Japanische Wahlen vs. Reiks Nerven

Wählt mich, denn ich bin der Richtige für den Posten! Das hätte ich heute einfach aus Prinzip gern heraus geschrien, als ich die Straßen Sendais beschritt. Ich weiß zwar nicht, was gewählt wird, aber die Wahl geht mir jetzt schon gehörig auf die Nerven. Es geht nichts darüber, um 8 von Lautsprecherdurchsagen geweckt zu werden, die die Vorteile eines Politikers aufzeigen sollen. Dann habe ich lieber ein paar Erdbeben, wie das heute Nacht. Da wackelt nur ein wenig die Erde und fast alle haben es verpasst, weil sie schliefen.

Da meine Finanzen mir aber mitteilten, dass es vielleicht doch besser wäre, mal einen Geldautomaten aufzusuchen, musste ich notgedrungen doch in die Stadt. Ein Umstand, der meinen, aufgrund des unsanften Weckens eh schon leichten Kopfschmerzen, nicht gerade Besserung versprach. Egal, wo man hin kam, es gab eben jene Lautsprecherduchsagen. Teilweise fühlte ich mich schon von den Wagen verfolgt. Wahl in Japan bedeutet nicht, wie in Deutschland, eine große Veranstaltung und ansonsten das Zupflastern der Stadt mit Werbeplakaten, sondern das mobile Gewinnen der Wähler. Überall standen Lautsprecherfahrzeuge bereit, auf deren Dach jeweils irgendwelche Politiker standen, schlaue Reden hielten und in Gesellschaft mehrerer, meist leicht bekleideter Damen, fröhlich der entlang laufenden Masse winkten.

Zu diesen schon nervigen Veranstaltungen gesellten sich aber noch zwei verschärfte Methoden. Die erste stellte das Fahren dieser Fahrzeuge durch die Stadt dar, wobei die Damen aus den Autos winken mussten. Ein Umstand, der ziemlich seltsam anmutet, wenn auf den Postern, außerhalb des Fahrzeuges, ein Mann abgebildet ist. Endgültig verfolgt gefühlt habe ich mich aber bei einer anderen Gruppe. Ein Politiker ging in Form einer Prozession durch die Stadt. Es gab Fahnenschwenker, Trommler, Lautsprecher und Anfeuerungsgesänge. Kurzzeitig zweifelte ich an der Tatsache, dass es sich um einen Politiker handelt und befürchtete, dass ich zwischen den Anhang eines Fußballvereins geraten bin. Zu allem Überfluss folgte diese Gruppe mir auch noch auf meinem Weg. Ich weiß nicht, wie die Japaner das halten. Wäre ich wahlberechtigt, würde ich nur den Politiker wählen, der sich nicht an diesen Werbemaßnahmen beteiligt. Aber das ist nur meine Meinung und vermutlich verstehe ich nur den höheren Sinn, neben der Tatsache, die Mitmenschen zu nerven, hinter dieser Wahlwerbung nicht.

1 Kommentar

    • Daniel auf 5. Juli 2010 bei 08:38

    Hmm, der Politiker mit den schönsten Hostessen gewinnt?
    Frag mal nen Japaner dazu aus, würde mich interessieren!! 😉

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