Der Berg ruft oder Wie finde ich ein Reinigungsmittel?

Nachdem gestern Matsushima anstand galt es heute mal wieder, etwas in Sendai zu unternehmen. Was liegt näher, als die riesige Statue zu besuchen, die man überall in Sendai sehen kann? Orsolya lieh uns dazu ein Fahrrad und schon konnte es losgehen. Gott, haben wir geschwitzt! Der Berg ist unmenschlich steil und wir haben natürlich arroganter Weise alles mit dem Rad auf uns genommen. Irgendwie schafften wir es, aber unser Salzhaushalt war ganz schön im Keller. Wieso fahren andere da mit dem Bus hoch? Als wir ankamen, waren Bekannte von mir schon da. Aber gut, einfach kann ja jeder und eine Herausforderung ist immer gut.

Wirklich lange ließen wir uns aber nicht aufhalten. Schließlich will Dennis ja auch etwas von Sendai haben. So ging es schnell nach Izumi und von dort aus weiter, einmal halb um die Stadt. Eine kurze Strecke, die mit einem ziemlich erschöpften Dennis endete. Die Stadt kennt er jetzt aber! Nebenbei wurden wir noch zum Oktoberfest eingeladen. Diesmal ist es ja wirklich fast im Oktober. O.k., eigentlich nur im September, trotzdem immer noch besser als im Juni. Angeblich soll die Musik aber besser sein. Geschehen ist das vor einem Restaurant Pan Flöte, wo wir eine Weile standen. Dass wir Deutsche sind, überraschte sie dann aber doch.

Ansonsten hatte ich heute die Gelegenheit, Dennis mal die japanische Freundlichkeit zu Kunden näher zu bringen. Mein Bett besitzt leider keine Matratze, sondern nur ein Futon, was mehr oder weniger eine sehr dünne Matratze darstellt. Wirklich waschbar ist das Teil nicht und wenn es doch mal dreckig wird, ist guter Rat teuer. So geschehen in letzter Zeit. Da ich nicht gewillt bin, das Reinigen der Wohnheimverwaltung zu bezahlen, versuchte ich, mich im Supermarkt nach Reinigungsmitteln zu erkundigen. Blöde Idee! Nach langen Erklärungen mit Hilfe von Thomas Sprachdatenbank, standen auf einmal fünf japanische Mitarbeiter um uns herum und versuchten, mir zu helfen. Die eine Hälfte wollte mir gleichzeitig noch Antimückenspray mitgeben, da mein Körper zu zerstochen aussah. Eine wirkliche Lösung – außer neu kaufen – fiel ihnen aber auch nicht ein. Im zweiten Laden sah das Ganze dann schon ganz anders aus. Die ältere Mitarbeiterin (wir fragten nur ältere, weil die meist notfalls noch Tricks kennen) zeigte uns ein Waschmittel. Und auf einmal kam sie uns hinterher gerannt und übergab den völlig verdutzten Deutschen sechs übergroße Wäscheklammern, mit denen man ein Futon aufhängen kann. Eine erneute Nachfrage ergab, dass es sich wirklich um ein Geschenk handelte. Gut, wir wissen nicht warum, aber so etwas kann man ja immer gebrauchen. Im dritten Laden wurde uns dann auch endlich endgültig geholfen. Eine junge Dame konnte etwas Englisch und fand dann auch das richtige Mittel. Obwohl, ob es das Richtige ist, werden wir erst noch herausfinden müssen. Trotzdem, mit einer einfachen Frage haben wir 13 Leute beschäftigt. Das würde, wegen so einem Problem, in Deutschland wohl nicht so schnell passieren – Japan halt.

Matsushima, schönster Orts Japan oder doch lieber Hachinohe?

Bei einem Aufenthalt in Sendai kann man natürlich nicht nur in Sendai bleiben. Die Stadt ist zwar groß und vielfältig, es gibt aber noch genug Alternativen in der Umgebung, die man besichtigen kann. Aus diesem Grund entschieden wir, heute mit dem Zug etwas raus zu fahren. Matsushima, die Hafenstadt, die als einer der drei schönsten Orte Japans gezählt wird, sollte das Ziel sein. Alle meine Kommilitonen schwärmen von dieser Stadt, nur irgendwie ich nicht. Woran es liegt, kann ich noch nicht einmal sagen. Vermutlich lag es am wolkigen Wetter oder ähnlichem, deshalb gab ich der Stadt heute eine zweite Chance. Leider muss ich sagen, es hat sich nichts geändert.

Nachdem es heute etwas später los ging, die Party von gestern war schließlich noch in den Knochen, bestiegen wir den Zug. Neben uns nahm gleiche eine japanische Großmutter Platz, die der Meinung war, alle unsere Taten zu kommentieren. Dadurch wurde die Fahrt wenigstens nicht langweilig. Per Zug ging es durch weiträumige Gegenden, die allesamt schöne Bilder gegeben hätten, wäre da nicht das spiegelnde Glas der Züge. Die Yamadera-Strecke hat aber trotzdem die Nase vorn, auch wenn das hauptsächlich der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass diese länger ist und durchs Tal geht, während Matsushima eine ebene Fläche ist.

