Er hat es tatsächlich geschafft – Dennis hat den langen Weg nach Japan zum zweiten Mal gemeistert! Bevor es aber soweit war, galt es, noch andere Dinge zu bewältigen. Erst einmal galt es, das Hotel zu verlassen, das ich seit meiner Fuji-Besteigung bewohnt habe. Ich muss sagen, bis auf die Lage war das schon ziemlich angenehm, auch wenn die Zimmer ziemlich klein waren. Wirkliches Manko stellte eigentlich nur das Viertel dar. Da man aber auch später erscheinen konnte und eigentlich im Hotel nur schlafen wollte, ging das alles.
Eigentlich sollte der Tag gemütlich verlaufen. Mein Ziel war es, den Hafen etwas zu besichtigen. Immerhin schaffte ich dieses Vorhaben vor vier Jahren, im Jahr 2006, nicht. Wie sich herausstellte, ist das an sich auch kein Problem. Wirklich verpassen tut man nichts, wenn man ihn nicht kennt, aber schöne Ecken gibt es auch. Besondere Fixpunkte sind unter anderem die Rainbow-Bridge und das Fuji-TV-Gebäude. Letzteres ist durch alle möglichen Japan-Filme berühmt und zeichnet sich durch seine Form aus. Zwei Türme mit einer Kugel in der Mitte und die Brücke – das muss ich mir unbedingt bei Nacht ansehen. Dort wird die ewig lange Brücke in den verschiedensten Farben beleuchtet. Wirklich zum Besichtigen kam ich aber nicht. Vor lauter Schreck musste ich aber feststellen, dass der Hafen überlaufen war. Anhand der Menschenmassen lies sich noch nicht mal der Grund für den Andrang feststellen. Geschäftsleute in Anzügen drängten sich neben Müttern mit Kind und dazwischen liefen Schulkinder und vollschlanke, kaum gewaschene Nerds herum. Wie es sich herausstellte, fand genau heute die Comicket statt. Laut meinen Recherchen handelt es sich dabei um eine der größten Marktveranstaltungen für Comic-Fanartikel. Im Klartext für Japaner heißt das, dass irgendwelche Fans mit Charakteren aus ihren Lieblingsheften neue Geschichten, meist der ab 18 Natur erstellen und dort verkaufen. Genau so sah es dann auch aus. In den Händen sah man Hefte mit ziemlich expliziten Covern, teilweise mit Charakteren, die viel zu jung waren oder in Frauenhänden oftmals Männerbeziehungen als Thema. Besonders meine Nachbarn auf der Rückfahrt waren genial vorbereitet. Sie hatten einen Plan der Halle und alle wichtigen Hefte dort in einen Schlachtplan eingezeichnet. Diese Vorbereitung sah schon ziemlich professionell aus. An wirklich Sightseeing war nicht zu denken, also trat ich den Rückzug an. Man konnte wirklich nirgends unbehelligt langlaufen, überall saßen die Comicfans.
Da ich am Mittwoch versprochen hatte, den defekten Koffer heute noch zum Flughafen zu bringen, war der taktische Rückzug auch kein großes Problem. Falls man mit Japanern ins Gespräch kommen will, kann ich eine der beim Transport verendete Technik auf jeden Fall nur vorschlagen. Entweder man nimmt einen 20-Kilo-Koffer auf die Schultern und transportiert ihn. Dies wird einem die Aufmerksamkeit der Zug fahrenden Frauen einbringen. Mehr für Gespräche geeignet war aber noch mein Wanderstab vom Fuji. Wegen des Hotelwechsels hatte ich ihn notgedrungen dabei. Alle Leute, besonders ältere, sahen sich nun gezwungen, mir ihre Fuji-Geschichten zu erzählen. Auf jeden Fall hatte ich so sehr interessante Gespräche.
Nach dem Transport kam dann endlich Dennis an die Reihe. Aber oh Schreck, auf welchem Terminal sollte er eigentlich ankommen? Offensichtlich hatte er mir die falsche Airline genannt und so war ich auch falsch gefahren. Dank des Verbindungsbusses und den Zollkontrollen schaffte ich es aber noch vor ihm zum Terminal. Nachdem wir unser Hotel bezogen hatten, ging es nur noch schnell zum Supermarkt, Reserven für die nächsten Tage auffüllen. Für wirklich mehr hatten wir dann auch keine Lust mehr, besonders da Dennis immer noch das Schaukeln des Fluges spürte. Genug Japaner haben wir aber schon mit dem Nach dem Weg fragen zur Verzweiflung gebracht. Einer ist uns sogar fünf Minuten zu Fuß gefolgt, nur um uns den richtigen Weg zu zeigen. Morgen kann es dann richtig los gehen.