sich noch ein wenig aufspielen wollte. Unsere Karte funktionierte nur nicht, weil es kein normales Ausgangstor gab, sondern der Schaffner die Tickets kontrollierte. Erst einmal erklärte er uns frei nach dem Motto „Pech gehabt“, dass er nichts machen kann, nur um dann doch alles für die Lösung bereitliegen zu haben. Sogar Japaner machten immerhin den gleichen Fehler wie wir, also scheint es nicht so ungewöhnlich zu sein.

Yamadera im besten Sonnenschein, war auf jeden Fall die Anstrengungen wert. Gleichzeitig können wir uns beglückwünschen, nicht am Samstag mit Orsolya und zwei MafuMafu-Gästen gefahren zu sein. Normalerweise reihen sich Reisegruppen an Reisegruppen und das Vorankommen auf den Tempel ist aufgrund der schmalen Treppen eine Qual. Ganz anders heute. Bis auf ein paar Rentner, verirrte sich kaum einer zum Tempel. Wir hatten freie Strecke, was für unzählige Fotos bei bestem Licht genutzt wurde. Gleichzeitig waren wir für die Japaner eine zusätzliche Attraktion. Die Rentner amüsierten sich über unser verschwitztes Aussehen und redeten uns öfter an. Eine Gruppe hatte noch die Enkelin dabei, die zusätzlich heimlich mit ihrem Nintendo DS mit Kamera zwei Fotos von den seltsamen Ausländern machte. Man gewöhnt sich echt langsam daran, dass wir seltener als Zootiere zu sein scheinen. Dennis gefiel der Tempel auf jeden Fall auch sehr gut und ich bin gespannt, wie er dann im Winter aussehen wird. Mit schneebedeckten Treppen kann ich ihn mir auch sehr gut vorstellen.

Anschließend ging es nach Sendai zurück. Eigentlich wollten Dennis, der langsam zum Partygänger wird, und ich in Eddies Kneipe gehen. Leider war diese heute nur für eine geschlossene Gesellschaft zugänglich. Ins MafuMafu wollen wir aber auf der anderen Seite erst am Mittwoch. Wir wissen zwar nicht mehr wieso Mittwoch, aber wenn wir das mal so entschieden hatten, werden wir schon unsere Gründe gehabt haben. Dafür gingen wir lieber in die Arkaden und zockten ein wenig. Dennis bewies dabei sein Talent und zockte mich locker ab. Da kann ich nur auf das alte Prinzip „Pech im Spiel, Glück in der Liebe“ hoffen. Eindeutig, ich fordere Revanche!