Ich bleibe dabei, ich möchte zwar auch mal bei meiner späteren Arbeit Kontakt mit Menschen haben, aber ein Lehrer werde ich nie. Nach der Uni ging ich heute wie immer ins Büro, um ein wenig zu lernen. Plötzlich kam Shimizu rüber zu mir und fing an, mich über Deutschland auszufragen. Wobei er es geschickt anstellte und es so aussehen ließ, dass er mir anbieten wollte, Fragen auf Japanisch zu beantworten. Aber egal. Gesagt, getan und schon spielte ich für drei Stunden Deutschlehrer. Mein zweiter Betreuer meinte zu dem Bild nur, wir würden ein perfektes Tandempaar abgeben. Natürlich ist das sehr abwegig. Nein, dadurch, dass wir beide uns so gut verstehen, machte es auch besonders viel Spaß. Und da er auch immer versuchte, mir das Ganze noch mal in Japanisch zu sagen, brachte es mir auch etwas. Im Anschluss erzählte er mir noch, dass ein Franzose laut Aushang am schwarzen Brett 2.000 Yen pro Stunde nimmt und wie nett ich doch wäre, so etwas immer umsonst zu machen. Die Frage ist aber, ob ich das überhaupt könnte, dafür Geld zu nehmen? Ich kann den Leuten zwar erklären, warum man etwas so schreibt, aber ob ich die didaktischen Fähigkeit hätte, jemanden so zu unterrichten, wie es bei einer Bezahlung angemessen sein würde, wage ich doch arg zu bestreiten.
Im Anschluss an unsere Lernsession, zeigte ich ihm noch meine Heimatorte auf einer Karte. Eine Sache schockte mich dann aber doch sehr. Klein Rodensleben war auf dieser japanischen Karte eingezeichnet. Groß Rodensleben fehlte aber komplett. Das ist eindeutig nicht in Ordnung und ich sollte eine Protestnote an den japanischen Hersteller schreiben. Im Anschluss ging es zu Recherchezwecken noch kurz in die Innenstadt. Dabei konnte ich nur froh sein, dass ich doch im Vergleich zu den Japanern etwas größer bin. Eine junge Dame verließ bitterlich weinend einen Laden und ihr Freund rannte hinterher. Er hielt sie an der Hand fest, drehte sie um und packte sie an der Kehle. Das sah nicht gut aus und war für mich genug. Da sich das Schauspiel direkt neben mir abspielte, packte ich mir schnell seinen Kragen und zog ihn ein Stück weg. Nach einem Spruch, der ihm klar machen sollte, dass ich so ein Verhalten nicht tolerieren werde, verzog ich mich ein Stück Ich blieb aber immer noch in Sichtweite, um wenigstens mit meiner Präsenz für Ruhe zu sorgen. Wenn er sauer geworden wäre, hätte ich vermutlich keine Chance gehabt. Das wusste er zu meinem Glück aber nicht, sondern sah nur den Größenunterschied. Das reichte, dass alles ruhig blieb und er sich nach einigen Entschuldigungen bei ihr wieder rehabilitiert hatte. Wenigstens konnte ich ihn zurechtweisen, da die Frau total verängstigt nichts gesagt hatte und anschließend konnte ich mich dann wieder in ganzer Ruhe meinen Recherchen widmen.
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saved the day