Das Wochenende ist vorbei, der Ernst des Lebens geht wieder los. Dementsprechend ging es heute erst mal zu Group Mori. Neben der älteren Dame, deren Dosen ich öffnen durfte und die sich darum extra stark um mich kümmerte, hieß das für mich heute: Gespräche mit Chinesen. Diese belagern den Raum zu späterer Stunde, zu der ich meist erst erscheine. Besonders eine Dame hatte dabei heute Interesse an mir. Sie hat eine japanische Freundin, die Deutsch lernen will und mich dafür als Tandempartner benötigt. Es ist ja eigentlich so, dass davon schon viel zu viele habe, schließlich nutzt mein halbes Department mich für diesen Zweck aus. Egal, eine Dame mehr oder weniger fällt da auch nicht mehr ins Gewicht. Was die Frage danach, ob ich verheiratet bin, bedeuten sollte, hat sich mir zwar nicht so genau erschlossen, ist vermutlich aber auch nicht wichtig. Nur im Zusammenhang hörte sich die Konversation schon etwas seltsam an: „Würdest du sie als Tandempartnerin nehmen? Ach und bist du verheiratet?“
Dann ging ich doch lieber schnell ins Department um zu schauen, ob die junge Dame von gestern noch mit mir redet. Aber da ist alles in Ordnung und mein zweiter Advisor hat sich köstlich über die Geschichte amüsiert. Dafür habe ich nochmal etwas Schokolade für das Department springen lassen und mir das Schauspiel angeschaut, wie Japaner versuchen, Ritter-Sport zu essen. Auf die Idee, die Tafel in der Mitte zu knicken, sind sie erst gekommen, als eine Deutschland-Veteranin sie darauf aufmerksam machte. Für das Betriebsklima ist Schokolade auf jeden Fall das beste Mittel.
Nachdem die japanischen Pflichten endlich alle erledigt waren, konnte es in die Stadt gehen. Aber auf dem Weg wollte ich noch eine Postfiliale suchen. Seit Tagen schließlich brannte ein Brief an die Uni Göttingen darauf, abgeschickt zu werden. Wie immer kannte ich mich nicht aus und fragte. Das stellt schließlich eine gute und praktikable Möglichkeit dar, die Sprache zu üben. O.k., siebzig Prozent der Menschen versuchen auf Englisch zu antworten, aber immerhin dreißig Prozent sprechen auch auf Japanisch mit mir. Blöd nur, wenn eine Polizeistreife in der Nähe ist, die auch noch Langeweile hat. Also wurde diese von der angesprochenen Dame gebeten, uns doch bitte unseren Standort zu verraten. Kein Problem, gesagt getan und schon kannte ich den Weg zur Post. Nur die Polizei hatte leider zuviel Langeweile. Also hieß es Aliencard rausholen, Fakten von dieser abschreiben, Telefonnummer verraten und noch ein wenig Smalltalk über Reiks Studien halten. Auch wenn mir bewusst ist, dass solche Untersuchungen hier häufiger vorkommen, dafür dass ich nur nach den Weg gefragt habe, hätte ein Vorzeigen der Karte auch gereicht. Das Abschreiben der Fakten in den Notizblock war schon etwas seltsam. Da mir aber nichts vorgeworfen wurde und ich mir keiner Schandtat bewußt bin, gehe ich von einer Standarduntersuchung aus. Diese Vermutung verstärkte später auch Thomas, der deutsche Barbesitzer, den ich noch einige deutsche Tayakis abkaufte, um morgen meine Advisor zu verwirren. Gleichzeitig gab es die Ankündigung für die neueste Kreation, die es ab morgen gibt: Indisches Tayaki. Wie das schmecken soll, kann ich mir zwar noch nicht vorstellen. Andere hätten das aber am liebsten schon heute dort geholt.
3 Kommentare
1. erweitere dein lexikon um den begriff „omiai“ und ruf dir die situation mit der tandempartnerin nochmal in den kopf
2. polizisten in japan interessieren sich grundsätzlich für michael ballack und oliver kahn
3.schick mir nen döner tayaki^^
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1. Ähm??. nein das wollte ich geschickt ausblenden und wenn da was dran wäre, müsste ich wohl ein ernstes Wort mit besagter Chinesin sprechen. Zum Notfall muss halt Orsolya, Laura oder Kaori als meine Braut in spe hinhalten.
(Zur Erklärung für Mitleser: Omiai ist das Verkuppeln von unverheirateten Japanern, die das fünfundzwanzigste Lebensjahr überschritten haben und deshalb als Ladenhüter gelten. Dabei fungiert eine Person als Mediator, die potentielle Kandidaten vorstellt und dann Treffen organisiert. Nach dem dritten Treffen und Verhandlungen zwischen den Familien kommt es dann eventuell zur Hochzeit.)
2. Ja, gerade in der jetzigen Zeit wird man verstärkt auf ihn angesprochen, aber leider war mein Polizist kein Fußballfan.
3. Du hast die Wahl: RM X2 oder einen Döner-Tayaki – entscheide dich jetzt ^^.
Rm X2! aber du kannst es mit döner einreiben 😉