Schon 2003 sangen die Prinzen: „Regen tropft auf meinen Kopf, doch der ist wasserdicht“ – wie recht sie doch hatten. Nach dem gestrigen Abend begann der Weltuntergang in Sendai. Der Himmel öffnete sich und der Strom an Wasser will einfach nicht verebben. Der Taifun hat uns also komplett im Griff. Lässt sich ein Magdeburger aber von solchen Kleinigkeiten aufhalten? Nein, natürlich nicht! Also ging es mit dem Rad in die Stadt, den zweiten Tag des Jazzfestivals zu besichtigen. Das Ganze war schon im strömenden Regen beeindruckend, wie muss das erst im trockenen Zustand aussehen? Überall waren Bühnen, eine hatte die Nummer sechzig. Von daher ist wohl davon auszugehen, dass es mindestens ebenso viele Konzerte gleichzeitig gegeben haben muss. Überall standen Menschentrauben mit Regenschirmen bewaffnet bereit, um den Künstlern eine würdige Bühne zu geben. Den besten Auftritt hatte aber eine Band im Bahnhof. Der Bahnhof hat zwei Etagen und die Band stand auf der Balustrade der zweiten Etage und sang für die Leute in der ersten. Das Ganze geschah dazu noch im A Capella Stil, ein beeindruckender Auftritt. Im Anschluss stellte ich mich ohne Regenschirm in den Regen, um einem Gitarrenspieler zu folgen. Er war sehr gut, aber aufgrund seiner ungünstigen Lage hatte er gerade keine Zuhörer. Da der Regen und die Lufttemperatur warm waren und ich dank der Radtour eh schon durchnässt war, verweilte ich ein wenig im Regen. Nicht so mit Japanern. Das Team schickte gleich jemanden vor, der mir ein Handtuch und gleichzeitig einen Platz unter dem Teamzelt anbot. So verfolgte ich dann etwas trockener den Auftritt noch in Ruhe zu Ende.
Abends ging es dann noch einmal los zu den Abschlusskonzerten. Wie so oft waren die ersten Menschen, die mir über den Weg liefen, Orsolya und Dai. Man kann echt nichts alleine in dieser Stadt machen. Diese befanden sich in Begleitung von Englisch-Lehrern des Jet Programms. Dieses Programm erlaubt jedem, der auch nur in Ansätzen Englisch beherrscht den Posten eines Englisch-Lehrers in Japan einzunehmen. Böse Stimmen sagen dabei sogar, dass wirklich jeder genommen wird. Sogar die Bezahlung soll sehr gut sein. Auf jeden Fall befand sich unter den Studenten ein Ire, der mich in österreichischem Deutsch gleich ausfragte. Wie sich herausstellte, ein Geisteswissenschaftler, der einen Bachelor in Geschichte und einen Master in Philosophie hat und ein Jahr lang in Wien gewohnt hat. Ein sehr angenehmer Gesprächspartner und wir werden uns wohl noch häufiger mal treffen. Endlich jemand, der etwas Anständiges und nicht Ingenieurwissenschaften oder Recht studiert. Wobei, anständig liegt ja immer im Auge des Betrachters.