Japanische Verkaufsstrategien

Der heutige Tag stand nur unter einem Motto: der Bestätigung des gestrigen Tages. Der Tag fing schon gut an. Man sollte meinen, dass Autos warten, bevor sie auf einen Parkplatz auf der anderen Straßenseite fahren, bis der ankommende Verkehr sie rein lässt oder die Straße frei ist. Aber nicht in Japan! Mit einer absoluten Gefahrenbremsung, konnte ich das Schlimmste noch verhindern. Diese Fahrweise ist aber auch schrecklich. Selbst bei Zebrastreifen wartet niemand, sondern man versucht es irgendwie noch zu schaffen. Egal, irgendwie habe ich es dann doch noch zur Uni geschafft und meine Stunden rumgebracht. Im Anschluss ging es zur Group Mori, eine Kleinigkeit essen. Gut, ich hatte eigentlich gesagt, ich bin Vegetarier und trotzdem lagen zwei geschmierte Brote mit jeweils 50 Prozent Ei und fünfzig Prozent Thunfisch bei mir auf dem Teller. Zum Glück war Mohammed anwesend und wurde zum Essen der Thunfischteile verdonnert. Nach dem zweiten Teil hat er dann aber doch Protest angemeldet.

Also eh mir weiteres Essen angepriesen wird, ging es doch lieber schnell zur Fakultät. Wie ich schon gestern feststellte, Shimizu ist einfach der Beste aus der ganzen Truppe. Er zeigte mir Bilder von einem Auftritt vorgestern. Da war er länger für eine seiner Musikaufnahmen im Büro geblieben, bis durch Zufall eine andere Studentin das Büro betrat. Diese hatte die perfekte Stimme für sein Projekt, also schleifte er sie in die Arkaden, wo die Akustik nach Geschäftsschluss viel besser ist und machte dort einen Liveauftritt. Die Studentin wurde dabei einfach überzeugt, zu singen. Den ganzen Auftritt hat er mitgeschnitten und uns heute vorgestellt. Die arme Studentin kann einem richtig leid tun. Aber wer ihn kennt weiß, dass man keine Wahl hat, wenn er erst einmal eine Idee hat. Ich bin ja mal gespannt, was passiert, wenn er wirklich noch ein paar Queen-Lieder drauf hat, um mich zum Singen zu zwingen.

Die größte Überraschung stellte heute aber der Supermarkt dar. Schon öfter habe ich ja über die Arbeitsweise des japanischen Personals geschrieben. Das heute hat aber sogar mich überrascht. Was macht man, wenn man drei Kassen sieht, die gleich voll sind? Man nimmt meist die, die am nächsten dran ist oder wo die Person so aussieht, als ob sie schnell fertig werden könnte. Genau nach diesem Prinzip hatte ich mir heute eine Kasse ausgesucht, als mir plötzlich ein Verkäufer auf die Schultern tippte. Seine Kasse sei gerade frei geworden und ich möge doch bitte mit rüber kommen. Schon hatte er sich meine Einkäufe geschnappt und begann, mich zu bedienen. Das an sich wäre vielleicht nicht so verwunderlich gewesen, wenn nicht die Dame an der anderen Kasse, wo ich gerade stand, auch nur noch bezahlen musste. Im Endeffekt habe ich so vielleicht dreißig Sekunden eingespart, der japanische Verkäufer bestand aber darauf. Aber so muss man sich Service in Japan immer vorstellen. Man will es dem Kunden so angenehm wie möglich machen.

1 Kommentar

    • Daniel auf 3. Juli 2010 bei 00:01

    oh könig mein könig 😉

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