Wie komme ich bitte zum Sendai Hauptbahnhof? – Schmeiß das Fahrrad hinten drauf, dann nehme ich dich mit, sonst ist der Weg zu weit!
Was soll man denn bitte denken, wenn man solche Antworten bekommt? Aber egal, da meine Tutorin momentan vollkommen in den Vorbereitungen für ihr Deutsch-Examen nächste Woche steckt, hatte sie keine Zeit, mich zu treffen Was kann man nun sinnvolleres an einem warmen Tag machen, als einen kleinen Trip. Gesagt, getan, das Fahrrad bestiegen und los ging es. Eigentliches Ziel war eine große Buddha-Statue hier in Sendai. Leider sollte ich diese nie erreichen. Ich nahm mal wieder die falsche Abzweigung und kurz vor der Statue ging es auf einmal in den Norden der Stadt. Als ich das merkte, war es aber leider zu spät. Ich war nicht im Westen der Stadt, sondern wieder im Norden, den ich letzte Woche schon ein wenig unsicher gemacht hatte. Diesmal wollte ich aber etwas anderes sehen und fuhr einfach mal weiter. Ein sehr großer Fehler.
Nach einer ganzen Weile wusste ich nicht mehr, wie ich hingekommen war zu dem Ort und wie ich wieder zurück kommen sollte. Zu allem Überfluss konnte man auch nicht hundertprozentig sagen, wo die Stadt weiterging. Dementsprechend beschloss ich, nach dem Weg zu fragen. Die Antwort führte mich aber leider nicht wieder zur Stadt zurück, sondern noch weiter in ein mir unbekanntes Gebiet. Nur leider diesmal ohne die Möglichkeit, nach dem Weg zu fragen. Was also machen? Umkehren? Schilder suchen? Verzweifeln? Ich entschied mich für die Suche nach Schildern. Insbesondere, da ich mittlerweile schon knapp sechs Stunden auf dem Sattel saß und es kurzzeitig anfing zu regnen. Der Regen entpuppte sich zu meinem Glück aber als von kurzer Dauer und führte nur zu einer gewissen Abkühlung der Luft, was das Fahren etwas erleichterte. Endlich fand ich auch Schilder, nur leider wiesen diese überall hin, nur nicht nach Sendai. Kein Problem, in diesem Moment kam ein Fahrer mit einem Transporter vorbei und fragte mich, wo ich hin möchte. Daraus entstand oben zitiertes Gespräch. Was sollte ich machen? Das Wetter war gut, ich noch nicht erschöpft und so spät war es auch noch nicht. Nein, diese Schande wollte ich mir ersparen, mit dem Auto zurück gebracht zu werden.
Gesagt, getan, dankend abgelehnt und dafür Felix angerufen. Ich fand Hinweise auf eine Schnellstraße 8, die eine gute Wegmarke abgeben sollte. Also Felix das Problem geschildert und er suchte mir auf Google Maps die Acht heraus und erklärte mir, wie ich ihr nach Hause folgen muss. Spätere Internetrecherchen ergaben, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt wohl an der Grenze zu Rifu, einer Nachbarstadt von Sendai, befunden habe. Mit der Acht als Grundlage, war es dann aber relativ einfach, den angrenzenden Straßen zurück nach Sendai zu folgen. Nur die Japaner in Sendai verwunderte der radelnde Deutsche etwas. Mehr als einmal musste ich mir anhören, ob sie mich richtig verstanden haben und ob ich die 6 Kilometer (natürlich verringerte sich die Zahl, das war die Angabe bei der ersten Nachfrage) wirklich zurücklegen will oder ob ich nicht einen anderen Bahnhof meine.
Nach knapp neun Stunden Fahrt erreichte ich dann aber doch irgend wann einmal das University House Sanjo. Dafür kenne ich jetzt viele neue Läden, die auf dem Weg lagen. Egal ob Book Offs, UNiQLRs oder neue Yamayas, auf dem Weg sah ich alles. Nur meine Mitstudenten sticheln immer, wenn ich einen der Läden erwähne, wie viele Stunden sie bitte fahren sollen, bis sie die Läden erreichen. Beim nächsten Mal werde ich auf jeden Fall nicht mehr blind irgend welchen Wegbeschreibungen glauben. Dafür entschädigte eine kleine Geburtstagsfeier für Orsolya auf dem Dach des Internationalen Hauses ein wenig für die Strapazen. Wobei die riesigen Kakerlaken, die nach einer Weile zum Vorschein kamen, den Abend schneller beendeten, als geplant. Da lobe ich mir wirklich Sanjo.
1 Kommentar
There are no roaches at International house!
Ich sage das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe 😉