Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden

Im Gegensatz zu Deutschland sind in Japan alle Fahrräder mit einer Sicherheitsnummer auf einen Besitzer registriert. Diese, bei Diebstahl zweifelsohne sinnvolle Errungenschaft, stellte Ausländer heute doch vor ein kleineres moralisches Dilemma. Aber der Reihe nach: Nachdem von meinen Leuten aus nicht wirklich etwas für heute geplant war, beschloss ich, einige Tempel abzuklappern. Ich muss sagen, dass Japaner für alle Dinge des Lebens unterschiedliche Tempel haben, zeugt zum einen von einem ausgeprägten Geschäftssinn und zum anderen führt das dazu, dass sich die Tempel überschlagen, um Besucher zu gewinnen. Aus diesem Grund genieße ich die Ruhe der Tempelanlagen und der dazu gehörigen Gärten, die meist perfekt gepflegt sind und malerisch aussehen. Dieser Kulturtrip wurde aber kurzfristig von Dai aufgehalten, der heute Geburtstag hatte. Er musste in die Innenstadt, um einige Besorgungen für seinen Bruder zu machen und wollte meine Unterstützung. Da kann ich natürlich nicht nein sagen und rein ging es in die Stadt. Problematisch ist nur, dass in der Stadt nur in einigen Parkhäusern und an einigen Ständern parken erlaubt ist und diese auch noch sehr ungünstig liegen, wenn man, wie wir, aus der falschen Richtung kommt. Interessanterweise stört das die japanischen Radfahrer aber überhaupt nicht und die Räder werden immer vor den grünen „Parken verboten“ Schildern abgestellt.

Falls wir nun in die Stadt kommen und zu weit von legalen Parkplätzen entfernt sind, stellen wir unsere Räder meistens dazwischen, frei nach dem Motto, fünfzig Leute können nicht irren. So geschah es dann auch heute. Schlecht nur, dass in den fünf Minuten, in denen wir in einem Laden verschwunden waren, irgend jemand kam und uns ein wunderschönes „Parken verboten“-Schild ans Rad gehängt hat. Dies stellte uns dann doch vor größere Probleme. Aus Berichten wissen wir, dass Falschparken verdammt teuer werden kann, auch mit Rädern. Aber lesen können wir unseren Anhänger auch nicht. Die Wegbeschreibungen darauf können schließlich auch viel bedeuten: den Weg zur nächsten Polizeihütte genauso wie die Wegbeschreibung zum nächsten legalen Parkplatz. Also haben wir leise pfeifend das Rad genommen und erst mal das Weite gesucht. Im Zweifelsfall wissen die eh, wo wir wohnen. Die offiziellen Beratungen mit den Kollegen ergaben aber, dass einige unserer Leute diese Schilder schon förmlich sammeln und bis dato noch nichts von Strafen gehört haben. Deshalb liegt der offizielle Beschluss von uns darin, den Zettel als Warnschild zu verstehen und unsere Japaner ihn mal in einer freien Minute übersetzen zu lassen. Gestützt wird diese Theorie von hunderten Rädern in der Stadt, die stark klebende Schilder auf das Lenkrad gepappt bekommen haben, die eher an echte Verwarnungen erinnern. Trotzdem sollten wir in nächster Zeit etwas vorsichtiger werden.

Auffällig ist aber die Tatsache, wie wenig sich Japaner um Regeln kümmern. Gut, Japan ist über reglementiert, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass regeln aus Prinzip ignoriert werden. Das fängt hier im Haus Sanjo an. Wir haben sehr strikte Regeln über eigene elektrische Geräte in den Zimmern. Nur halten sich interessanterweise nur die Ausländer daran. Die Japaner haben alle möglichen Gerätschaften und riesige Anschaffungen in ihren Zimmern. Aber auch im Straßenverkehr werden von Radfahrern und noch schlimmer von Autofahrern alle Regeln gebrochen, die auch nur im entferntesten vorhanden sein könnten. Rote Ampel regen so z.B. genauso wenig zum Bremsen ein, wie engste Straßen vom Rasen abhalten. Genau diese Eigenschaft zieht sich noch in einige Bereiche des Lebens weiter. Der alte Stereotyp vom immer fleißigen und regelliebenden Japaner können meiner Erfahrung nach auf jeden Fall absolut widerlegt werden.

Anschließend ging es zum Bahnhof, die Damen zu treffen. Geschlossen ging es dann in einen Somen-Shop, wo bei Somen und Kuchen Dais Geburtstag feierlich begangen wurde. Dabei wurde der Kuchen mit Stäbchen verdrückt, ein absolutes Novum für uns alle. Der Kuchen hat aber geschmeckt und das war wichtiger als der Rest. Da auch noch ein anderer Kumpel von uns Geburtstag hatte, ging es anschließend noch zu einem kleinen Nomihodei. Unsere 25 Mann überforderten aber das Restaurant vollkommen. Allgemein handelte es sich um das schlechteste Nomihodei, was wir bis heute hier in Sendai hatten. Da aber alle sich dadurch nicht entmutigen lassen, wurde es trotzdem noch ein gelungener Abend.

1 Kommentar

    • Daniel auf 31. Mai 2010 bei 07:54

    ach komm wenn du schon knöllchen sammelst kannste auch gleich nen roboter in deinem wohnheim zusammenschweißen^^

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