Die Statue auf dem Berg

Montag, der Tag der großen Touren. Eigentlich, denn heute hieß es erst einmal, meine Tutorin zu treffen. Es galt, ein Paket nach Deutschland zu schicken und es dabei auch noch zu versichern. So wirklich hat das trotz japanischer Hilfe nicht wie geplant geklappt, aber es wird hoffentlich irgendwie ankommen. Besonders die Tatsache, dass ich gar nicht in den Versandprozess einbezogen wurde, fand ich nicht lustig. Das ist nicht gerade praktisch, wenn die Leute auch keine Idee haben, welche Unterlagen ausgefüllt werden müssen. Kaori hat mir auch maximal 1/4 der an mich gerichteten Fragen übersetzt. Ich konnte sie zwar auch so verstehen, aber sie hatte meist schon vorher übersetzt. Nachdem das geklärt war, ging es noch eine Runde zum Bowling. Diese Bahn kann ich aber nicht empfehlen, da sie zum Beispiel nur über Schuhe bis zur Größe von 30 cm verfügen. Und diese sind noch nie getragen und viel zu rutschig. Das Ganze gilt aber nicht als Ausrede für meine Niederlage gegen Kaori. Dafür, dass sie meinte, sie sei ja so schlecht, hat sie ganz schön abgeräumt.

Diese Niederlage hat mich ganz schön getroffen. Also entschied ich mich trotz fortgeschrittener Stunde noch für eine kleine Fahrradtour. Einfach nur ein kleiner Supermarkt, dreißig Minuten von meiner Heimat entfernt, sollte das Ziel darstellen. Irgendwie sollte es aber nicht so sein. Mein eigentliches Ziel verfehlte ich mal wieder um einige Kilometer. Was ich fand, war aber trotzdem interessant. Schon mehrmals hatte ich den Versuch unternommen, die große Statue Sendais zu sehen. Immerhin stellt sie eine der größten Statuen Japans dar. Als ich sie plötzlich heute am Horizont sah, entschied ich, ihr zu folgen. Aber der Weg dorthin war eine Qual. Von Anstieg zu Anstieg ging es immer höher und durch kleinste japanische Straßen. Dabei muss ich ziemlich angsteinflößend ausgesehen haben. Ein kleines Mädchen übte, als ich kam, gerade mit einem Springseil. Als es mich sah, rannte sie hinter einen Pfeiler und versteckte sich hinter diesem. Vorsichtig lugte sie nun immer kurz raus, ob ich endlich weg bin. Gut, es ist ja auch verständlich. Ein riesiger langhaariger Europäer, auf einem viel zu hohen Rad und dazu noch wild schnaufend in einem Wohngebiet. Das sieht man nicht alle Tage. Dementsprechend viele japanische Hausfrauen konnte man auch an den Gardinen sehen. Ich war Beobachtungsobjekt im ganzen Viertel und kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass alle nur durch Zufall gerade aus dem Fenster geschaut haben, als ich vorbei kam. Dazu war es doch zu häufig. Wenigstens hat keiner die Polizei gerufen, so überrascht wie einige aussahen.

Gerade zum Sonnenuntergang erreichte ich dann die Statue. Ein mächtiges Teil, mit einem Hotel nebenan. Wer freiwillig auf so einem hohen Berg übernachtet, erschließt sich mir zwar nicht wirklich, aber sie werden schon wissen. Möglich sollte das aber wirklich nur sein, wenn man über ein Auto verfügt. Belohnt wird man aber mit einem garantiert sehr guten Ausblick. Der Sonnenuntergang stellte mich dann aber vor größere Probleme. Die Straße war kaum noch zu sehen, ich musste einen steilen Berg hinab und hatte dazu noch keine Ahnung, wie ich eigentlich nach Hause komme. Es sollte sich zu einer über zweistündigen, interessanten Heimfahrt entwickeln, in der ich bestimmt mehr als einmal den ungünstigsten Weg gefahren bin. Trotzdem war die Statue den Weg wert und ein wenig Training hat auch noch niemandem geschadet. Wer muss schon Joggen, wenn er Radfahren kann?

1 Kommentar

    • Laas auf 6. Juli 2010 bei 08:59

    les ich da leise kritik an meinen trainingsmethoden?:D

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