Es ist soweit, der Abschied von Felix und Andre steht an. Kein freudiges Ereignis und eigentlich fand unsere Abschiedsfeier auch schon vor zwei Wochen statt. Da ich aber wider Erwarten doch anwesend bin, ging es heute mit zur offiziellen Verabschiedung. Dazu galt es aber erst einmal, irgend ein anständiges Abschiedsgeschenk zu finden. Zusammen mit einem Finnen und einem Schweden ging es deshalb heute durch die Läden, um die bange Frage zu beantworten, was sollen wir schenken? Irgend welche verrückten japanischen Kostüme sind zum Beispiel schön und gut, aber teuer und nicht wirklich persönlich. Andere Sachen sind noch weniger zu gebrauchen. Wobei, mit einem Kostüm hätten wir garantiert einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein Laden hatte doch wirklich eine deutsche Weltkriegsuniform zusammen mit allen Insignien und auf der Verpackung in Katakana auch noch alle dazugehörigen Sprüche drauf. Damit hätten wir sie zu gerne durch den Zoll gehen lassen. So gemein sind wir dann aber noch nicht.
Im Endeffekt entschieden wir uns für zwei typisch japanische T-Shirts in weiß, die wir selber beschriften wollten. Dazu besorgten wir noch schnell Textilstifte und los konnte es gehen. Die Meldungen waren schnell gefunden und Tobias, unser Schwede und Orsolya konnten sich ans Beschriften machen. Anti und ich schauten lieber zu, wir kennen schließlich unsere Handschriften. Also runter zu den anderen und die beiden in die T-Shirts zwängen. War ihnen gar nicht so recht, da wir Tohoku drauf geschrieben hatten. Bei den Plänen für heute Abend kann das ja dem Ruf der Uni schaden. Egal, erst mal mit eklig gepanschtem Wodka schon etwas vorgeglüht und ab ging es in die Stadt. Das Essen von Fleischspießen fiel zum Glück aus, dafür gab es ein Nomihodei, eine Trinkparty mit fünf Essensgängen dazu. Anschließend machten wir sehr lautstark noch Kokubuncho unsicher, bis es dann zum Karaoke ging. Dabei kamen noch fünf andere Ausländer mit und in einer riesigen Runde wurde gesungen und teilweise sogar getanzt. Der Vorteil war, dass man eh kaum singen brauchte, die Neuankömmlinge waren so karaokebegeistert, dass sie ewig viele Lieder bestellten und ich für meinen einen Song schon alleine eine Stunde warten musste, eh ich überhaupt an die Reihe kam. Als unser Schwede aber partout nicht mehr konnte und seine Heimkehr nicht ganz sicher war, habe ich ihn lieber mit nach Hause begleitet, während die anderen noch 45 Minuten Karaoke vor sich hatten. Lustig war es trotzdem und die beiden werden mir auf jeden Fall sehr fehlen. Sie waren gute Freunde und gleichzeitig öfter Helfer in der Not. Wen soll ich jetzt rufen, wenn ich mal wieder komplett orientierungslos in der Pampa stehe oder mit wem soll ich meinen Spaß in den Sprachkursen haben? Mal schauen, wer so nach kommt. Bald müssten die Neuankömmlinge ja auch in Japan eintreffen.