Da sah der Tag doch wirklich mal wie ein entspannter, langweiliger Tag aus, wo nichts Berichtenswertes passiert ist und dann kamen wir an dieser Kneipe vorbei und alles änderte sich. Aber der Reihe nach:
Nachdem die Damen und Herren doch etwas länger gefeiert hatten und der Brasilianer sogar eine Koreanerin abgeschleppt hatte, war bis 14 Uhr heute niemand der Herren zu erreichen. Deshalb beschloss ich, etwas zu lernen und die Zeit totzuschlagen. Ein kurzzeitiges englisch-japanisches Wortgefecht mit dem Briefträger um ein Paket für Christian, stellte die einzige Abwechslung dar. Um 14 Uhr traf ich dann Andre und zusammen mit Orsi ging es dann in die Innenstadt zum Shoppen. Dank eines Amerikaners, den wir trafen, gab es auch noch gutes Essen. Aber wirklich ereignet hat sich nichts, so dass wir uns auf den Heimweg machten.
Auf diesem geschah es dann und Andre sah eine Bar, die ihm Katoh empfohlen hatte. Gesagt getan und die Kneipe getestet. Gleich kam ein Herr mit deutschem Namensschild auf und zu und geleitete uns herein. Seine englischen Begrüssungsfloskeln wurden mit einem gepflegten „Moin!“ beantwortet und los ging die Show. Thomas lebt seit fünf Jahren in Japan und war hocherfreut, etwas Deutsch sprechen zu können. Ehe wir uns versahen, hatten wir auf Kosten des Hauses 3 helle Biere auf dem Tisch und los ging das Geschichten austauschen. Orsolya kann zum Glück auch genug Deutsch, so dass es eine lustige Runde wurde. Warum zu Bier Knabberkram gereicht wird, verstehe ich jetzt auch ziemlich gut, da das Bier ja eklig schmeckt. Danach wurde uns das deutsche Tayaki vorgestellt. Normalerweise handelt es sich um einen Teig in Fischform mit Anko (rote Bohnenpaste) oder einer Creme als Füllung. Thomas hat aber deutsche Tayaki entwickelt. Gefüllt werden diese mit Kartoffelsalat und Leberkäse (für Vegetarier natürlich ohne Leberkäse). Diese Tayaki bekamen wir ebenfalls umsonst.
Nach so vielen kostenlosen Gaben bestellten wir dann doch noch was zu trinken, um wenigstens ein wenig Umsatz erzeugt zu haben. Diesmal bekamen wir Schwarzbier. Dies hatten wir eigentlich schon beim ersten Mal bestellt, aber der japanische Kneiper konnte mit dem Wort schwarz zu unserer Überraschung doch nicht so viel anfangen. Da der Laden ziemlich klein war und wir ziemlich auffällig, wurde Thomas dann von zwei Kundinnen über uns befragt. Wie sich das für einen Deutschen gehört, wurden diese Fragen aber nicht von ihm beantwortet, sondern die Damen auf uns verwiesen. Dementsprechend bekamen wir die Gelegenheit, unser Japanisch ein wenig zu nutzen und Fragen über uns zu beantworten. Englisch hätten die Damen zwar auch verstanden, aber wir wollten etwas angeben. Vor allem, dass jemand so blöd ist, freiwillig japanische Geschichte zu studieren, hat sie aus einem mir unergründlichen Grund total überrascht und begeistert. Wieso die Japaner darauf immer so geschockt reagieren, muss ich bei Gelegenheit mal herausfinden.
Thomas ist 27, hat ein zehn Monate altes Kind und eine japanische Frau und lebt schon eine ganze Weile hier. Demnächst will er aber eventuell zurück gehen. Zu unserem Glück aber erst frühestens in einem Jahr. Schließlich wollen wir noch einige Male in diese Kneipe einkehren, die wirklich einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat. Dass er dann auch noch Zugriff auf einen Lieferanten von deutschem Brot hat, hat ihm gleich noch einmal extra Bonuspunkte eingebracht. Auf jeden Fall hat uns der Laden garantiert nicht das letzte Mal gesehen.
Morgen geht es dann nach Yamadera, zu einem großen Bergtempel. Nachdem ich bereits viel von diesem Tempel gehört habe, bin ich schon sehr gespannt.
Nachdem wir die Kurse dann doch irgendwie hinter uns gebracht haben, ging es endlich in das bunte Treiben. Die Einkaufsmeilen Sendais sind momentan nicht wiederzuerkennen. Neben viel zu vielen Menschen, riecht es überall lecker und unzählige kleine Läden bieten frisch zubereitete Spezialitäten der Miyagi-Präfektur an. Natürlich konnten wir uns das nicht entgehen lassen, dementsprechend gab es zum Mittag spezielle Sobanudeln.
Anschließend wurde Downtown unsicher gemacht. Der geneigte Leser erinnert sich noch an meine Flüche über mein Spielglück und auch heute blieb ich ihm treu. Orsolya forderte mich in einem Kampfvideospiel heraus und ich ging ehrenhaft unter. Zu meiner Ehrenrettung muss ich natürlich sagen, dass ich gegen Frauen natürlich nie mit vollem Einsatz kämpfen würde (*leise vor sich hinpfeift*). Nach dieser Schmach schauten wir uns noch weiter in der Stadt um, bis wir spät abends die restlichen Ausländer trafen. Der Plan sah vor, irgendwo Party zu machen und die erstmals ausgezahlten Stipendien der Teilnehmer auf den Kopf zu hauen.
Dies kann zu solchen (wenig Vertrauen erweckenden) Fällen führen, dass ein Japaner als Koch angezogen angibt, dass das italienische Restaurant nur von Italienern betrieben wird. Wieso er dann als Aushängeschild vor der Tür steht, wird dabei nicht wirklich klar. Aber auch bei Nachtclubs wie Karokebars und ähnlichem stehen diese, in diesem Fall oftmals zwielichtig aussehenden Herren, vor der Tür und wollen jemanden in das Lokal lotsen. Dementsprechend haben wir immer wenigstens einige Japanisch sprechenden Koreaner dabei. Sie haben dann die Aufgabe, den möglichst günstigsten Preis für uns heraus zu schlagen. Diese Verhandlungen fordern von den Beteiligten alles ab. Rund zehn bis fünfzehn Ausländer stehen um die beiden Verhandlungsführer herum und rufen den Leuten unverständliche Dinge in den verschiedensten Sprachen zu. 























Trinken gab. Das endete damit, dass wir 2 Leute zurückließen, drei Leute nicht mehr geradeaus laufen konnten und nur die deutsche Delegation sich nach Hause verabschiedete, während die anderen ihr Glück noch bei drei Stunden Karaoke suchten. Um zwei Uhr morgens noch einmal dreißig Euro nur
dafür auszugeben, sich beim Singen noch zu blamieren, war heute nicht nach meinem Geschmack. Trotzdem war die Party (auch wenn ich die meiste Zeit nur alkoholfreie Getränke hatte) ein schönes Erlebnis.