Matsushima selbst war mal wieder total überfüllt. Trotzdem fand man auf den Inseln Ruhepole vor. Wir besichtigten so viel wie möglich. Über die Inseln mit Aussichtspunkten, ging es in die Tempel – egal ob sie Liebe oder Gesundheit stärkten, man kann schließlich himmlische Unterstützung für alles gebrauchen. Das Wetter war auch einladend dazu. Die Hitze drückte zwar ein wenig, aber es war sonnig und der Himmel war klar. Dementsprechend jagten wir durch die Stadt, bis der Nebel kam. Trotzdem verstehe ich weiterhin den Rummel um das Gebiet nicht. Die Küste von Hachinohe finde ich persönlich ansprechender als das, was Matsushima zu bieten hat. Nach vielen Fotos und mehreren Stunden rumwandern, ging es zurück nach Hause.

Ein spezielles Erlebnis sollte Dennis nicht vorenthalten werden: Das MafuMafu hatte Konversationsparty. Die paar anwesenden Ausländer werden dazu mehreren Japanern zugeordnet, um sich ein wenig mit ihnen zu unterhalten. Das ist ein großes Highlight, was man erlebt haben muss. Dazu gibt es kostenlose Getränke. Anwesend sind dazu nicht mal unbedingt die obligatorischen Studenten, sondern eher Japaner, die so ein wenig Englisch üben wollen und auch viel mehr motiviert sind. Das Spektrum der anwesenden Japaner geht dabei vom kaum Englisch sprechenden Englischlehrer, über den 80 Jahre alten Opa mit Hörgerät, der mir von der Bombardierung Sendais berichtete, bis zum Kindergartenkind, dass von der Mutter zum Englischlernen gezwungen wird. Gespielt wird dabei auch. Es gibt ein Eisbrecherspiel, wo man so schnell wie möglich Leute mit bestimmten Eigenschaften finden soll und dazu alle ansprechen muss. Wer kann diese Sache natürlich aus dem FF? Keine Frage! Zehn Minuten später hatte ich als Erster abgegeben. Es gab mehrere Preise zur Auswahl. Eine Stunde kostenlos Trinken im MafuMafu, eine Stunde kostenloser Sprachschulunterricht oder – was mir gleich ins Auge fiel – Karten für ein Jazzkonzert. Also sofort eine von denen erbeten, bekommen habe ich gleich beide. Ich bin zwar vermutlich nicht anwesend bei dem Konzert, aber ich finde schon dankbare Abnehmer dafür, auch wenn ich es zu gerne selber hören würde. Anschließend gab es noch ewige Gespräche, wobei ich auch öfter zwischen Dolmetscher für Dennis und normaler Gesprächsführung wechseln musste. Neue Freunde gibt es auch: Ein Japaner, der sehr sportbegeistert ist, will mit mir was unternehmen. Außerdem habe ich mich mit zwei Amerikanern angefreundet, die im Jetprogramm hier sind, also Englischlehrer spielen. Der Abend war also ein absolutes Highlight.

Auf einer anderen Seite ging es mir dann auch besonders gut, weil der1. FC Magdeburg in der Heimat gestern sehr überlegen gewonnen hat. Endlich klappt es beim Fußball wieder etwas besser, auch wenn ich endlich auch mal wieder anständigen Fußball live sehen würde. Selbst der Fußball der besten japanischen Mannschaften im Fernsehen lässt einen zweifeln, wo Talente wie Kagawa von Dortmund oder Honda von Moskau herkommen.

Einer der größten Clubfans, natürlich neben einem gewissen Treueringbesitzer, hat heute Geburtstag. Da er auch ein treuer Leser dieses Blogs ist, gratuliere ich auf diesem Weg: Alles Gute und viel Gesundheit, Onkel Dieter! Ich hoffe, ihr feiert in Magdeburg anständig!

Kneipen und Gärten

Nach einer sehr dürftigen Nacht, mein Bett ist wirklich nicht für zwei und schon gar nicht für zwei Männer ausgestattet, ging es heute früh erst einmal zur Jugendherberge. Unser Blindbuchen hat sich wirklich gelohnt. Es gibt momentan keine Gäste und Dennis bekam ein Einzelzimmer. Er fand zwar trotzdem etwas zu meckern, aber Betten auf dem Boden sind auf jeden Fall bequemer, als mein Bett im Wohnheim. Auf jeden Fall handelt es sich bei der Jugendherberge um einen wirklichen Geheimtipp.

Nachdem das geklärt war, ging es erst einmal in den Botanischen Garten. Das Teil ist zwar mehr ein Wald, aber es lohnt sich. Nicht aber bei den Temperaturen. Vollkommen verschwitzt, von Mücken zerstochen und von Spinnen gejagt, konnten wir nach zwei Stunden das Gelände verlassen. Vor allem die Mücken waren schlimm. Ich bin sowieso schon zerfressen, aber so waren wir nur am Totschlagen. Die Spinnennetze, die die ganzen Wege versperrten, taten ihr übriges, den Aufenthalt komplizierter zu machen. Anschließend zeigte ich Dennis noch mein Büro. Wirklich, die Arbeitsmoral lässt zu wünschen übrig. Da erzähl ich ihm von den hart arbeitenden Japanern und wirklich keiner ist anwesend! Immerhin konnte er sich sonst ein Bild von der Uni machen. Anschließend ging es noch in die Innenstadt, bis der Tag abends sein Highlight fand.

