Blau/Gelb/Rot

Über die Tücken des japanischen Straßenverkehrs, insbesondere der Radfahrer, habe ich mich ja schon einmal ausgiebig ausgelassen. Trotzdem hatte ich in den letzten Tagen mehrfach die Gelegenheit, den Straßenverkehr etwas genauer erklärt zu bekommen. Gleichzeitig verbrachte ich die meiste Zeit im Labor und konnte endlich das Gerücht der strebsamen Japaner widerlegen.

Immer mehr erschließt sich mir, dass das Ignorieren von Verkehrsregeln ein allgemeines Hobby der Japaner ist. Autofahrer lieben es, bei dunkelblau (grün ist hier blau) über die Ampeln zu rasen. Busfahrer nehmen meist keine Rücksicht auf die Straße, die sie befahren. Sie rasen durch kleinste Gassen, als ob gar keine Gefahr besteht, dass Gegenverkehr kommt. Dies ist der komplette Gegensatz zu den Japanern, die auch schon mal zehn Minuten hinter einem Radfahrer herfahren, um kein gefährliches Überholmanöver durchführen zu müssen.

Aber auch bei Regeln allgemein nehmen es die Japaner gelassener als meine Wenigkeit. Die Parkverbotsschilder in der Innenstadt sind allesamt zugeparkt und selbst einfachste Regeln wie „Nicht mit dem Hund durch den Bahnhof spazieren!“ werden gekonnt überlesen. Besonders die Parkverbotsschilder stellen uns Ausländer vor gewaltige Probleme. Auf das Glück und die Japaner verlassen oder doch lieber das Rad in Sicherheit haben? Auch die Auslegungen im Haus Sanjo sind ziemlich interessant. Offiziell dürfen wir nicht Gefährliches besitzen und sind verpflichtetet, sogar Drucker nur zu mieten. Interessanterweise hebeln unsere Japaner diese Regeln gekonnt aus. Wenn man deren Zimmer sieht, ist der letzte Beweis gegeben, dass die Regeln offensiv hier sehr ausgelegt werden.

Auf jeden Fall kann ich dadurch jetzt zwei typische Vorurteile gegenüber Japanern widerlegen. Erstens sind Japaner wirklich noch bürokratischer, als es sogar die Deutschen sind. Die Regeln werden aber geschickt allesamt gedehnt. Dasselbe gilt für das Vorurteil des ewig arbeitenden Japaners. Nachdem ich in letzter Zeit an mehren Tagen bis zur Schließzeit im Department war, hat sich meine Vermutung bestätigt. Ursache für die langen Arbeitszeiten sind die Chefs und die leichte Ablenkbarkeit der Japaner. Keine 10 Minuten schaffen es die meisten, sich auf einen Text zu konzentrieren und sie machen etwas anderes. Dementsprechend lange bleiben sie deshalb in der Uni.

1 Kommentar

    • Daniel auf 14. Mai 2010 bei 09:02

    und sie schlafen immer!

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