Langsam macht mir Kaori wirklich Sorgen. Heute stand schon wieder drei Stunden Japanisch-Tutorium mit ihr an, aber immerhin lernt man dabei etwas. Als ich sie aber wirklich gebraucht hätte, war sie natürlich nicht da. Es hieß mal wieder, meine beste Freunde zu besuchen. Das Prüfungsamt der Fakultät musste meinen Kursplan absegnen. Man gab sich wie immer beschäftigt, als man mich sah und holte sofort den armen Kerl, der mich schon bei meinen letzten drei Besuchen betreut und nicht verstanden hatte. Dabei entwickelte sich eines der interessantesten Gespräche, die ich hier bisher hatte. O.k. wir haben kein Wort gesagt, aber immerhin haben wir uns trotzdem mehr oder wenig verstanden. Ich legte ihm den Antrag vor, er verstand kein Wort. Im Gegenzug kreuzte ich ihm den Paragraphen auf Japanisch an. Er verstand und verschwand, um mit einer Kollegin, die auf einmal doch nicht mehr so beschäftigt war, die Unterlagen durchzusehen. Fehler entdeckt, wieder zurückgegeben und auf den Fehler gedeutet, mit Zeichensprache gab es die Antwort und er verschwand wieder. So lief die ganze Aktion noch etwas länger ab. Im Endeffekt hatten wir nach 15 Minuten alles geklärt, ohne auch nur ein Wort außer konban wa miteinander gewechselt zu haben. Ich glaube, wenn ich wieder Vorräte an deutscher Schokolade habe, sollte ich ihn mal bestechen.
Ansonsten ging es heute zum ersten Mal in den Kampf, gegen die Waschmaschine. Schlimm genug, dass hier nur kalt gewaschen wird, aber eine englische Anleitung wäre schon toll gewesen. Es gibt x Knöpfe und ich hatte keinen Plan davon. Meine werten Mitbewohner waren 21 Uhr natürlich auch noch nicht zu Hause. Nachdem die Maschine schon langsam seltsame Geräusche von sich gegeben hat, kam auch endlich einer der Herren an. Blöd nur, dass seine Einstellungen eine Wäsche von 4 Stunden anberaumte. Wieso das so ist, konnte mir der Japaner auch nicht erklären. Nachdem sich die Zeit noch auf 5 Stunden erhöhte, beendete ich doch lieber den Vorgang. Also schnell mit Felix einen deutschen Helfer geholt und zusammen gelang uns der Waschvorgang doch noch irgendwie. Gut, es gibt noch vier Knöpfe, die wir nicht zuordnen können, aber wer braucht schon solche Spielereien. Wäre ja dann so wie bei den Reiskochern, wo mein Nachbar mir gestern offenbarte, dass es ein Schnellprogramm gibt, das das Reiskochen von 50 auf 20 Minuten reduziert. Noch nicht einmal die Japaner haben diese Funktion bis dato genutzt.
Abschließend ging es dann noch mit 20 Mann in eine Kneipe, wo es zum Festpreis zwei Stunden was zum Trinken gab. Das endete damit, dass wir 2 Leute zurückließen, drei Leute nicht mehr geradeaus laufen konnten und nur die deutsche Delegation sich nach Hause verabschiedete, während die anderen ihr Glück noch bei drei Stunden Karaoke suchten. Um zwei Uhr morgens noch einmal dreißig Euro nur dafür auszugeben, sich beim Singen noch zu blamieren, war heute nicht nach meinem Geschmack. Trotzdem war die Party (auch wenn ich die meiste Zeit nur alkoholfreie Getränke hatte) ein schönes Erlebnis.
2 Kommentare
hehe, warst du jetzt schon mal beim karaoke? nein oder?
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Nein, war ich noch nicht. Mein Alkoholpegel und meine Zeit haben das noch nicht hergegeben. Aber so wie ich Kaori einschätze, ist das wohl nur noch eine Frage der Zeit.