Es ging ins Mafumafu, die von Thomas, einem Deutschen, geführte Kneipe. Am Anfang war Dennis wegen seines Englisch noch sehr schüchtern. Nach etwas Alkohol und der Feststellung, dass die anwesenden Japaner auch nicht mehr Englisch können, wurde er sicherer. Eine Japanerin flirtete sogar ein wenig mit ihm, ohne dass er es merkte. Es wurde ein feucht-fröhlicher Abend, in dem viele Erkenntnisse über das Land ausgetauscht wurden. Wir blieben immerhin drei Stunden und hatten unseren Spaß. Dennis ist so begeistert, dass er sobald wie möglich wieder hin will. Kein Problem von meiner Seite aus. Aber man kann schon sagen, es war wie immer. Thomas sorgte für Stimmung, alle standen an einem Tisch und es wurde viel geredet und gelacht.

Revolutionäres

Adios Hachinohe, hieß es heute. Vier Nächte verbrachten wir in dieser kleinen Stadt. Besonders hoch waren unsere Erwartungen an sie am Anfang nicht, aber jedenfalls mich hat sie doch angenehm überrascht. Natürlich ist die Stadt kein Vergleich mit den historischen Städten wie Kyoto oder mit den pulsierenden Städten wie Sendai und Tokyo, das will sie aber auch nicht wirklich sein. Man merkt der Stadt an, dass man versucht, den Verfall aufzuhalten und neue Attraktionen zu schaffen, um die Stadt attraktiver zu machen. Alleine für die archäologischen Ausgrabungen und die Küste, hat sich der Besuch aber schon gelohnt.

Um den Aufenthalt richtig ausklingen zu lassen, verschlossen wir unsere Sachen in einem Schließfach am Bahnhof und besuchten noch einmal die Parks im Zentrum der Stadt. In bester Tradition verfranzten wir uns dabei und gelangten dadurch einen Berg hoch, der uns noch einen abschließenden Blick auf die Stadt gewährte. Nur die Schulkinder, die oben auf dem Berg ihre Schule hatten, taten mir wirklich leid. Wenn ich bedenke, ich müsste täglich da hoch, na dann gute Nacht. Wenigstens ist man aber danach trainiert. So vergingen vier Stunden Wartezeit im Flug und unser Linienbus nach Sendai kam. Wieso dieser Kurzstreckenbus bequemer war, als unser Langstreckenbus nach Aomorie, wird zwar vermutlich ein Rätsel bleiben, aber mir soll es recht sein. Es gab zum Beispiel so etwas wie den Luxus von Beinfreiheit.

Endlich, mit etwas Verspätung, kamen wir in Sendai an. Schwer beladen konnten wir leider nicht wirklich zum Wohnheim laufen. Also hieß es, den Bus nehmen. Obwohl ich Dennis eingehend auf die Vorgehensweise geimpft hatte, lief aber etwas schief. Den Fakt ignorierend, dass er passend bezahlen muss, verursachte er einen riesen Stau. Dann fand er heraus, dass er kein Wechselgeld zurück bekommt. Eine ärgerliche Sache. Wie gesagt, ist schlecht gelaufen, aber aus Fehlern wird man klug. Zum Frustabbau ging es deshalb zum Okonomiyaki Essen. Zur moralischen Unterstützung begleitete uns Orsolya. Es entstand ein lustiger Abend, auch wenn ich ihre aufwieglerische Meinung betreffend unserer Lauferei noch mal mit ihr auswerten muss. Wenn sie weiterhin so spricht, glaubt er bald wirklich noch, wir laufen zu viel. Das Aufwiegeln ist aber nur deshalb böse, weil ja alle Wege gemeinsam abgesprochen werden. Wenigstes aus einem Grund hat sich das Essen mit Orsolya aber gelohnt. Sie hatte ein Rad übrig von einem Herrn, der nur ein halbes Jahr hier war. Damit steht der Erkundung Sendais ja nichts mehr im Weg.

Küstenwanderung

Was kann man heute machen? Diese Frage stellte sich uns heute morgen. Natürlich hatten wir die Wegbeschreibung vom Stausee, die immerhin drei Beamten eine Menge Arbeitszeit gekostet hatte. Aber wollten wir wirklich riskieren, nicht mehr zurück zu kommen? Nein, das musste nicht sein. In der Region vom Stausee gab es noch nicht einmal einen anderen Weg, um im Notfall in unseren Urlaubsort zu kommen. Wir hätten nur ein Taxi nehmen können, dass war wirklich zu unsicher. Dann doch lieber etwas spazieren gehen.

