Die Kamera ist tot, lang lebe die Kamera. Der heutige Tag stand komplett unter diesem Motto. Nachdem der Fuji-San meiner Kamera doch zu viel Schaden zugefügt hat, blieb mir eigentlich nur eine Möglichkeit, eine neue besorgen. Viel zu häufig habe ich die letzten beiden Tage das Fehlen der Kamera verflucht. Zu meinem Glück befinde ich mich gerade in Tokyo. Wo sollte es besser möglich sein, einen Elektronikgegenstand auszutauschen, als in Akihabara, dem Mekka der Anime- und Technikfreaks. Dementsprechend ging es heute früh mit Dennis auf nach Akihabara. Viel zu viele Läden warteten darauf, von uns erobert zu werden.
Die Größe einiger der Läden war förmlich unbeschreiblich. Acht Etagen, jede so groß wie ein Elektronikladen in Deutschland, sind schon beeindruckend. Nebenbei: man findet wirklich alles. Laptops mit 3-D-Displays genauso, wie durchsichtige Waschmaschinen oder halt tausende Kameras. Passenderweise kann der Preisunterschied zwischen den Läden schon mal hundert Euro betragen, dementsprechend sollte man auch wirklich vergleichen. Dies erschwerte mir aber auch gleich die Suche, weil ich nicht wusste, was gut ist und was ich eigentlich wollte. Dementsprechend lang ging die Suche, immer wieder unterbrochen von kurzen Besuchen in anderen Läden, meist dem Thema Anime zugeordnet. So wirklich gewollt waren die Besuche von uns zwar nicht, bei der bulligen Hitze heute stellten sie aber die einzige Überlebensmöglichkeit dar. Immerhin ist jeder noch so kleine Laden mit Klimaanlage ausgestattet.
Langsam kristallisierte sich eine Vorentscheidung bei der Kamerafrage heraus. Die endgültige Benachrichtigung meiner Informanten aus Deutschland, bei denen ich mich hiermit noch mal herzlich bedanke, über die Kameras, stand aber noch aus. Was soll man also machen? An allen Ecken standen Damen in Dienstmädchen-Uniformen herum und verteilten Flyer. Angeboten wurden Massagen, Rollenspiele und auch Cafébesuche. Cafébesuche? Da waren doch Geschichten von Daniel in meinem Hinterkopf gespeichert! Worte wie „seltsam“, „Erfahrung“ und „durchaus lecker“ waren irgendwo abgespeichert. Da Dennis sich schon einen neuen Rucksack gekauft hatte und ich noch wartete beschlossen wir, uns das Ganze anzutun. Es war wirklich eine Erfahrung: Ein Café – komplett auf süß gestaltet. Ellenlange Regeln, sehr zu Dennis Unfreude z.B. kein Betatschen der Kellnerinnen und keine Fotos, galt es zu beachten. Wir bekamen zwar nur die Hälfte des Services mit, da wir sie mit Englisch überforderten. Interessant war es aber allemal, wenn wir wegen der Peinlichkeit nicht gerade in den Boden versinken wollten. Wenigstens war der Kuchen nicht schlecht und es gab ein Foto mit der Kellnerin. Das von Dennis findet man jetzt immerhin in seiner Geldbörse. Aber schon das Anrichten des Kuchens war elegant. Mit Hilfe der Soße wurden Figuren gemalt und alles kunstvoll hergerichtet. Ob wir uns das allerdings nochmal antun würden, ist aber ziemlich fragwürdig. Immerhin überforderten wir zur Verabschiedung noch einmal die Damen. Die letzte Kellnerin fragte uns nach unserem Namen. Ihr Name war Reika. Dass ich Reik heiße, wollte und konnte sie sich nicht vorstellen.
Nachdem dieses Schauspiel überstanden war, ging es endlich zum Kamera kaufen. Jetzt fühle ich mich wieder wie ein halber Mensch. Jetzt noch zwei Laptops und ich habe wieder den Stand, den ich vor Japan, beziehungsweise vor zwei Monaten hatte.
Zur Feier des Einkaufs beschlossen Dennis und ich noch, den Tag mit etwas Sushi ausklingen zu lassen. Ein Restaurant in Asakusa, unserem Hotelviertel, war schnell gefunden und wir hatten eine geniale Aussicht auf den Fluss. Sushi ist auf jeden Fall ein Highlight hier. Egal, wie man es dreht und wendet, deutsches Sushi ist kein Vergleich zu japanischem Sushi!