Das Wandern ist des Müllers Lust

Wer bitte macht Frühstück bis maximal 9.00 Uhr? Die kennen wohl Dennis G. noch nicht? Punkt 8.59 Uhr standen wir unten beim Büfett auf der Matte, gerade rechtzeitig zum Abbau. Früher konnte man Dennis aber nicht aus den Federn bekommen. Und die Moral von der Geschicht“? Essen gibt es heute nicht! Jedenfalls war das die anfängliche Aussage der Hotelmitarbeiterin. Zwei „verzweifelte“ Gesichter von unterernährten Deutschen später, wurde die Getränkemaschine noch einmal scharf geschaltet und wir bekamen noch etwas zu Essen. So schnell haben wir Beiden noch nie gegessen. Als es dann wieder ins Zimmer gehen sollte, ist sie dann auch extra noch einmal hinter uns her gelaufen und hat uns verabschiedet. Bei so viel Freundlichkeit haben wir versprochen, morgen eventuell etwas früher zum Essen zu kommen. Aber wirklich nur, wenn ich ihn aus dem Bett bekomme.

Ansonsten ging es heute erst mal ins Rathaus, irgendwie muss doch heraus zu bekommen sein, was diesen Ort so auszeichnet. Wikipedia schweigt sich da genüsslich aus und verweist nur auf ein seltsames Holzpferd. Zusammen mit dem Manneken Pis-Verschnitt auf dem Rathausvorplatz haben wir schon festgestellt, es handelt sich um die Stadt der Kopien. Egal ob Troja oder Brüssel, hier findet man alles. Wirklich erfreut war man aber nicht, uns im Rathaus zu sehen und die arme Rezeptionistin griff schon bei unserem Eintreten zum Telefon und rief um Hilfe. Meine bescheidenen Japanisch-Kenntnisse griffen dabei Worte wie „Ausländer“, „Hilfe“ und „Haben wir keinen, der Englisch kann?“ auf. Nach ungefähr fünf Minuten kam unser armes Opfer auch angerannt, wobei sie vermutlich auch nur noch aus der Schulzeit etwas Englisch behalten hatte. Nachdem sie unser Dilemma verstanden hatte, wurden wir zur Promotionsabteilung der Stadt gebracht, wo man uns einen englischen Plan der Stadt gab. Immerhin eine Verbesserung, die das Belesen vereinfachte. Warum man ewig nach einer Karte suchte und uns nicht einfach an die Touristeninformation am Hauptbahnhof verwies, blieb zwar unklar, aber gut, etwas Service für seltene Besuche ist ja auch ganz nett. Unsere Dolmetscherin war richtig überrascht, so oft sieht man hier keine Ausländer.

Nachdem das Ziel erreicht war, konnte es endlich ans Erkunden gehen. Das erste Ziel war schnell gefunden, auch wenn wir gestern schon dreimal daran vorbei gerannt sind. Direkt neben dem Rathaus liegt der alte Schlossplatz. Wie so oft in Japan existiert das Schloss nicht mehr, man hat aber am Standort einen großen Garten mit guter Aussicht errichtet. Auf jeden Fall nett anzuschauen und sogar mit einem kleinen Wasserfall versehen. Eigentlich sollte es jetzt via Zug zum Hauptbahnhof gehen, leider verkehrt dieser aber nur sehr unregelmäßig. Was also tun? Über eine Stunde warten ist eigentlich zu lang. Da ist guter Rat teuer. Wir entschieden, das Naheliegendste zu tun. Eine kleine Wanderung stand an. Drei Zugstationen, das kann doch gar nicht so viel sein. So schlimm war es dann auch nicht, wenn man bedenkt, dass wir den Ort schon fast verlassen hatten. Der Hauptbahnhof passt auch gar nicht ins Bild der Stadt, ein absolut neues Gebäude, nur aus Glas, wo sogar der Shinkansen fährt. Die eigentliche Touristeninformation befand sich auch hier und wurde gleich mit Fragen zur Weiterfahrt gelöchert.

Endlich wussten wir genug über die Stadt, um endlich die wahre Sehenswürdigkeit der Stadt zu besichtigen: die alten Ausgrabungsstätten, die heute als Museum fungieren. Natürlich wanderten wir hin. Wie es sich gehört, war der eigentliche Zugang zu den rekonstruierten Hütten gerade heute nicht gestattet, aber man bekam im restlichen Park einen guten Eindruck. Um das Gebäude wurde ein Garten angelegt, der jederzeit betretbar ist. Einige Archäologen würden zwar vermutlich den Kopf über die Methoden zusammenschlagen, die Ausgrabungen sind aber schon eine Weile Vergangenheit. Die Schnitte waren breit und tief und sind heute noch teilweise zu sehen. Von der Präsentation können sich die Deutschen aber ruhig einige Scheiben abschneiden. Das war absolut vorbildlich und so gestaltet, dass sogar Leihen es ohne Probleme verstehen konnten. Gleichzeitig verführt der Garten dazu, auch spontane Passanten zum Besichtigen zu gewinnen.

Im Anschluss ging es wieder zurück in unser Viertel und von daher zum Hafen. Eigentlich wollten wir noch weiter zu einer Inselgruppe, aber der Sonnenuntergang hielt uns auf. Allgemein ist Hachinohe eine Stadt, die in den letzten Jahrzehnten dank des Fischfangs und Bergbaus groß geworden ist. Der alte Glanz ist noch in regelmäßigen Abständen zu erkennen, nur leider bröckelt so langsam der Putz von den Fassaden und die Stadt verfällt ohne diese beiden Grundpfeiler so langsam. Trotzdem hat sich bis jetzt die Reise hierher gelohnt. Es müssen nicht immer die drei großen Städte Tokyo, Kyoto und Osaka sein!

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