Aufgrund des Regens mussten wir die Wanderung am Meer gestern doch ziemlich abrupt abbrechen, da kann man doch ansetzen. Also ging es per Bahn zur Bahnstation Sama. Wie unbedeutend diese ist, erkannte man schon an einem kleinen Fakt, es gab keine automatischen Tore. Ein Schaffner musste die Tickets eigenhändig abstempeln und einsammeln. So etwas habe ich bis dato noch nirgends in Japan erlebt. Der Weg an der Küste entlang gestaltete sich aber schwieriger als gedacht. Die Wohnviertel waren fast allesamt mit Sackgassen versehen und mehr als einmal mussten wir umkehren und einen neuen Weg suchen. Als wir endlich dachten, wir haben Natur um uns und das Meer ist schon zu sehen, stand auf einmal eine Pferdekoppel in unserem Weg. Nein noch einmal lassen wir uns nicht aufhalten und die Warnschilder sind auch nur auf Japanisch, die interpretieren wir nach unserem Gutdünken. Also wurden Wege genutzt, die nicht klar ersichtlich erlaubt oder verboten waren und irgendwie schafften wir es durch die Koppel. Zum Glück hat uns dabei keiner gesehen. Die Aktion lohnte aber. Wir fanden ein Stück Küste vor, dass ich mit Fug und Recht als eines der schönsten Gebiete Japans bezeichnen würde, was ich bis jetzt gesehen habe. Da kann Matsushima, als einer der wirklichen drei schönsten Orte einpacken. Viele Felsen, eine schöne Brandung und kristallklares Meer luden zum Verweilen ein. Gleich im Anschluss fanden wir auch noch einen langen, sauberen Strand vor. Ein Schild bestätigte uns unsere Vermutung, dass dieses Gebiet in eine Auflistung der schönsten Orte Japans aufgenommen ist. Wieso das Touristikbüro einen nicht erreichbaren Stausee in ihre Karten und Prospekte aufnimmt, aber diese Küste nicht, wird mir wohl für immer ein Rätsel bleiben. Also ging es einige Kilometer den Strand entlang, zu einem Badestrand.

Ein alter Bekannter erwartete uns schon – ein älterer Japaner, der irgend welche Tanzschritte im Sand ausführte. Gestern war er schon am selben Strand wie wir und heute ebenfalls. Sein Getanze nutzte er, um mit den anwesenden jungen Frauen zu flirten. Diese konnten sich aber nicht so recht entscheiden. Auf der einen Seite der komische Herr und auf der anderen Seite Ausländer. Lautstark wurden wir ausgewertet. Blöd nur, dass einer der Ausländer auch noch was verstand.

Nach dem Baden ging es dann zurück in die Innenstadt. Zug fahren kann ja jeder und warten wollten wir auch nicht, also ging es zu Fuß nach Hause. Sehr zum Schrecken der Japaner übrigens. So oft musste ich noch nie erklären, dass wir in Ordnung sind und und es kein Problem darstellt. Alle wollten uns zum Zug oder zum nächsten Taxi führen. In Rekordzeit schafften wir es aber zurück. Als Belohnung gab es noch eine Kleinigkeit zu essen. Also entweder sind unsere Großmütter etwas faul oder japanische Rentner einfach nur irre. Wir tendieren zu letzterem. Die Köchinnen in unserem Restaurant waren beide um einiges älter als unsere Großmütter und kochten bei viel zu hohen Temperaturen um ihr Leben und flitzten noch von Tisch zu Tisch wie junge Rehe. Dass Japaner gerne länger arbeiten, war uns auch bewusst. Die beiden schienen es aber zu übertreiben. Na ja, so lange es ihnen Spaß macht, wieso nicht. Wir lobten auch extra ihre Kochkunst, was sie sehr erfreute. Wobei, was wir gegessen haben, wollen wir, aber besonders Dennis, gar nicht so wirklich wissen. Dennis hatte alles mögliche an Fisch, wobei wir bei drei viertel der Sachen keine Ahnung hatten, worum es sich handelt.

Von japanischen Beamten und begaffen, wie im Zoo

Wir haben es irgendwie geschafft! Nicht ganz munter, aber immerhin früh genug erschienen wir heute zum Frühstück. Also konnte es ja ein ganz ruhiger Tag für uns werden und für das Personal unseres Hotels. Nein, das konnten wir doch wirklich nicht zulassen. Es gehört mittlerweile hier zum guten Ton, dass wir immer irgend etwas zur Beschäftigung des Hotelpersonals beitragen. Gestern, bei unserem Auftritt im Rathaus, hatte man uns immerhin eine englische Karte der Stadt überreicht. Ein logisch denkender Mensch würde annehmen, dass alle Touristenorte, die in diesem Prospekt erwähnt werden, auch irgendwie erreichbar sind. Ein Stausee fiel uns besonders ins Auge und Dennis bekam den Auftrag nachzufragen, wie man ihn denn erreichen kann. Nach angeregten Diskussionen drückte das Personal Dennis ein Telefon in die Hand und er sprach mit irgend einer Frau. Meiner Vermutung nach mit der Touristeninformation, aber das werden wir wohl nie herausfinden. Es wurde kurz das Problem geschildert und die Gegenstelle redete auf einmal auf Japanisch auf ihn ein. Kein Problem für Dennis! Ein „Ich hab hier einen, der das besser versteht als ich.“ später stand ich, der etwas später dazu gekommen war, auf einmal mit dem Telefon da. Man erklärte mir, dass man selber nicht wisse, wie man den Ort erreichen soll. Schließlich würde nie ein Tourist da hin wollen und ich solle doch später noch einmal anrufen, man versucht es herauszufinden.

