Viele Wege führen nach Rom, heißt es in dem in fast jeder Sprache bekannten Spruch. In Sendai müsste momentan dieser Spruch wohl umgeschrieben werden. Alle Wege führen zum Oktoberfest. Geplant war das Erscheinen auf dem Fest heute nicht wirklich, aber das ganze allgemeine Leben in der Stadt scheint zu Gunsten des Festes auszufallen. Auf der Suche nach einigen Dingen, ging ich durch die Stadt und nie erlebte ich sie ruhiger. Für einen Samstag war wirklich nichts los. So ließ ich mich von Orsolya überzeugen, dem Bierfest eine zweite Chance zu geben.
Im direkten Vergleich muss ich sagen, besser als das Fest vor drei Monaten ist das jetzige Fest schon. Dies liegt aber weniger an den Ständen, die die gleichen sind, wie beim letzten Mal, als an der Tatsache, dass die Auswahl der Band besser ist, als beim letzten Fest. Gut, eine Band zu schlagen, die nur drei Lieder beherrscht, ist auch nicht wirklich schwer. Die Bandmitglieder sind aber alle so um die 25 bis 35 Jahre alt und besitzen ein weitreichendes Repertoire an Liedern. Über die Qualität der Lieder lässt sich dabei vortrefflich streiten und meinen Geschmack treffen sie nicht unbedingt, aber für den Kontext des Oktoberfestes ist die Auswahl wohl ziemlich gelungen. Den Japanern ist dies aber eh ziemlich egal. Bei jedem Lied gehen die Betrunkensten total mit. Auch die Würstchen haben einen großen Abnehmerkreis. Allgemein versuchen sich die Händler diesmal an mehr deutschen Rezepten, aber zum Beispiel würde ich für einen einzelnen Kartoffelpuffer ohne alles nie im Leben 7 Euro bezahlen. Auch für vier verschiedene dünne Würstchen würde ich nicht unbedingt 20 Euro hinlegen. Der Einzelhandel hat auf jeden Fall seinen Umsatz, besonders an der 27 Euro Maß. Der echte Einzelhandel in Form von Kombinis findet dagegen bei den Ausländern seine Abnehmer, die sich lieber billiges Bier besorgen und nur die Atmosphäre genießen. Diese ist für japanische Verhältnisse aber auch einzigartig. So locker und ausgelassen erlebt man Japaner selten. Die ganze Familie ist da, die sonst ängstlichen Kinder gehen auf die Menschen zu und die ganze Familie versucht, das Steak oder die Würstchen mit Stäbchen zu essen.
Die Band mit ihren roten T-Shirts stellt dabei immer einen Fixpunkt dar. Neben ihren fünf täglichen Auftritten bekommen sie reichlich Freibier zur Seite gestellt. Ein Umstand, den man sehr gut an ihrem Handeln erkennen kann. Die letzten Auftritte finden nur noch in einem schon fast zuen Zustand statt. So versuchten sich zwei auch an Orsolya, die gekonnt in Deutsch konterte und später von mir von den beiden erlöst wurde. Einziges Thema der Band war dabei eigentlich nur die japanische Damenwelt. Die Tatsache, wie die gut abgefüllten Japanerinnen aus sich heraus gehen und vor der Bühne fast alle Hemmungen verlieren, kommt auch auf der Bühne an. Im Verbund mit dem relativ jungem Alter und den teilweise sehr kurzen Kleidungsstücken der Japanerinnen kann da schon mal der Hormonhaushalt durcheinander kommen, so dass man sich dann über das beste Vorgehen bei mir erkundigte. E entstand ein allgemein sehr interessantes Gespräch, was nur andauernd von Japanerinnen unterbrochen wurde, die unbedingt mal Deutsche anfassen wollten oder Fotos machen wollten. Teilweise ging das für japanische Verhältnisse schon ziemlich tief ins Flirten und wenn bei mir Interesse bestanden hätte oder die anderen beiden mehr verstanden hätten, alleine hätte von uns keiner nach Hause gehen müssen. Das sollen die Herren aber selber rausfinden, das ist nicht meine Baustelle. Ich hoffe nur, das Fest ist bald zu Ende, dass man seine Freunde auch mal wo anders antrifft und sich das Leben bald wieder normalisiert.