On the road again!

Nach meinem gestrigen Kurztrip war für den heutigen Tag Entspannung angesagt, schließlich war ein Uni-Jubiläum und damit frei. O.k., Entspannung… Entspannung ….., mhhh wie funktionierte das nochmal? Ach egal, wer rastet, der rostet. Frei nach diesem Motto beschloss ich, mein Fahrrad zu besteigen und den Ozean zu sehen. Ich bin immerhin schon fast drei Monate hier und habe ihn erst einmal, beim Hinflug, gesehen. Diesen Zustand kann ich natürlich nicht bestehen lassen. Leider musste ich diesen Trip aber alleine in Angriff nehmen. Zwar konnte ich einige Leute für das Ziel Strand begeistern, aber Zeit hatte trotzdem keiner. Ob es an meinem Trip von gestern lag oder an den Nachwehen von Orsolyas Geburtstagsfeier, konnte ich leider nicht verifizieren. Aber natürlich stellt das Alleinfahren für mich kein Hindernis dar. Mehr noch, es gibt mir sogar mehr Freiheiten an die Hand. Weder muss ich auf die Zeit achten noch einen bestimmten Weg fahren. Und ich kann überall halten, wo ich es möchte. Dementsprechend begab ich mich auf den Weg, bewaffnet mit einer Karte Sendais auf Japanisch und einer groben Idee, wo ich den Ozean finde.

Es kam, wie es kommen musste: Schon nach einer halben Stunde wusste ich nicht mehr, wo ich mich eigentlich befinde. Ich fuhr durch kleinste Gassen und hielt mich nur an das Lieblingsmotto meines Großvaters: Hauptsache, die Richtung stimmt. Auf einer Karte eingetragen, muss das Ganze ziemlich kurios aussehen. Aber ich erreichte im Endeffekt ein Industriegebiet, wo ich für zwanzig Minuten keinen einzigen Menschen sah. Diese Tatsache überzeugte mich doch, bei der ersten Gelegenheit mal nach dem Weg zu fragen und tatsächlich, ich war auf dem richtigen Weg. Ich näherte mich dem Meer, wenn auch etwas südlicher, als das von mir angepeilt war. An sich stellte das aber einen Glücksfall dar, da ich als allgemeinen Orientierungspunkt einfach den Flughafen angepeilt hatte. Nach einer Weile konnte ich endlich das Industriegebiet verlassen und kam zum interessanten und entspannten Teil der Reise. Lange Reisfelder und idyllische kleine Dörfer lagen auf meinem Weg. Man merkte auch sofort, dass es sich um ein Dorf handelt, als ich überall mit Konichi wa begrüßt wurde.

Nach langem hin und her erreichte ich endlich den Strand. Meine Freude wechselte aber schnell in Ernüchterung. Überall angelten die Leute nur und wirklich sauber war der Strand auch nicht. Trotzdem beschloss ich, die Gegend etwas weiter zu erkunden und wenigstens eine kleine Wasserwanderung zu machen. Das Wasser war sehr angenehm und nur der Wellengang etwas stark. Innerlich verfluchte ich schon die Schilder, die vom Baden abrieten. Dann geschah es aber: Es waren keine Angler mehr zu sehen, der Strand wurde etwas sauberer und zwei Surfer eroberten die Wellen für sich. Was interessieren schon Verbote? Schnell die Badehose ausgepackt und zu den Surfern ins Wasser. Diese schauten zwar erst einmal etwas überrascht, als jemand ihre Ruhe störte, waren aber sehr freundlich. Also einige Minuten das kühle, salzige Nass in Verbindung mit dem hohen Wellengang genossen. Trotz festem Grund schafften es einige der Wellen, mich umzuhauen. Im Anschluss noch einen kurzen Plausch mit den Surfern gehalten und zurück aufs Fahrrad und ab in Richtung Heimat. Interessanterweise bin ich offensichtlich der Erste meiner Freunde in Sendai, der diese Strecke auch wirklich mit dem Rad zurück gelegt hat. Vor der Fahrt erzählte man mir groß, dass man den Ozean locker in einer Stunde erreichen kann. Selbst wenn man ihn an einer anderen Stelle als ich erreicht, braucht der Bus laut meiner Recherche auf dem Rückweg, schon knapp eine Stunde. Wie man das mit dem Rad erreichen will, ist mir schleierhaft. Auf jeden Fall war es eine sehr lustige Fahrt und ich kann nur empfehlen, japanische Dörfer zu bereisen. Die Reaktionen der Kinder, aber auch der Alten sind göttlich. Eine Oma, die ebenfalls auf dem Rad unterwegs war und mich grüßte, ist fast vom Rad gefallen, als sie mich sah. Der überraschte Ausruf, als sie mein Gesicht sah und der Redeschwall, wo ich denn bitte her komme, sprachen Bände.

3 Kommentare

    • Laas auf 22. Juni 2010 bei 23:11

    ich denk bei dir is die derbe hitze und sonne im moment angesagt, siehst trotzdem noch aus wien käse:D:D:D

    • Dieter auf 23. Juni 2010 bei 10:30

    Es ist vollbracht!!!
    Die Fahne des ruhmreichen 1.FC Magdeburg an japanesischen Gestaden!

    • admin auf 23. Juni 2010 bei 18:16
      Autor

    Ja, eigentlich war eine symbolische Flaggenhissung in bester spanischer Tradition geplant. Leider war es nicht möglich, einen geeigneten Flaggenmast zu finden und dieser Plan musste ins Wasser fallen. Im Endeffekt ist es aber egal, der FCM hat die Insel eh schon erobert, bei so viel Werbung, wie ich schon gemacht habe. Frei nach dem Motto: Wer ist Bayern, mit Robben, Klose und Schweinsteiger? Echter Fußball wird von Bauer, Neumann und Friebertshäuser beim 1.FCM gespielt.

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