Yuri und die Angst vor Group Mori

Wieso besuchen Menschen eigentlich freiwillig Sportarten, bei denen sie selber verletzt werden könnten? So ganz erschloss sich uns dieser Punkt am heutigen Tag nicht, aber der Reihe nach. Es hieß früh aufzustehen, denn Yuris Konzert stand an. Zu diesem Zweck galt es erst einmal, mit Andre, der ebenfalls von der Uhrzeit des Konzertbeginns nicht all zu begeistert schien, irgendwie die Konzerthalle zu erreichen. Nach einiger Sucherei fanden wir auch endlich die Konzerthalle. Der alte Plan, „Ich habe da so eine Idee, wo wir hin müssen“, funktioniert halt doch immer wieder. Den Altersdurchschnitt beim Konzert haben wir auf jeden Fall ohne Probleme unterboten. Bis auf ein paar Kleinkinder, waren nur Rentner da, was sich anhand der klassischen Musik und der frühen Uhrzeit ohne weiteres erklären ließ. Der Vorteil daran, dass es sich um Rentner handelte, lag in der Tatsache, dass wir nicht länger als zwei Minuten für einen Gesprächspartner brauchten. Eine alte Dame, der ich meinen Stuhl überließ, nutzte diese Gelegenheit, um Andre auszuquetschen. Aber eigentlich wichtig war das Konzert. Es handelte sich um ein einstündiges Konzert mit zwei Geigenspielerinnen, die jeweils dreißig Minuten spielten. Aus unserer, natürlich absolut objektiven Betrachtung, war Yuri die Bessere der beiden und begeisterte uns absolut. Einziges Manko war eigentlich, dass ihre Bewegungen manchmal etwas ruckelig wirkten, während die Französin dies etwas geschmeidiger vollbrachte. Ansonsten hatte diese aber keine Chance. Anschließend hieß es, auf Yuri warten und Pläne für heute absprechen. Dazu mussten wir aber erst einmal an einem Mitglied von Group Mori vorbei, die Yuri beherbergt. Wer „Willkommen bei den Sch“tis“ kennt, kann sich ihr Verhalten lebhaft vorstellen. Sie handelte wie die Schwiegermutter aus dem Film und wir erwarteten eigentlich nur noch, dass sie uns Zeiten vorschreibt, in denen Yuri zu Hause sein muss.

Zu unserem Glück handelt es sich bei Yuri aber um eine breit gefächert interessierte junge (25-jährige) Dame. Dementsprechend war sie uns das Verhör von Group Mori wert. Wir beschlossen, zum Baseball zu gehen. Normalerweise sind diese Spiele auch nicht allzu gut besucht, nur heute überraschte der Verein uns doch arg. Das Spiel war fast ausverkauft und wir bekamen drei der letzten Karten. Yuri ist zwar großer Baseballfan, mein Sport wird dieser aber auf keinen Fall. Drei Stunden Hoffen, dass man etwas zu sehen bekommt und die Gegner nicht durch Zufall sofort besiegt werden, ist ziemlich langweilig. Dazu handelt es sich um einen Sport, wo die Zuschauer Helme tragen sollten. Zwei Foulbälle segelten knapp über unsere Köpfe und landeten so hart in der Wand hinter uns, dass sich auf dem Metall Abdrücke bildeten. Hätten die uns getroffen, hätte es garantiert weh getan. Trotzdem ist Fan-sein in Japan nicht mit Europa zu vergleichen. Neben der Tatsache, dass fast alle Anwesenden Trikots hatten, würde man es in Deutschland wohl kaum erleben, dass die gegnerische Choreographie auch noch musikalisch untermalt wird. Auch die Fan-Gesänge waren ziemlich monoton, auch wenn es beachtlich war, wie viele sich beteiligt haben. Nur einen kleinen Jungen mussten wir Gajins darauf aufmerksam machen, dass er durch eine Unachtsamkeit die ganze Zeit Lieder des Feindes mitsingt, obwohl er komplett mit Sendaier Fanartikeln ausgestattet war.

Nach dem Spiel ging es noch in die Stadt. Es wurde gegessen, Kaffee getrunken und die Arcade unsicher gemacht. Andre wollte unbedingt gegen Yuri im Taikotrommeln verlieren und ich versuchte mich in Guitar Hero als neuer Brain May gegen sie. Ich verlor zwar auch, konnte aber wenigstens einige Runden gewinnen. Auf das Tanzspiel, auf das Andre total verrückt war, verzichteten wir aber lieber, nachdem wir einem Japaner zusahen, der sich so schnell und verrückt bewegte und dabei noch einige Punkte sammelte, dass wir uns nur blamieren konnten. Nach einem Austausch böser Worte in den Sprachen Deutsch und Japanisch, machten wir uns dann auf den Weg nach Hause, in Furcht vor Group Mori, die Yuri schon vermisste. Auf der einen Seite sahen wir schon die ganze Gruppe nach ihr suchen, auf der anderen Seite fürchteten wir um unser Mittagessen montags und donnerstags. Wenn wir alle wieder in Deutschland sind, sind Gegenbesuche aber auf jeden Fall mal eingeplant.

1 Kommentar

    • Daniel auf 31. Mai 2010 bei 07:59

    jaaa baseball 😛

    hey was habe ich dir über die benutzung des m-wortes gesagt 😉

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