Von Clubs und Tennis

Wie ich schon des öfteren angedeutet habe, sieht die Arbeitseinstellung der Japaner etwas anders aus, als in Deutschland. Eine nicht unbedeutende Rolle spielt dabei das Studierzimmer. Unsere Bibliothek fungiert gleichzeitig als Arbeitsplatz und Lebensmittelpunkt. Hier hat man alles, was man benötigt. Einen mit Alkoholika aller Art gefüllten Kühlschrank, Mikrowelle und Kaffeemaschine sind genauso vorhanden, wie Schließfächer für die Studenten. Durch diese Annehmlichkeiten ist es für die Japaner auch einfacher, mal schnell spontan zu sein. So geschah es heute, dass ich kurz das Büro betreten habe und schon der spontane Beschluss von Schimitsu und einem seiner Freunde gefällt wurde, wir gehen Tennisspielen. O.k., Fußball wäre mir lieber gewesen, aber ich bin ja für alle Schandtaten zu haben. Also ging ich mit. Tennisschläger werden im Büro gelagert, stellen deshalb also auch kein Problem dar. Die Uni verfügt über Tenniscourts, so ist das auch kein Problem. Sportsachen hatte ich natürlich wieder einmal nicht dabei, aber die beiden anderen auch nicht. Dementsprechend ging es in Straßenkleidung auf den Platz und ein schnelles Spiel entbrannte, das auch nicht durch den Regen aufgehalten werden konnte.

Aber auch an anderen Gelegenheiten mangelt es hier nicht, um seine Hobbys auszuleben. Die Uni hat für diesen Zweck auf dem Campus die verschiedensten Gebäude für Clubs errichtet. So gibt es unter anderem ein abgelegenes Haus mit extra Schießstand für den Bogenschießclub. Ein großes Haus für alle Musikclubs und die Kartenclubs, musste ich dann heute mit Orsolya besuchen. Diese möchte dem Jachtclub beitreten. Leider ist dieser schwer zu finden und wir zogen deshalb zusammen los, um diesen zu suchen. Besagtes Gebäude stellte ein Schauspiel für sich dar. Die Clubräume waren allesamt nicht größer als meine alte Studentendorfwohnung, also knapp neun Quadratmeter. Dementsprechend standen Mitglieder jedes Musikvereins vor der Tür und spielten ihre Instrumente. Man wurde schon am Eingang von einer Serie schiefer Töne und nicht zusammenpassender Lieder begrüßt. Diese Erfahrung war für mich ein klares Zeichen, bei einer etwaigen Clubsuche einen zu nehmen, der nicht in diesem Gebäude liegt. Mehr zugesagt hat mir da schon der Outdoor-Club. Dessen Raum liegt in einem zweiten Komplex. Hier sieht zwar alles etwas abgenutzt und seltsam aus, dafür haben die Clubräume einen ganz eigenen Charme. Konsolen aller Art, viele Mangas und eine eigene Kochecke führen dazu, dass man trotzdem ein gutes Gefühl hat, wenn man den Raum betritt.

Solch ein Clubsystem wie hier, habe ich auf jeden Fall in Deutschland bis dato noch nicht gesehen. Ähnliches haben wir nur in Ansätzen in den Sportvereinen. Aber ansonsten gibt es etwas in dieser Art, im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, bei uns in Deutschland kaum. Ob diese Erfindung sinnvoll ist, muss da aber jedenfalls jeder für sich selbst entscheiden. Eine etwas größere Vielfalt, würde aber auch Göttingen nicht unbedingt schaden. Der oben bereits beschriebene Studierraum wäre in meinen Augen auch für deutsche Unis eine ziemlich sinnvolle Erfindung. Im Prinzip ist er wie unser Freiraumkaffee, nur für halt für Mitglieder der Abteilung. Dies stärkt auf jeden Fall das Gemeinschaftsgefühl, worauf hier ziemlich Wert gelegt wird.
Ansonsten wurde mir heute mal wieder bewiesen, dass Japan zu klein für normale Leute ist. Als ich heute Coop besuchte und dazu eine Treppe heruntergehen musste, habe ich mir ziemlich stark den Kopf gestoßen. Wenn man dann weiß, dass ich sowieso immer leicht nach vorn geneigt laufe, ist das um so verwunderlicher. Trotzdem sind Treppen hier wirklich nur auf Japanergröße ausgerichtet. Also, wer immer hier mal vorbei schaut, bitte den Kopf unten halten! Na wenigstens hatte Orsolya etwas zu lachen.

3 Kommentare

    • Daniel auf 20. Mai 2010 bei 03:31

    Reik und Orsolya, Reik und Orsolya,Reik und Orsolya:P

    wie dem auch immer sei: bei mir haben die im lab immer ihre zahnbürsten rausgeholt oO

    • admin auf 20. Mai 2010 bei 13:13
      Autor

    Immer noch besser als Daniel und Jukka, Daniel und Jukka und Daniel und Jukka . Bei mir ist es wenigstens eine Frau ;-P .

    Hast du die subtilen Anspielungen deiner Kollegen etwa nicht verstanden? Hättest wohl deinen Atem mal öfters überprüfen sollen. Warum haben sie die Zahnbürsten sonst wohl nur ausgepackt? ^^

    • Daniel auf 20. Mai 2010 bei 19:39

    ich ziehe meinen hut vor dir 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.