Küstenwanderung

Was kann man heute machen? Diese Frage stellte sich uns heute morgen. Natürlich hatten wir die Wegbeschreibung vom Stausee, die immerhin drei Beamten eine Menge Arbeitszeit gekostet hatte. Aber wollten wir wirklich riskieren, nicht mehr zurück zu kommen? Nein, das musste nicht sein. In der Region vom Stausee gab es noch nicht einmal einen anderen Weg, um im Notfall in unseren Urlaubsort zu kommen. Wir hätten nur ein Taxi nehmen können, dass war wirklich zu unsicher. Dann doch lieber etwas spazieren gehen.

Aufgrund des Regens mussten wir die Wanderung am Meer gestern doch ziemlich abrupt abbrechen, da kann man doch ansetzen. Also ging es per Bahn zur Bahnstation Sama. Wie unbedeutend diese ist, erkannte man schon an einem kleinen Fakt, es gab keine automatischen Tore. Ein Schaffner musste die Tickets eigenhändig abstempeln und einsammeln. So etwas habe ich bis dato noch nirgends in Japan erlebt. Der Weg an der Küste entlang gestaltete sich aber schwieriger als gedacht. Die Wohnviertel waren fast allesamt mit Sackgassen versehen und mehr als einmal mussten wir umkehren und einen neuen Weg suchen. Als wir endlich dachten, wir haben Natur um uns und das Meer ist schon zu sehen, stand auf einmal eine Pferdekoppel in unserem Weg. Nein noch einmal lassen wir uns nicht aufhalten und die Warnschilder sind auch nur auf Japanisch, die interpretieren wir nach unserem Gutdünken. Also wurden Wege genutzt, die nicht klar ersichtlich erlaubt oder verboten waren und irgendwie schafften wir es durch die Koppel. Zum Glück hat uns dabei keiner gesehen. Die Aktion lohnte aber. Wir fanden ein Stück Küste vor, dass ich mit Fug und Recht als eines der schönsten Gebiete Japans bezeichnen würde, was ich bis jetzt gesehen habe. Da kann Matsushima, als einer der wirklichen drei schönsten Orte einpacken. Viele Felsen, eine schöne Brandung und kristallklares Meer luden zum Verweilen ein. Gleich im Anschluss fanden wir auch noch einen langen, sauberen Strand vor. Ein Schild bestätigte uns unsere Vermutung, dass dieses Gebiet in eine Auflistung der schönsten Orte Japans aufgenommen ist. Wieso das Touristikbüro einen nicht erreichbaren Stausee in ihre Karten und Prospekte aufnimmt, aber diese Küste nicht, wird mir wohl für immer ein Rätsel bleiben. Also ging es einige Kilometer den Strand entlang, zu einem Badestrand.

Ein alter Bekannter erwartete uns schon – ein älterer Japaner, der irgend welche Tanzschritte im Sand ausführte. Gestern war er schon am selben Strand wie wir und heute ebenfalls. Sein Getanze nutzte er, um mit den anwesenden jungen Frauen zu flirten. Diese konnten sich aber nicht so recht entscheiden. Auf der einen Seite der komische Herr und auf der anderen Seite Ausländer. Lautstark wurden wir ausgewertet. Blöd nur, dass einer der Ausländer auch noch was verstand.

Nach dem Baden ging es dann zurück in die Innenstadt. Zug fahren kann ja jeder und warten wollten wir auch nicht, also ging es zu Fuß nach Hause. Sehr zum Schrecken der Japaner übrigens. So oft musste ich noch nie erklären, dass wir in Ordnung sind und und es kein Problem darstellt. Alle wollten uns zum Zug oder zum nächsten Taxi führen. In Rekordzeit schafften wir es aber zurück. Als Belohnung gab es noch eine Kleinigkeit zu essen. Also entweder sind unsere Großmütter etwas faul oder japanische Rentner einfach nur irre. Wir tendieren zu letzterem. Die Köchinnen in unserem Restaurant waren beide um einiges älter als unsere Großmütter und kochten bei viel zu hohen Temperaturen um ihr Leben und flitzten noch von Tisch zu Tisch wie junge Rehe. Dass Japaner gerne länger arbeiten, war uns auch bewusst. Die beiden schienen es aber zu übertreiben. Na ja, so lange es ihnen Spaß macht, wieso nicht. Wir lobten auch extra ihre Kochkunst, was sie sehr erfreute. Wobei, was wir gegessen haben, wollen wir, aber besonders Dennis, gar nicht so wirklich wissen. Dennis hatte alles mögliche an Fisch, wobei wir bei drei viertel der Sachen keine Ahnung hatten, worum es sich handelt.

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