Ein sehr nettes Angebot, wenn man nicht ein klitzekleines Detail vergessen hätte: Ich hatte natürlich die Telefonnummer nicht und die Nummer, die das Hotel mir gab, schien nicht zu stimmen. Jetzt war guter Rat teuer. Wir entschieden uns für das Rathaus. Gestern hatten wir ja schon Bekanntschaft mit dem Public Relations Büro gemacht und wer uns einmal helfen kann, kann uns auch zweimal helfen. Dort war man genauso überrascht, wie die Dame am Telefon. Ohne Auto zum Stausee, wer macht den so etwas? Das Bild vom Stausee ist doch nur auf der Karte, um alle schönen Orte aufzuzählen, die müssen doch nicht erreichbar sein. Nach zähen Verhandlungen willigte man ein, uns Buslinien in die Nähe des Stausees zu suchen. Ein Unterfangen, das zwei japanischen Beamten immerhin zehn Minuten ihrer Arbeitszeit kostete. Dafür überreichte man uns genaue Pläne: Karten, Busfahrpläne, Busstreckenpläne in verschiedensten Ausführungen. Die Reise ist nun generalstabsmäßig durchgeplant, nur antreten können wir sie eventuell nicht. Die Busse fahren so ungünstig, dass wir nicht sicher sein können, ob wir zurück kommen. Ob wir deshalb morgen das Unterfangen antreten, wird erst noch entschieden. Trotzdem ein großes Dank an die japanischen Beamten, auch wenn ich viermal betonen mussten, dass eine ca. 5 Kilometer lange Wanderschaft zum See wirklich kein Problem darstellen würde. Im Gegenzug freute man sich, mal Ausländer als Gäste zu haben, kommt wohl nicht all zu häufig vor.

Da der Stausee heute auf keinen Fall erreichbar war, entschieden wir, zu einem Tempel, vier Zughaltestellen weiter am Meer, zu gehen. Der Zug fuhr natürlich nicht regelmäßig, also wurde hin gewandert – schon mal Übung für den Stausee. Der Weg führte uns durch normale Wohnviertel, mit ziemlich heruntergekommenen Häusern, durch den Hafen und einige Teile der Stadt, die noch nie ein Ausländer vor uns gesehen hat, jedenfalls vom Gesichtsausdruck der Japaner zu urteilen. Genug zu erzählen werden sie aber heute Abend alle haben. So zum Beispiel am Ende des Hafens. Es gab auf einmal eine Sackgasse, wo ein Zaun den Weg zu einer Straße, die zum Tempel führte, versperrte. Was macht der faule Ausländer? Doch nicht umkehren und einen neuen Weg suchen! Es gab einen Weg, der auf ein kleines Gelände führte, was den Zugang zur Straße erlaubte. Also schnell diesen genutzt. Wie sich herausstellte, war das Gelände, was wir nutzten aber Privatgelände und Zutritt verboten. Es gab sogar einen Wachmann. Für uns war das aber nicht ersichtlich, da niemand erwartete, dass jemand diesen Weg nutzt. Als wir ihn sahen, gingen wir leise pfeifend und in Seelenruhe weiter. Er sagte kein Wort, als er uns als Ausländer erkannte. Eine ziemlich peinliche Aktion, die uns aber viel Zeit einsparte. Ansonsten waren es hauptsächlich Rentner, die uns misstrauisch anstarrten.

Für den Tempel lohnte sich aber schon der Weg, nur war er leider von der Industrie des Hafens eingegrenzt. Ansonsten handelte es sich um einen Seemöwentempel. Die Seemöwen auf dem Gelände sind gleichzeitig heilige Tiere des Tempels und der Tempel selber lag malerisch auf einem kleinem Kliff. Daneben befand sich auch noch ein kleiner Strand, den wir zum Wasser testen nutzten. Aufgrund sporadisch einsetzenden Regens, mussten wir dann mit dem Zug zurück. Die Ankunft am Tempel war ja schon unangenehm. Eine knapp dreißig Kinder starke Schulklasse von grob geschätzt Fünftklässlern hatte uns bei unserer Ankunft der Reihe nach begrüßt und sich tierisch gefreut, dass wir antworten. In der Zugwartehalle gab es aber nur ältere Schüler. So beobachtet habe ich mich in Japan noch nie gefühlt. Wirklich alle Augenpaare waren auf uns gerichtet. Es ist ja nicht so, als ob wir Aliens sind oder so etwas, aber gut, wir sind halt Ausländer. Hier in Hachinohe haben wir aber nun mal eine Ausnahmestellung, die das Ganze etwas komplizierter macht, weil Ausländer zu ungewohnt sind.

Das Wandern ist des Müllers Lust

Wer bitte macht Frühstück bis maximal 9.00 Uhr? Die kennen wohl Dennis G. noch nicht? Punkt 8.59 Uhr standen wir unten beim Büfett auf der Matte, gerade rechtzeitig zum Abbau. Früher konnte man Dennis aber nicht aus den Federn bekommen. Und die Moral von der Geschicht“? Essen gibt es heute nicht! Jedenfalls war das die anfängliche Aussage der Hotelmitarbeiterin. Zwei „verzweifelte“ Gesichter von unterernährten Deutschen später, wurde die Getränkemaschine noch einmal scharf geschaltet und wir bekamen noch etwas zu Essen. So schnell haben wir Beiden noch nie gegessen. Als es dann wieder ins Zimmer gehen sollte, ist sie dann auch extra noch einmal hinter uns her gelaufen und hat uns verabschiedet. Bei so viel Freundlichkeit haben wir versprochen, morgen eventuell etwas früher zum Essen zu kommen. Aber wirklich nur, wenn ich ihn aus dem Bett bekomme.

