Zur Lage der Nation

Eine Ankunftsnotiz, eine Zusammenfassung des Jahres und dann ist der Blog abgerundet. Dementsprechend sahen meine Pläne für den Blog aus, bis ich von den aktuellen Ereignissen eingeholt wurde. Es ist 12.00 Uhr Ortszeit in Abu Dhabi. Mein letzter Blogeintrag ist gerade fertiggestellt und mein Flug in Richtung Heimat ist gleich abflugbereit. Die letzten Minuten bis zum Abflug könnte man natürlich noch mit etwas zu essen überbrücken und im Elektronikladen gab es doch auch noch ein paar interessante Angebote, vorher aber noch mal kurz über aktuelle Sportereignisse informieren. Das war ein großer Fehler, wie sich herausstellen sollte. Schon auf der Startseite starrte mich eine große Schlagzeile über Erdbeben in Japan an. Erdbeben? Ich hatte doch gerade noch mit Orsolya darüber gesprochen, dass diese endlich aufgehört hätten. Eine kurze Prüfung später stand das Unfassbare fest. Die Erdbeben hatten ihr Epizentrum nahe Sendai und es ist davon auszugehen, dass es sich um das große Seebeben handelt, dass mir Daniel schon lange angekündigt hatte und hier von jedermann erwartet wurde. Was also tun? Kurzerhand wurde das Handy angeschmissen und alle Handymailadressen, die mir in die Hand fielen, angeschrieben. Natürlich gab es keine sofortige Antwort und ich war gezwungen, den Weg zum Flug anzutreten. Nur wie sollte ich an Neuigkeiten herankommen? Mein deutsches Handy würden meine Eltern nicht mit zum Flughafen bringen und in Frankfurt gibt es kein Internet. Kurzerhand wurde mit Daniels Hilfe ein Notfallplan geschmiedet und ich konnte mich beruhigt, aber trotzdem nicht weniger besorgt um meine Freunde, auf den Weg zum Flieger machen. Dabei erleichterte ich einen Baguettestand sogar noch um Einnahmen. Um etwas Anständiges zwischen die Zähne zu bekommen wollte ich ein Baguette kaufen, nur meine Dollar waren auf einmal verschwunden. Kein Problem, Euro werden auch genommen, aber der Preis hat einen Centbetrag bei der Umrechnung. Da ich nur Großgeld hatte, wurde mir kurzerhand der Centbetrag erlassen. Gut gestärkt konnte ich mich nun auf den langen und für die Nerven nicht guten letzten Teilabschnitt des Fluges begeben.

17.00 Uhr deutscher Ortszeit erreichte ich nun endlich Frankfurt. Ich wollte nur endlich raus und die neuesten News hören. Keine schlechte Idee, hätte ich nicht meinen Pass verloren. Zusammen mit den Flugbegleitern ging es auf die Suche und die anderen Gäste mussten im Bus auf mich warten.Zurück in Deutschland Schade eigentlich, aber immerhin fand er sich an und ich konnte endlich unbeschadet den Flughafen verlassen, wo mich meine Eltern schon erwarteten. Zum Glück gab es kurze Zeit später dann auch schon die Entwarnung von Daniel, dass Rieko und auch Orsolya in Sicherheit sind. Wirklich genießen konnte ich die Heimkehr aber trotz dieser guten Nachrichten nicht. Die gesamte Nacht verbrachte ich mit der Informationsbeschaffung und die nächsten Tage vergingen bis auf ein paar Stunden Schlaf eigentlich auch nicht anders.

Am Montag sollte sich aber alles ändern. Nach einigen Presseanfragen besann sich die Uni Göttingen doch einmal darauf, dass sie ja auch Studenten in Sendai hatten und nach einigem Hin und Her stimmte ich zu, dass man mich für Presseanfragen nennen darf. Ab diesem Zeitpunkt wurde es stressig und ich durfte einige Radiointerviews geben. Der größte Brocken war aber eine Anfrage des NDR, die am nächsten Tag kurzerhand hier bei meinen Eltern aufschlugen und knapp drei Stunden lang ein Interview mit mir drehten. O.k., aufgrund neuester Ereignisse wie der Rückkehr Olgas nach Deutschland, die echte Norddeutsche ist, wurde der Beitrag auf 120 Sekunden gekürzt, aber immerhin kann ich jetzt sagen, wie Fernsehinterviews gedreht werden. Mal schauen, ob ich meiner Universität für diesen Einsatz nicht noch ein paar Creditpoints für Medienkompetenzen abringen kann, schließlich habe ich für sie Arbeit erledigt.

Viel wichtiger ist aber, dass ich mitlerweile bis auf die Mitglieder meiner Fußballfamilie eigentlich alle für mich wichtigen Bewohner Sendais erreichen konnte und es ihnen den Umständen entsprechend gut geht. Trotzdem sind einige auf der Flucht und einige in die Heimat zurück gekehrt. Den geneigten Leser gegenüber dagegen kann ich nur um Verzeihung bitten und ein Fazit kommt bestimmt noch, aber erst, wenn ich wieder etwas Positives schreiben kann, weil meine Freunde und Bekannten außer Gefahr sind.

1 Kommentar

    • Dieter auf 19. März 2011 bei 11:03

    Deinen TV-Auftritt (hast Du ganz prima hinbekommen!) haben Dank
    Programm-Infos etliche auch meiner Bekannten gesehen.
    Christian hat für Biggi aufgezeichnet.

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