Beobachtungen auf den Straßen von Miyagi

Das Wetter in Japan wird immer schlimmer. Also nicht in der Art und Weise, dass die Regenzeit anfängt, nein die Luft wird immer trockener und selbst bei offenem Fenster ist es ohne Klimaanlage nicht mehr auszuhalten. Für die Studenten im Internationalen Haus ist der Zustand besonders schlimm. Viele klagen über Schlafstörungen und andere Leiden. Ich habe dagegen für den Notfall ja immer noch meine Klimaanlage. Bevorzugt setze ich mich aber aufs Rad und erfreue mich an dem kühlen Luftzug. Aus diesem Grund ging es heute mal wieder raus auf die Straße und dorthin, wohin mein nicht vorhandener Orientierungssinn mich leitet. Frei nach meinem Großvater: Hauptsache, die Richtung stimmt.

Dementsprechend verirrte ich mich auf die Dörfer im Nordosten der Stadt. Ich konnte dabei klare Unterschiede zum ländlichen Gebiet Deutschlands feststellen. Eine Flucht auf das Land, wie in den neunziger Jahren in Ostdeutschland, scheint es hier nicht gegeben zu haben. Eher verlassen die jungen Japaner die Dörfer in Richtung Stadt und kehren frühstens im Rentenalter zurück. Das erkennt man auch an den Dörfern. Sie sind ziemlich klein und selbst zu späterer Stunde sind kaum junge Menschen zu sehen. Nun könnte man argumentieren, dass die Jüngeren arbeiten und deshalb erst spät nach Hause kommen. Aber auch die Häuser zeigen davon keine Anzeichen. Wenn die Leute nicht alle mit dem Bus zur Arbeit fahren, scheint der Mangel an Parkmöglichkeiten gegen diese Möglichkeit zu sprechen. Als ich das Thema heute mit Nobu besprach, pflichtete er meinen Beobachtungen bei. Auffällig ist auch das soziale Gefälle auf dem Dörfern. Es gibt nur zwei Haustypen. Alte Häuser im schlechten Zustand und absolut neu renovierte. Nobu erklärte mir, dass die neu renovierten Häuser meist von Rentnern sind, die nach Arbeitsende aus Verbundenheit zurückkehren und das Haus der Familie in Schuss bringen.

Trotzdem ist es schön zu sehen, dass man nicht unbedingt mit dem Zug fahren muss, um eine absolute Umkehr von dem Lärm und Trubel einer Millionenstadt wie Sendai zu erleben. Schlecht war nur der Regen, der fünf Minuten vor meiner Heimkehr einsetzten musste. Besonders, da ich meiner Finnin noch das Rad reparieren wollte. Aber von kleinen Widrigkeiten lässt sich der Reik ja nicht abbringen. In diesem Fall wird halt improvisiert. So ging es schnell in den 100 Yen Shop und es wurde ein Reifenflickspray gekauft. Ob das hält, werde ich zwar erst morgen erfahren, aber immerhin ist es weniger Arbeit und bei derartigen Schauern eindeutig vorzuziehen.

4 Kommentare

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    • Laas auf 28. Juni 2010 bei 22:28

    das erste bild sieht son bischen nach easy-rider aus:D

    • Daniel auf 29. Juni 2010 bei 08:54

    hast du das lovehotel bewusst fotografiert?^^

    • admin auf 30. Juni 2010 bei 18:40
      Autor

    Das ist ein Liebeshotel? Ist mir gar nicht aufgefallen und draußen stand etwas von Italiener dran.

    • Carsten auf 2. Juli 2010 bei 19:44

    Das Bild mit dem Fluss sieht auf den ersten Blick so gar nicht japanisch aus…

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