Ansonsten ging es heute erst mal ins Rathaus, irgendwie muss doch heraus zu bekommen sein, was diesen Ort so auszeichnet. Wikipedia schweigt sich da genüsslich aus und verweist nur auf ein seltsames Holzpferd. Zusammen mit dem Manneken Pis-Verschnitt auf dem Rathausvorplatz haben wir schon festgestellt, es handelt sich um die Stadt der Kopien. Egal ob Troja oder Brüssel, hier findet man alles. Wirklich erfreut war man aber nicht, uns im Rathaus zu sehen und die arme Rezeptionistin griff schon bei unserem Eintreten zum Telefon und rief um Hilfe. Meine bescheidenen Japanisch-Kenntnisse griffen dabei Worte wie „Ausländer“, „Hilfe“ und „Haben wir keinen, der Englisch kann?“ auf. Nach ungefähr fünf Minuten kam unser armes Opfer auch angerannt, wobei sie vermutlich auch nur noch aus der Schulzeit etwas Englisch behalten hatte. Nachdem sie unser Dilemma verstanden hatte, wurden wir zur Promotionsabteilung der Stadt gebracht, wo man uns einen englischen Plan der Stadt gab. Immerhin eine Verbesserung, die das Belesen vereinfachte. Warum man ewig nach einer Karte suchte und uns nicht einfach an die Touristeninformation am Hauptbahnhof verwies, blieb zwar unklar, aber gut, etwas Service für seltene Besuche ist ja auch ganz nett. Unsere Dolmetscherin war richtig überrascht, so oft sieht man hier keine Ausländer.

Nachdem das Ziel erreicht war, konnte es endlich ans Erkunden gehen. Das erste Ziel war schnell gefunden, auch wenn wir gestern schon dreimal daran vorbei gerannt sind. Direkt neben dem Rathaus liegt der alte Schlossplatz. Wie so oft in Japan existiert das Schloss nicht mehr, man hat aber am Standort einen großen Garten mit guter Aussicht errichtet. Auf jeden Fall nett anzuschauen und sogar mit einem kleinen Wasserfall versehen. Eigentlich sollte es jetzt via Zug zum Hauptbahnhof gehen, leider verkehrt dieser aber nur sehr unregelmäßig. Was also tun? Über eine Stunde warten ist eigentlich zu lang. Da ist guter Rat teuer. Wir entschieden, das Naheliegendste zu tun. Eine kleine Wanderung stand an. Drei Zugstationen, das kann doch gar nicht so viel sein. So schlimm war es dann auch nicht, wenn man bedenkt, dass wir den Ort schon fast verlassen hatten. Der Hauptbahnhof passt auch gar nicht ins Bild der Stadt, ein absolut neues Gebäude, nur aus Glas, wo sogar der Shinkansen fährt. Die eigentliche Touristeninformation befand sich auch hier und wurde gleich mit Fragen zur Weiterfahrt gelöchert.

Endlich wussten wir genug über die Stadt, um endlich die wahre Sehenswürdigkeit der Stadt zu besichtigen: die alten Ausgrabungsstätten, die heute als Museum fungieren. Natürlich wanderten wir hin. Wie es sich gehört, war der eigentliche Zugang zu den rekonstruierten Hütten gerade heute nicht gestattet, aber man bekam im restlichen Park einen guten Eindruck. Um das Gebäude wurde ein Garten angelegt, der jederzeit betretbar ist. Einige Archäologen würden zwar vermutlich den Kopf über die Methoden zusammenschlagen, die Ausgrabungen sind aber schon eine Weile Vergangenheit. Die Schnitte waren breit und tief und sind heute noch teilweise zu sehen. Von der Präsentation können sich die Deutschen aber ruhig einige Scheiben abschneiden. Das war absolut vorbildlich und so gestaltet, dass sogar Leihen es ohne Probleme verstehen konnten. Gleichzeitig verführt der Garten dazu, auch spontane Passanten zum Besichtigen zu gewinnen.

Im Anschluss ging es wieder zurück in unser Viertel und von daher zum Hafen. Eigentlich wollten wir noch weiter zu einer Inselgruppe, aber der Sonnenuntergang hielt uns auf. Allgemein ist Hachinohe eine Stadt, die in den letzten Jahrzehnten dank des Fischfangs und Bergbaus groß geworden ist. Der alte Glanz ist noch in regelmäßigen Abständen zu erkennen, nur leider bröckelt so langsam der Putz von den Fassaden und die Stadt verfällt ohne diese beiden Grundpfeiler so langsam. Trotzdem hat sich bis jetzt die Reise hierher gelohnt. Es müssen nicht immer die drei großen Städte Tokyo, Kyoto und Osaka sein!

