Hier in Japan gehen die Uhren wenigstens noch richtig. Während in Deutschland seit Wochen Schneealarm angesagt ist und das Land kaum in der Lage ist, den Schnee zu bewältigen, hat in Japan der Winter genau zur richtigen Zeit angefangen. Pünktlich zum 24.12. ist der erste Schnee in Sendai gefallen, der auch wirklich liegen geblieben ist und hat uns somit weiße Weihnachten beschert. Wirklich gewollt war der Schnee zwar nicht, aber was will man machen? Um genau zu sein ist es sogar ziemlich nachteilhaft, weil man wieder einmal bemerkt, wie schlecht die Häuser doch gedämmt sind, aber noch geht es. Für einen Fahrradverrückten wie mich reicht es auch immer noch, um mit dem Rad zu fahren. So lange das möglich ist, werde ich mich nicht beschweren. Trotz allem ist auch Sendai nicht wirklich vorbereitet und es fehlen einfach Schiebemaschinen, so dass der Schnee und Matsch die Straßen ziemlich glatt machen. Dementsprechend vorsichtig sollte man trotzdem unterwegs sein.
Eigentlich hatte ich für heute eine Radtour vorgesehen. Den Wetterbedingungen und meinem Willen, das letzte Adventskalenderrätsel zügig zu lösen, opferte ich diesen Plan aber bereitwillig. Da niemand zu erreichen war, um etwas zu unternehmen, ging ich halt alleine in die Stadt. Wie ich hatten die meisten einfach gestern Abend mit den Familien telefoniert. Die späten Abendstunden zu denen dies geschieht, waren die meisten aber nicht gewöhnt. Was soll?s, ich kann mich auch alleine beschäftigen. Um genau zu sein war es sogar sehr praktisch, dass ich alleine war, denn als Gruppe, hätten wir uns nach 5 Minuten verloren. Die Stadt quoll von Menschen über. Am extremsten war der Zustand in der Hauptstraße des Peagant of Light. Man konnte auf einmal keinen Schritt mehr machen und die Japaner blockierten die gesamte Straße. Kurzerhand suchte ich jemanden, der mir das Schauspiel erklären konnte. Ich brauchte auch zum Glück nicht lange suchen, da entdeckte ich zwischen den Japanern zwei alte Bekannte. Zwei der Konzertbesucher des 23.12. standen auch in der Menge und betrachteten leicht verwirrt das Schauspiel. Sie wussten zwar auch nicht, was es war, aber wenn alle warten, kann es ja nur gut sein. Wir warteten also zehn Minuten mit den anderen, bis sich der Grund für die Massen zeigte. Alle standen die ganze Zeit im Schneewirbel, um den Anschaltezeitpunkt des Peagant of Light zu sehen. Dabei war das noch nicht einmal so etwas Besonderes. Das Licht ging halt nur auf einmal an, aber es ging ein riesiges Raunen durch die Menge, als ob sonst für eine Show geboten wurde.
Was danach passierte, überlebte ich nur dank langjähriger Fußballerfahrung. 10 Sekunden nach Anschalten der Lichter geriet die ganze Menge in Bewegung und drängelte sich in Richtung des Festplatzes. Wer war natürlich der einzige Besucher, der in die andere Richtung wollte? Kurzerhand verschaffte ich mir Platz und Respekt und kämpfte mich gegen den Strom. Alles in allem war das ein schweres Unterfangen. Trotzdem war das ganze Festival heute besser als sonst. Es gab Livekonzerte, mehr Buden und auf einmal auch noch mehr Lichter. Was will man mehr, außer besseren Lichtverhältnissen, die auch Fotos erlauben? Das einzige, was ich nicht verstehe, ist die Kostümwahl. In Deutschland verstehe ich es ja noch, wenn die Verkäufer sich als Weihnachtsmann verkleiden wollen. Wieso in Japan aber jeder zweite Verkäufer ein Rentierkostüm an hatte, brauche ich hoffentlich nicht zu verstehen. Immerhin halte ich ihnen zu gute, dass die Kostüme wärmer waren, als alles, was man sonst so anhaben konnte. Besonders, da die Kostüme auch mit einem Hut mit Gesichtsmaske versehen waren, fühlte ich mich etwas komisch, wenn ich von einem Rentier bedient wurde.
2 Kommentare
Lieber Reik, auch von Deiner Oma die herzlichsten
Weihnachtsgrüße nach Sendai.
Hallo Reik!
Vielen Dank für die Weihnachtsgrüße!
Auch von uns allen die besten Grüße und viel Erfolg im 4.Viertel
Deines beeindruckenden Auswärtsspiels!!!