Heute war ein trauriger Tag für mich, der Tag einiger Abschiede stand an. Wieso machen sich eigentlich alle auf den Weg nach Deutschland, möchte mir da jemand etwas sagen? Den Anfang machte heute Olli. Sein Kurzaufenthalt fand heute früh viel zu früh ein Ende. Aus diesem Grund musste es auch ziemlich früh zum Flughafen gehen. Blöd nur, wenn der eigene Wecker auf Vibrationsalarm steht, so hätte ich beinahe noch verschlafen. Trotzdem schaffte ich es irgendwie, mich mit auf den Weg zu machen. Von allen Abschieden heute war das der reibungsloseste. Ihm scheint es auch ganz gut hier gefallen zu haben, nur um noch mal den Unentschlossenen einen Anreiz zu geben. Anschließend meldete sich Kaori, meine Tutorin. Am anderen Ende des Flughafens stand sie gerade bereit, ihren Flieger für den Deutschlandurlaub zu nehmen. Also einmal quer durch den Flughafen gehetzt, nur um sie nur noch kurz winkend in den Sicherheitsbereich gehen zu sehen. Leider durfte sie nicht länger draußen warten. Abschließend bekam ich noch Hilferufe. Die Zeit für den halbjährigen Japanaufenthalt geht so langsam zur Neige, so dass sich heute einige am Flughafen einfanden. Da man schon das Gerücht gehört hatte, das ich in Narita bin, wurde ich halt angerufen, Sachen herauszufinden. Bis wann kann ich einchecken oder wo kann ich meinen Telefonvertrag kündigen, alles Dinge, die ich schnell herausfinden durfte. Kein Problem für mich, der halbe Flughafen kennt mich zwar mittlerweile, aber das ist ja nicht mein Problem. Meine Fragerei veranlasste die Polizei vermutlich sogar, meine Personalien mal zu kontrollieren. Ich kann nur noch mal sagen, wenn alles aufgeschrieben wird, fühlt man sich schon leicht wie ein Verbrecher. Zum Glück hatte ich nichts angestellt. Dafür wurde ich ab dem Zeitpunkt von den Polizisten überschwänglich gegrüßt, besonders von einem, der hier an der Tohoku ebenfalls studiert hat. Dem musste ich über Sendai Rede und Antwort stehen.
Persönlich getroffen habe ich dann noch unsere Australierin und ihr eine schöne Reise zu einem Turnier in Deutschland gewünscht. Komisch wird das die nächsten Tage in Sendai auf alle Fälle. Fast alle meine engeren Freunde müssen zurück in die Heimat und die neuen lassen auf sich warten. Das werden einige ruhige Wochen, aber das wird schon. Komisch ist das Gefühl, dass viele bald weg sind aber trotzdem. Mal schauen, was so Neues kommt.
Nachdem ich mittlerweile schon 7 Stunden auf dem Flughafen verbracht hatte, ging es jetzt endlich zum Treffen des Nachtbusses. Was aber machen? Über zwei Stunden nur rumsitzen ist keine Option. Wer rastet, der rostet. Dann doch lieber noch einmal schnell durch das gesamte Viertel durch. Gesagt, getan, wobei mein Koffer dabei eine schlechte Idee war. Anschließend ging es im Bus zurück nach Sendai, wo Ruhe und Entspannung warten. Sendai – Tokyo ist wirklich keine Entfernung und entspannter fahren, als mit dem Bus, kann man es wirklich kaum. Diesmal gab es sogar das größte Glück, Beinabstandssitze. Der absolute Luxus, der die Fahrt sehr angenehm gemacht hat. Die Frage ist, was nehmen die Japaner eigentlich so ein? Kaum fünf Minuten, nachdem die ersten im Bus saßen, schliefen sie schon, einer sogar schnarchend. Trotzdem wurde es eine nette Fahrt, auch wenn ich beinahe den perfekten Halt für mich verpasste. Ich erkannte wirklich nicht Kokobuncho aus dem Fenster heraus. Ich muss schon ziemlich fertig sein, wenn nicht mal mehr das funktioniert.