Fugu oder: Wie gut war noch mal meine Versicherung?

Ich hasse sie, die japanischen Klimaanlagen. Wenigstens bestätigte mir heute jemand, wie schrecklich sie sind. Ohne kann man nicht schlafen, mit wird es aber schnell viel zu kalt. So wurde die Nacht heute doch etwas unruhiger, als mir das lieb war, aber egal. Morgenstunde hat Gold im Mund, also auf zum Frühstück. So wirklich warm wurde Olli damit nicht, wobei ich zugeben muss, gebratener Fisch mit Gräten hat mich dann auch etwas stark schockiert. Die netten Engländer neben uns waren aber bereit, ihn gegen ihren Tofu zu tauschen. Ansonsten hat das japanische Frühstück mir sehr gut geschmeckt.

Anschließend ging es erst mal in Ueno ins Museum. Technikmuseum hört sich ja gut an. Mir persönlich war es zu sehr auf Kinderbedürfnisse ausgelegt, von der Sache her ist es aber trotzdem sehr gut gemacht worden. Es ist interessant, wie sehr man sich bemühte, die Naturwissenschaften den Kleinen nahe zu bringen. Im Prinzip könnte man das Museum zum Beispiel mit dem Jahrhundertturm in Magdeburg vergleichen. Beeindruckend war besonders ein 360 Grad Kino, in dem ein Film auf den Kugelwänden des Raums abgespielt wurde. Das sah schon ziemlich gut aus. Anschließend ging es nach Odaibara, ein wenig das Meer sehen. Über diesen Stadtteil kann man eigentlich nicht viel sagen, außer dass er etwas Besonderes ist. Aufgrund der Insellage ist er sehr ruhig und sauber und stellt einen sehr entspannten Gegenpool zum überdrehten Tokyo dar. Wie teuer das Leben dort ist, möchte ich aber wirklich nicht wissen. Um die Tagestour zu komplettieren, ging es dann noch schnell im Rathaus hoch, um einen Gesamteindruck von der Stadt zu bekommen. Mit einem Bier begossen wir dann den Ausblick. Viel mehr war heute auch nicht wirklich möglich. Eigentlich hätte man fünf Hemden benötigt, so heiß war es. Die Sachen waren schneller durchgeschwitzt, als einem lieb sein konnte. Ich kann wirklich nur betonen, in Tokyo zu leben wäre eine Qual.

Das wirkliche Highlight war aber der Abend. Es ging in ein Fugu-Restaurant, also zum Kugelfisch essen. Wenn es also morgen keinen Blogeintrag gibt, bin ich entweder nicht nach Hause gekommen oder es ist doch etwas schief gegangen. Das Restaurant war von außen nicht wirklich Vertrauen erweckend und man konnte einige Kugelfische im Aquarium beobachten. Zu diesem Zeitpunkt zweifelten wir kurzzeitig an unserer Entscheidung, dort einzukehren. Trotzdem rangen wir uns durch und bekamen gleich eine Sonderbewachung, damit wir auch ja alles richtig machten. Wir bestellten sicherheitshalber nur ein Menü, wer weiß, wie das Essen schmecken wird. Nur irgendwie interpretierten die Japaner unsere Intentionen falsch und lieferten uns zwei Menüs. So viel zum Thema nur mal eine Scheibe probieren. Als ersten Gang gab es Sashimi von Fugu. Sashimi ist in Streifen geschnittener Fugu, der hauchdünn und zart ist. Mein persönliches Highlight, da es absolut im Mund zergeht. Im Anschluss wurde ein Nabe Feuertopf mit Fugu serviert. In einer Brühe kocht man selber den Fisch. Dies war ganz und gar nicht unsere Welt. Schlimm genug, dass die Teile nicht so berauschend aussahen, nein, die Muskeln zuckten noch. Wer kann bitte Fleisch essen, wo die Muskeln noch zucken? Trotz allem kämpften wir. Augen zu und durch, jedenfalls durch die nicht ekligen Stücke. Anschließend wurde frittierter Fugu geliefert, Ollis Highlight. Für mich war es zu hart und eklig, von daher hielt ich Abstand davon. Dann doch lieber den nächsten Gang, eine Reissuppe aus den Überresten des Nabe Feuertopfes. Absolut gut schmeckend, auch wenn es als letzter Gang doch etwas zu viel ist. Abgerundet wurde das Ganze noch mit Fugueis. Insgesamt war es schon eine interessante Erfahrung, nur ob ich es jemals wieder bestellen würde, ist ziemlich fragwürdig. Dafür spüre ich selbst jetzt noch den Fugu, da mein Mund etwas betäubt ist. Ich sag ja, Fugu, ein Teufelszeug. Wer isst schon freiwillig gefährliche Fische?

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