In Japan kann man momentan ein Schauspiel sondergleichen beobachten: Die Golden Week steht an. Eben jene Woche, in der fast alle Betriebe in Japan schließen und der Jahresurlaub genommen wird. Dementsprechend überfüllt sind momentan alle Städte. Eigentlich ging diese Urlaubswoche schon gestern los, aber leider ist heute noch einmal normaler Arbeitstag gewesen. O.k., die Japaner stört das nicht wirklich, da wird einfach frei gemacht bzw. an der Uni fallen alle Kurse aus. Alle Kurse? Nein, eine kleine Schaar unbeugsamer Lehrer besteht auf das Erscheinen. Natürlich handelt es sich bei diesen Lehrern um unsere Sprachlehrer. Damit waren die Ausländer fast die einzigen Personen, die sich heute in der Uni einfanden.
Schlecht für die Anwesenden war nur die allgemeine Unlust einiger Kollegen – die blieben einfach fern, um anständig reisen zu können und wir anderen durften dies ausbaden. Nachdem wir die Kurse dann doch irgendwie hinter uns gebracht haben, ging es endlich in das bunte Treiben. Die Einkaufsmeilen Sendais sind momentan nicht wiederzuerkennen. Neben viel zu vielen Menschen, riecht es überall lecker und unzählige kleine Läden bieten frisch zubereitete Spezialitäten der Miyagi-Präfektur an. Natürlich konnten wir uns das nicht entgehen lassen, dementsprechend gab es zum Mittag spezielle Sobanudeln.
Anschließend wurde Downtown unsicher gemacht. Der geneigte Leser erinnert sich noch an meine Flüche über mein Spielglück und auch heute blieb ich ihm treu. Orsolya forderte mich in einem Kampfvideospiel heraus und ich ging ehrenhaft unter. Zu meiner Ehrenrettung muss ich natürlich sagen, dass ich gegen Frauen natürlich nie mit vollem Einsatz kämpfen würde (*leise vor sich hinpfeift*). Nach dieser Schmach schauten wir uns noch weiter in der Stadt um, bis wir spät abends die restlichen Ausländer trafen. Der Plan sah vor, irgendwo Party zu machen und die erstmals ausgezahlten Stipendien der Teilnehmer auf den Kopf zu hauen.
Die Verhandlungen vor einem Barbesuch muss man einfach erlebt haben: In Japan ist es Usus, dass ein Mitarbeiter des Restaurants vor die Tür gestellt wird und Werbung für das Lokal macht. Dies kann zu solchen (wenig Vertrauen erweckenden) Fällen führen, dass ein Japaner als Koch angezogen angibt, dass das italienische Restaurant nur von Italienern betrieben wird. Wieso er dann als Aushängeschild vor der Tür steht, wird dabei nicht wirklich klar. Aber auch bei Nachtclubs wie Karokebars und ähnlichem stehen diese, in diesem Fall oftmals zwielichtig aussehenden Herren, vor der Tür und wollen jemanden in das Lokal lotsen. Dementsprechend haben wir immer wenigstens einige Japanisch sprechenden Koreaner dabei. Sie haben dann die Aufgabe, den möglichst günstigsten Preis für uns heraus zu schlagen. Diese Verhandlungen fordern von den Beteiligten alles ab. Rund zehn bis fünfzehn Ausländer stehen um die beiden Verhandlungsführer herum und rufen den Leuten unverständliche Dinge in den verschiedensten Sprachen zu.
Jetzt erhole ich mich für die anstrengende nächste Woche. Wir haben vor, die etwas weitere Gegend zu erkunden. Mal schauen, wohin es nun im Endeffekt gehen wird. Das muss unser Rat noch entscheiden. Ich müsste ja jetzt eigentlich noch schnell in der nächsten Spielhölle trainieren – kann doch nicht sein, dass ich geschlagen werde ;-p.
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welcome to kokebuncho 😉