Hachinohe, der Norden der Hauptinsel

Wir haben es geschafft, wir sind in Aomori – nein eigentlich eher in Hachinohe. Nach langer Reise wurde dieser eher unbekannte Ort als neuer Stützpunkt für Dennis und mich auserkoren. Nachdem die Reise nach Hokkaido leider nichts geworden ist, mussten wir kurzfristig den Plan umstellen. Da wir trotzdem den hohen Norden erkunden wollten, entschieden wir uns für ein Hotel in der Aomori-Region. Eigentlich dachten wir, dass das Hotel und der damit verbundene Ort näher an der Stadt Aomori liegt, auf den Karten sah es jedenfalls so aus. Um so größer war heute früh unsere Überraschung, als wir doch noch eine Stunde mit dem Zug zu diesem Ort fahren mussten. Ganz traurig sind wir aber darüber nicht, denn so besonders sah Aomori auch nicht aus. Eine Zugfahrt nach den elf Stunden im Bus, war aber anstrengend und nervig. Schon allein die Busfahrt hat viele Nerven gekostet. Der Nachtbus hat kleinste Sitze mit geringem Fußabstand, besonders wenn man nichts dagegen tut, dass der Vordermann seine Lehne nach hinten verschiebt. Um dieses Problem auszugleichen, wich Dennis immer mehr in meine Sitzreihe aus. Bei mir gab es den Versuch der Sitzpositionsoptimierung des Vordermannes zwar auch, der Versuch scheiterte aber an meinen Knien. An Schlafen war aber so oder so nicht groß zu denken. Nicht nur Dennis Übernahmeversuche galt es zu bekämpfen, nein der einzige schnarchende Japaner musste natürlich genau neben uns sitzen. Antippen oder Ähnliches brachte nichts, um ihm vom Schnarchen abzuhalten und mein Stock war im Kofferraum, so dass ein Einsatz dessen leider keine Option darstellte. Insgesamt war es aber eine ruhige Fahrt und wir sind gut in Aomori angekommen.

Nachdem wir endlich in Aomori angekommen waren, galt es gleich den Zug zu nehmen. Die Strecke war weiter als gedacht, aber es gab schöne Natureinblicke. Karten und Beschreibungen im Internet täuschen halt doch gerne mal. Viele Ausländer wird es aber in diesem Gebiet nicht geben. Wir trafen keinen einzigen und ab Aomori wurden wir von den Massen gemustert. Besonders halbblonde Europäer mit längeren Haaren scheint es kaum zu geben. Unser neuer Urlaubsort ist die zweitgrößte Stadt hier und zeichnet sich besonders durch drei Festivals, den Hafen und die Holzproduktion aus. Dementsprechend wenig Hochhäuser sieht man hier und alles geht etwas ruhiger zu. Vier Nächte werden wir es hier aber garantiert aushalten. Um das zu verifizieren, ging es darum auch heute etwas durch das Viertel spazieren. Besonders nachdem wir nach der Hälfte der Strecke knapp sechs Liter Wasser in den Rucksack geladen hatten, waren wir uns aber einig: Wo sind die Taxis, wenn man sie mal braucht? Ansonsten nutzten wir die Wartezeit bis zum Check-In noch sinnvoll. Wir gingen zum Bowling. Immerhin zwei, die es halbwegs noch beherrschten. Die Japaner auf den Bahnen schmissen die Kugel eher mit Gewalt auf die Bahn, dass wir kurzzeitig Angst um die Bahnen hatten.

Anschließend ging es noch etwas Essen und den Rest des Abends erholten wir uns von den Strapazen von gestern. Irgendwie war mein Begleiter doch etwas geschafft. Beim Essen hatten wir aber großes Glück. Viele Restaurants haben nur bis zwanzig Uhr offen. Wir kamen 19.55 Uhr und die Besitzerin baute schon ab, während noch für uns gekocht wurde. Das Essen in diesem Familienbetrieb war aber nicht schlecht. Mal schauen, ob wir es morgen wieder vor 20 Uhr schaffen.

Von Fraueninvasion oder Kilometergeld

10 Uhr auschecken und dann bis 22 Uhr Zeit, was also machen? Gut, der Bus fährt in Shinyuku ab, da waren wir diesen Urlaub noch nicht, also verbringen wir die Zeit dort. Wie das Gesetz der Serie uns eigentlich schon seit Beginn des Urlaubs, eher noch seit Japan 2006, hätte beibringen müssen, kann so ein Plan bei Dennis und mir ja nicht gut gehen.

Es kam, wie es kommen musste. Dabei fing alles so gut an. Auschecken verlief problemlos und ein Schließfach fanden wir auch schnell. Dass wir den Wanderstock mitschleppen mussten, da er für den Schrank zu groß war, ärgerte uns dagegen schon. Aber was will man machen. Also wurden kurzerhand die Geschäfte abgegrast und Zeit totgeschlagen. Shinyuku bietet sich dafür auch sehr an. PC-Geschäft an PC-Geschäft, unterbrochen nur von einigen 18 plus Geschäften, die man lieber außen vor lässt, säumen die Straßen.

Leider suchten wir aber eigentlich nichts besonderes und nebenbei leben wir nach dem Faustchen Prinzip: „Sollte ich denn sagen, zum Augenblicke verweile doch, du bist so schön, so sollst du mich in Ketten schlagen“. Nach 2 Stunden wurde unsere Entdeckerlaune zu groß und wir fingen an, die unbekannten Flecken Shinyukus zu besuchen. Seltsamerweise endeten wir aber in Shibuya und vom Tatendrang getrieben ging es weiter bis zum Tennopalast und zum Hauptbahnhof. Wirklich aufhalten konnten uns nur zwei Dinge:

Zum Ersten war dies Dennis Fotodrang. Falls google streets neue Bilder braucht – wir haben sie in Gemeinschaft geschossen. Zum Zweiten war es ein Konzert. Woran merkt man, dass man falsch ist? Wenn das Frauen-Männer-Verhältnis gefühlte 5000 zu 1 liegt. Genau diesen Zustand erlebten wir im Shibuya Stadtpark. Im Olympiastadion war ein Konzert und nur Frauen waren da und kaum zu halten. In schrillsten Kleidern warteten sie auf ihr Idol und wer keine Eintrittskarte hatte, bot notfalls auf Schildern an, alles für eine Karte machen zu wollen. Ein arg gebeutelter Ordner erklärte uns, dass es sich wohl um die Band Arashi (bekannte japanische Boygroup, die bereits 12 Alben veröffentlicht hat) handelt. Er gab uns aber auch mit einem Schulterzucken zu verstehen, dass wir die Band nicht kennen und mögen müssen.

