Die Umstellung auf die Winterzeit hat mein Leben um einiges verkompliziert. Da Japan es als nicht notwendig erachtet, der Zeitumstellung zu folgen, haben wir mittlerweile 8 Stunden Zeitunterschied zu Deutschland. Dies ist eine schwere Hypothek, wenn die Größten der Welt erst um 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit spielen. Aber egal, was macht man nicht alles für seinen Verein. Und so kam es dann, dass um 5 Uhr morgens nach dem Sieg des FCM ein markerschaudernder Schrei im University House Sanjo ertönte. So kann man ja auch gleich viel besser schlafen. Leider merkte auch die Erde, dass es am anderen Ende der Welt etwas zu feiern gibt und entschied, dass sie in dem Moment hier ein kleines Erdbeben veranstalten könnte. Es war nicht gefährlich, aber immerhin die passende Untermalung des Abends. Zum Schlaf kam ich dann aber doch noch und am frühen Morgen um 7 Uhr stand ich wieder auf der Matte. Wer A sagt muss auch B sagen können und so bereitete ich mich auf den Grammatikkurs vor.
Leider werde ich mit der Veranstalterin des zweiten Grammatikkurses des Jahres wohl auch nicht mehr wirklich grün. Wieder kümmerte sie sich nur um die Koreaner und Chinesen und die Nicht-Asiaten waren einmal mehr leicht überfordert. Aber jede Stunde hat ein Ende und endlich auch diese. Ich war mit Olga verabredet und begab mich mit ihr nun den beschwerlichen Aufstieg zum Sendai Schloss hinauf. Sendai Schloss habe ich damit zum sechsten Mal besucht und immer wieder hat es sich gelohnt. Der Ausblick ist einfach sehr schön und der Tempel lädt zur Entspannung ein, wenn man nicht gerade ein standardgroßer Europäer ist. Auf dem Weg befand sich eine Lampe, die nach unten hing. Da jeder an ihr vorbei kam, ignorierte ich sie, bis sie die Härte meines Schädels testen wollte. Damit war es geschehen, die Japaner hatten Gesprächsstoff für die nächsten x Partys. Ein Geschäftsmann ging sogar so weit, mir seinen Vorteil unbedingt präsentieren zu wollen und ging unter der Lampe hin und her, immer auf den vielen Platz unter der Lampe verweisend. Was soll man da noch sagen. Wenn der Japanaufenthalt vorbei ist, werde ich eh mit blauen Flecken und Beulen übersät sein. Egal, wo man hingeht, nichts ist für normalsterbliche Ausländer gebaut. Wirklich überall kann man irgendwie seinen Kopf anstoßen. Sogar bei der normalen Treppe eines Supermarktes ist man nicht sicher. Aber im Endeffekt ist es ja immer meine persönliche Dummheit, warum passe ich auch nicht besser auf.
Als ich anschließend ins Büro kam, wusste ich noch nicht, was für eine Hiobsbotschaft mir mein Professor heute noch überbringen wird. Da niemand da war, griff mein Professor mich beim hereinkommen und erklärte mir viel zu hastig etwas über Kaori, meine Tutorin. Wie es aussieht findet sie, dass sie zu wenig Zeit für mich hätte und hat deshalb um die Nichtverlängerung ihres Vertrages gebeten. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Weder diese Frage noch genauere Erklärungen wurden mir gegeben. Nach einigem Warten (der Rauch musste weiß aus dem Schornstein kommen oder so ähnlich) war es dann endlich so weit, mein neuer Tutor betrat den Raum und es handelt sich um: Shimizu. Wie es aussieht hatte mein Professor sofort an ihn gedacht, ist er doch derjenige, der mich von den Studenten am besten versteht. Somit wurde Shimizu von ihm dazu verpflichtet, sofort die Arbeit zu übernehmen. Für Shimizu stellten sich jetzt nur zwei Fragen: Muss ich etwas machen und werde ich bezahlt? Die Fragen konnte ich sehr schnell auflösen und Shimizu war begeistert. Fürs „fast Nichtstun“ wird er auch noch anständig bezahlt. Wobei ich ehrlich sagen muss, einen besseren als ihn hätte ich eh nicht bekommen können. Wenn ich gefragt worden wäre, hätte ich ihn oder Rieko vorgeschlagen. Im Endeffekt sind das eh die beiden, die sich am meisten um mich kümmern. Shimizu kann das Geld aber gut gebrauchen und jetzt hat er mich erst mal auf seine Kosten zum Trinken eingeladen, schließlich finanziere ich den Posten mit meiner Anwesenheit ja auch. Von daher – danke Kaori, du hast mir sehr geholfen, auch wenn du zum Schluss kaum noch mal in Sendai anzutreffen warst und willkommen Tutor Shimizu, auch wenn ich dich nie so ansprechen werde!
3 Kommentare
Ich sag nur DERBYSIEGER! Wenn von den vielen blau – weißen Herzen die zentnerschweren Steine runterplumsen, dann kann es am anderen Ende der Welt schon mal zum Beben kommen.
Soso,das hört sichmal alles interessant an. Bei wem hattest du nochmal den Kurs?
Und ich habe mir mal nen Auschnitt der jetzigen Stimmung in Sendai angeschaut…DU HAST RECHT, es ist viel viel besser geworden
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Hattest du etwa Zweifel an meiner Aussage? ;-P Die Stimmung bei Vegalta ist sehr sehr gut und eine der besten Japans.
Kurs habe ich jetzt bei Mrs. Abe und bei Mrs. Fukushima. Mrs. Fukushima ist dabei auch die Lehrerin, mit der ich nicht unbedingt zurecht komme. Die Dame denkt auch, ich würde viel trinken, weil ich Yamaya als Lieblingssupermarkt benannt habe. Dass Yamaya auch Lebensmittel führt, blendet sie dabei komplett aus. Ich hätte zwar auch in Level 3 gehen können, aber ein kontinuierliches Studium fand ich dann doch besser, als eine Stufe zu überspringen.