I want to ride my bicycle

Heute stand ein freier Tag an – mal keine Beamten ärgern oder Uni-Bereiche durcheinander bringen. Das galt es zu feiern. Was könnte man also besseres machen, als shoppen zu gehen. Gut, erst mal durfte ich wegen Zeitmangel mit den Taxis der Stadt Bekanntschaft machen. Aber die Fahrt zur Uni stellte kein Problem dar. Danach ging es mit meiner ungarischen Begleiterin auf die Suche nach Fahrrädern. Dies war wieder mal leichter gesagt als getan. Gestern hatten wir uns ja auf einer Karte die Wege zu den Läden markieren lassen, nur leider lagen diese in alle vier Himmelsrichtungen verstreut. Busfahren klappt ohne anständige Fahrplanübersicht nicht wirklich, also ging es zu Fuß erst mal einmal quer durch die Stadt. Bei der Suche galt es dann, einige Anforderungen einzuhalten:

1) Das Fahrrad soll keine Kindergartengröße haben.
2) Das Rad soll nicht komplett geschrottet sein.
3) Kein Pink als Farbe.
4) Preise über 200 Euro sind zu viel.

Dementsprechend klein war natürlich die Auswahl. Besonders die Punkte 1 und 4 stellten trotz teilweise vorhandenen Gebrauchträdern ein Problem dar. Also gingen wir lieber erst mal Ramen (japanische Nudeln) essen. Gut wir wussten nicht wirklich, was wir bekommen und wie es schmeckt. Aber hey, man gewöhnt sich doch langsam dran. Als wir das Restaurant betraten, drehte sich der ganze Laden zu uns um. Es waren übrigens nur Geschäftsleute und Verkäufer drin. Dann haben wir am Platz gefachsimpelt, was das Kanji auf der Karte nun bedeuten könnte und dann anschließend auf gut Glück bestellt. Die Nachfragen der Verkäufer, ob das Essen denn gut sei, kann ich ja noch verstehen. Aber dass sämtliche Besucher des Ladens uns beim Rausgehen wie beim Spießrutenlauf fragten, musste eigentlich nicht unbedingt sein.

Egal, gestärkt ging es weiter zum nächsten Fahrradladen. Dieser Laden hatte neben Fahrrädern auch noch alles, was man sonst so braucht (oder auch nicht). Nur leider war die Warenanordnung in einer Art und Weise, wie ich sie noch nicht gesehen habe. Shampoo lag neben Tierkleidung, Cosplay neben Anzügen und Aufklebern mit eisernem Kreuz und Hakenkreuz drauf. Das ganze war schon ziemlich seltsam! Dazu dudelte noch japanischer Pseudo-Pop und die Hauptfarbe war das allgemein vorherrschende Pink. Aber die Preise waren schon o.k.. Die Frage ist nur, wer sich bitte in diesem Laden freiwillig auf Irrfahrt begibt. Wir waren auf jeden Fall so verwirrt, dass wir nicht mal die Kasse gefunden haben. Erst zweimaliges Nachfragen führte uns zur Kasse. Also hieß es: „nur schnell raus da“. Dann ging es mit der Radsuche weiter. Zwischenzeitlich hatten wir Orsolya ein Rad ausgesucht, aber ich war immer noch nicht weiter gekommen. Im letzten Laden und nach knapp 10 Stunden Suche wurden wir endlich fündig. Zwar gab es keine 28er Räder, da diese in Japan nicht produziert werden, sondern nur 27er. Aber die Sitzprobe hat ergeben, dass man bei der höchsten Einstellung des Sattels (aber wirklich bis zu dem Punkt, wo absolut nichts mehr geht), fast drauf fahren kann. Gut, ich werde von der jungen Dame noch teilweise ausgelacht, weil es trotz allem ziemlich komisch aussieht, aber egal. Besser hätte mir zwar noch ein Mountainbike gefallen, das angeblich sehr groß war, aber ein normaler Europäer hätte aus meiner Sicht nicht drauf gepasst. Selbst mit Sattel ganz oben und allen Tricks sah es aus, als ob ich ein Kinderfahrrad fahren würde. Das heißt, ich habe mich entschieden und bin damit jetzt endlich mobil – und das auch noch in blau. Das Rad ist zwar älter und hat einige Schrammen, aber es fährt und bremst, mehr brauche ich auch nicht wirklich. Lustig war noch die Registration. Man muss sein Rad bei der Polizei anmelden. Mach das mal, wenn du deine Adresse nicht kennst und der gegenüber dich nicht versteht! Mit Händen und Füßen und Karten erklärten wir den Wohnort. Aber ich glaube, die Polizei darf mich nie anhalten, weil ich annehme, dass trotzdem das Falsche herausgekommen ist.

Was will der Mensch mehr? Ja, schon so einiges, aber man muss sich ja mit den einfachen Dingen zufrieden geben. Anschließend wurden noch schnell die normalen Dinge für die nächsten Tage eingekauft. Dabei habe ich mich dann heute zum Crêpe überreden lassen. Dann ging es und endlich nach hause. Auf den Weg dorthin wurde auf der Straße Tee verteilt. Ein perfider Plan, kann ich euch sagen. Anstelle einer Erfrischung gab es den absoluten Zuckerschock. Wie die Japaner aber wirklich alles per Zucker noch süßer machen können, als es sowieso schon ist, muss man mir erst mal erklären.

Abendessen

Abendessen

Auf dem Heimweg stießen wir dann noch auf Mohamed und wir beschlossen, noch gemeinsam in meinem Wohnheim zu essen und einen schönen Abend zu verbringen. Wir haben uns ein Soba-Gericht selber zubereitet und dann gleich verdrückt.

Dabei bin ich auch das erste Mal auf den Hausältesten gestoßen. Mir wurde später nur berichtet, dass er schon aufgeregt zur Tür geschaut hat, als er von Orsolya erfahren hat, dass ich da bin. Nach der Begrüßung musste ich mir einen Erguss an Informationen anhören: über sein Leben, sein Schaffen und sein Werden. Dieser Mann ist auch gleichzeitig der Beweis, das man Japanern das Alter nicht ansieht. Er ist 28 Jahre alt und man denkt, er ist maximal 21. Das Geheimnis des Nicht-Älter-Werdens werde ich noch raus bekommen und dann teuer an alle, die es interessiert, weitergeben.

Morgen geht es dann zum Handy-shoppen. Dann bin ich endlich soweit ausgerüstet und „mobil für alle Lebenslagen“.

2 Kommentare

    • Nia auf 9. April 2010 bei 02:18

    ich verstehe alle Leute, die Auslandssemester in der Schweitz absolvieren 😉 händie klngt allerdings leichter als Fahrrad (wobei das erstmal auch nicht wirklich schwer klang)

    • Daniel auf 9. April 2010 bei 15:36

    nimm dir unbedingt nen GUTEN übersetzer zum handykaufen, das is sonst richtig bescheiden 😉
    gz zum nicht-silbernen fahrrad 😀

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