Ab diesem Treffen erwies sich der Wanderstock als nützlich. Auf der einen Seite hatten die Frauen genug Respekt vor ihm in unserer Hand, dass sie eine breite Schneise bildeten. O.k., beim Anblick von mir mit einem Stock hätte ich auch Angst bekommen. Weiterhin taten 50 Prozent unserer Gruppe die Beine so weh, dass der Stock seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt werden musste. Irgendwie schafften wir es aber zurück nach Shinyuku. Ein interessanter Trip, auch wenn Dennis morgen vermutlich bei der kleinsten Bewegung streiken wird. Ich will aber festhalten, er hat es freiwillig gemacht!

Die letzten Bezirke

Irgendwie waren bei meinem Begleiter heute noch die Beine schwer. Auch wenn das nicht als Ausrede herhalten kann, überließ ich ihm heute die Entscheidung für unsere Beschäftigung. O.k., eigentlich war es ziemlich einfach, da uns eigentlich nur noch zwei der Hauptstadtgebiete fehlten. Was sollte man also Besseres machen, als eben diese Stadtteile zu besuchen?

Als Erstes ging es ins Börsenviertel. Eine wirklich schlechte Wahl. An sich kann das ja eigentlich sehr interessant sein. Der Börsendistrikt in Tokyo besteht aber wirklich nur aus der Börse und nichts betretbarem, so dass wir schnell wieder verschwanden. Wieso der offizielle Besichtigungsratgeber der Stadt diesem Gebiet eine ganze Doppelseite opfert, erschließt sich uns auf jeden Fall nicht. Zumal bei Sehenswürdigkeiten nur Orte aufgelistet waren, die man nicht betreten durfte.

Dann doch lieber in das nächste Viertel. Das Ziel lautet Ikebukuro. Definierender Punkt ist das Sunshine 60, ein 60-stöckiger Wolkenkratzer. Ansonsten besitzt das Gebiet hauptsächlich Geschäfte aller Art und im Ausland ist es besonders als Treffpunkt für Beziehungen zwischen Erwachsenen und Jugendlichen bekannt. Auf dem Weg in das Viertel liefen wir noch kurz über einen Friedhof. Eigentlich erwarteten wir einen Park, aber gut, wer lesen kann ist klar im Vorteil. Die japanischen Grabsteine gefallen mir aber und dass man den Verstorbenen regelmäßig Getränke vorbei bringt auch, wer braucht schon Blumen? Besonders interessant war ein Grab, wo dem Verstorbenen Bier gebracht wurde. Dass mal Wasser oder Kaffee dastand, hatte ich ja schon gesehen, aber Bier, das war was Neues. Anschließend ging es dann zu Fuß in das Viertel, schließlich müssen wir in Übung bleiben. Gelohnt hat sich der Besuch auf jeden Fall, auch wenn wir eigentlich nur Shoppen waren. Besonders der 60-Geschosser war beeindruckend. Die obere Etage des Hochhauses wurde ebenfalls wieder verwendet. Diesmal aber nicht als Fußballplatz, sondern als Observatorium und Aquarium. Leider waren die Preise aber so exorbitant teuer, dass wir vom Besuch der Attraktionen absehen mussten. Zu sehen gab es trotzdem genug. Wir schafften wir es aber trotz ewiger Geschäftsbesuche nicht, irgend etwas zu kaufen, schon etwas seltsam.

Das Highlight des Tages war aber ein anderes. Nach Tagen schaffte ich es endlich, uns in ein Okonomiyakirestaurant zu führen. Okonomiyaki ist eine Art Pfannkuchen und eine meiner japanischen Leibspeisen. Nach dem Bestellen bekommt man eine Schüssel mit den verschiedenen Zutaten, die man gut verrühren muss. Ist dies geschehen, kann man den Teig auf die in den Tisch eingebaute heiße Platte geben und dann das Okonomiyaki ganz nach eigenem Geschmack zubereiten. Dann kommen eine dicke Sojasoße, Bonitoflocken, Kräuter und Mayonnaise oben auf das Okonomiyaki drauf. Es ist zwar eine zeitaufwändige und teils komplizierte Arbeit, das Essen selber herzustellen, aber der Geschmack war göttlich. Gleichzeitig überwachte uns der Kellner mit Argusaugen, ob wir denn auch alles richtig machen. Ich würde wirklich zu gerne wissen, was für Zutaten sie verwenden. In Deutschland habe ich den Geschmack noch nie so wie in diesem Restaurant hin bekommen. Das war ein absolutes Highlight und auch Dennis hatte seinen Spaß beim Selber kochen. Allen Besuchern oder auch nur Interessierten kann ich das auf jeden Fall nur ans Herz legen. Japan ist nicht nur das Land der Sushis, es gibt auch noch andere interessante und wohlschmeckende Köstlichkeiten!