Von Notfällen und Nabetöpfen

Japan ist ein sicheres und ruhiges Land. Hier wird niemand belästigt, auch wenn es dringend notwendig wäre. Man kann auch im Park sterben, ohne das jemand eingreifen würde. O.k., das heute dürfte ein Zufall gewesen sein, interessant war es aber auf jeden Fall.

Da heute Tag des Showas war, hatten wir Freizeit. Dementsprechend zog ich los, um die Gegend zu erkunden. Passender Weise hörte der Regen in eben jener Minute auf, als ich los wollte. Nach einigen Tempeln und Läden zog ich zur Entspannung in einen Park ein. Das Bild, was sich mir zeigte, stellte spielende Kinder, Väter, die ihren Söhnen Baseball beibringen und einige Fahrradfahrer dar. Was mir auf den ersten Blick auch noch auffiel, war ein Kerl, der im Anzug auf dem Rasen neben einem Stein lag und sich nicht rührte. Die Japaner schien er aber nicht zu stören. Auch seine ungewöhnliche, ziemlich unbequeme Lage, schien niemandem aufzufallen. In so einem Fall ist weiterziehen natürlich keine Option, erst recht, nachdem er sich einige Minuten überhaupt nicht gerührt hat. Dementsprechend bin ich hin und habe gefragt, ob alles in Ordnung ist. Er zeigte keine Reaktion. Also: antippen und weiterfragen. Er rührte sich immer noch nicht, aber immerhin atmete er. Also wurde etwas mehr Gewalt angewendet – immer noch nichts. Als nächstes hätte ich eigentlich den Notruf angerufen. Aber wie war noch mal die Nummer, wo um Himmels Willen war ich schon wieder und wie erkläre ich das Dilemma den Herren am Telefon? Also wurden wahllos Japaner in Gespräche vertieft und auf Englisch mit Händen und Füßen belegt, bis einer ein Kind zur nächsten Polizeistelle schickte und einen Polizisten holte. Kurz bevor dieser eintraf, wachte der Herr endlich auf und wollte sich ohne seine Sachen aus dem Staub machen. Zum Glück war der Polizist rechtzeitig da und nahm ihn erst mal mit. Der Polizist ging davon aus, dass es sich um eine leichte Alkoholvergiftung handelt, da der Typ überhaupt nichts mehr mitbekam. Dann konnte ich endlich weiter.

Abends gab es dann Nabe Feuertopf in einer sehr illustren Runde. Das Essen war sehr gut und wir genossen den Abend sehr. Gleichzeitig mußte ich erst mal einen Japaner beruhigen, der schon unter Verfolgungswahn litt. Nachdem ich gestern die Bilder gepostet habe, hat Daniel ihm eins der Bilder geschickt. Schlecht nur, dass Katoh nicht wußte, wer das Foto gemacht hat. Er hat schon die beiden anderen Deutschen verdächtigt, Daniel in Wirklichkeit doch zu kennen. Dass ich auch aus Deutschland komme, wusste er nicht. Dementsprechend beruhigt war er, als er erfuhr, dass ich der geheimnisvolle Fotograf bin. Aus Rache für den Schreck, deckte er mich auch erst mal mit kompromittierenden Bildern und Geschichten von Daniels Aufenthalt hier ein. Wer weiß, wann man die mal gebrauchen kann? Wenn das Wetter besser ist, will er mich dann auch mal zum Skaten mitnehmen.

Morgen gibt es dann noch mal einen Japanisch-Kurs und dann fängt auch für uns Ausländer endlich verspätet die Golden Week an.

2 Kommentare

    • Daniel auf 30. April 2010 bei 00:04

    ?????:)

    • Carsten auf 2. Mai 2010 bei 13:30

    Du bist also auch in Japan stets der Retter in der Not!

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