Hauptstadt Nummer 3

Nachdem wir nach 6 Tagen nun doch langsam genug von der Hauptstadt Japans gesehen haben, geht die Reise für uns weiter in die nächste Hauptstadt. Kyoto steht für die nächsten vier Tage auf dem Programm. Kyoto war der Vorgänger von Tokyo als Hauptstadt des Landes und stellt eine der wichtigsten und zugleich ältesten Städte des Landes dar. Umgangssprachlich wird die Stadt deshalb auch gerne Stadt der 1.000 Tempel genannt. Dadurch stellt sie ein Hauptreiseziel für Japan-Reisende dar und ist immer gut besucht. Für den Hinweg hieß es erst einmal, den Shinkansen zu nutzen. Das ist ein klasse Gefährt, was sogar der geneigte Bahnmitarbeiter neidlos anerkennen musste. Es fängt schon auf dem Bahnhof an. Man kennt es ja in Deutschland, dass mit ein wenig Glück wenigstens ein Kiosk am Gleis zu finden ist. Dann wird er aber trotzdem noch nicht genutzt, da er absolut überteuert ist. In Japan sieht das Bild dagegen anders aus. An jedem Wagen des Shikansen befand sich ein Kiosk und die Preise befanden sich in normalen Kombinigefilden, also noch hinnehmbar. Dazu wurde Zugobento verkauft. Bentoboxen sind die japanischen Varianten des Pausenbrotes und dem Zugobento wird nachgesagt, dass es besonders gut wäre. Also wurde es von uns wenigstens einmal ausprobiert. So ausgestattet konnte es mit dem Shinkansen los gehen. Absolute Beinfreiheit, große Kofferablagefläche, verstellbare Lehnen, all dies sind nur einige der Annehmlichkeiten der modernen japanischen Schnellzüge. Auch das Personal ist überfreundlich. Vor dem Betreten und beim Verlassen des Wagens verbeugt sich das Personal erst einmal und der Kartenkontrolleur hält beim Betreten des Wagens erst einmal einen Monolog, wo er sich für die Unannehmlichkeiten der Kontrolle entschuldigt. Shinkansenfahren ist auf jeden Fall ein Luxus, der sich lohnt. Bisher habe ich noch nie einen so grimmigen Bahnmitarbeiter in Japan gesehen, wie sie mir wöchentlich in den Regionalbahnen in Deutschland entgegen kamen.

So überbrückten wir die Zugfahrt ziemlich schnell und erreichten endlich Kyoto. Ich will ehrlich sein, mich persönlich begeistert Kyoto nicht so sehr, wie das bei anderen der Fall ist. Dies liegt nicht an den Tempeln, diese sind über alle Bedenken erhaben. Aber ansonsten hat Kyoto nicht viel zu bieten und das ist selbst verschuldetes Leid. Anstelle das Stadtbild zu erhalten, wurde in den fünfziger Jahren viele Gelände veräußert und die alten Gebäude mussten neueren weichen. Dies sorgt dafür, dass Kyoto heute das neue mit dem alten verbindet, diese Mischung meines Erachtens aber nicht hundertprozentig gelang. Ein Beispiel für diesen Punkt stellt der SHOSEI-Garten dar, den wir heute besuchten. Ein wunderschöner Japanischer Garten und eine Quelle der Ruhe mit Teehäusern, einem großen See, aber im Hintergrund sah man immer die abgenutzte Werbetafel eines benachbarten Hotels, das so gar nicht zu der Idylle passen wollte. Trotzdem ist Kyoto natürlich immer eine Reise wert. Neben dem Park besichtigten wir aus diesem Grund einige der Tempel. Mal schauen, ob wir am Ende die 1.000 erreichen oder ob irgendwann die Tempel einfach Tempel sind.
Wir übernachten übrigens die erste Nacht in einer Ryokan, einem japanischen Hotel. Meinen Eltern musste ich unbedingt wenigstens einmal zeigen, wie es ist, auf dem Boden zu schlafen und echt Japanisch zu leben. Aus diesem Zweck bekamen wir auch japanisches Abendbrot. Das waren 11 Minigänge japanischer Küchenkunst. Die verschiedensten Arten von Fisch in verschiedenen Formen waren ebenso vertreten, wie geschmacklich einwandfreies Gemüse, Misosuppe oder auch Reis. Ein gelungener Abend, auch wenn wir uns manchmal fragten, was wir eigentlich essen. Morgen gibt es dann noch Frühstück, auch wenn leider nicht so extravagant wie bei Dennis und mir vor einigen Jahren einmal. Damals bekamen wir Frühstück ins Zimmer, hier ist es in einem Esssensaal. Trotzdem ist die Ryokan wieder einmal so etwas, was jeder Japan-Reisende einmal gemacht haben sollte. Es ist schon etwas anderes, als ein normales Hotel. Auch wenn die Japaner sich doch etwas seltsam dort verhalten. Die mittelalten Töchter würde ich ebenso wenig mit ins Männerbad schleppen, wie ich nicht total verschwitzt nach einem langen Tag in die Gemeinschaftsbadewanne springen würde. Auch ansonsten merkte man einigen an, dass sie eigentlich keine anderen Gäste, besonders keine Ausländer, erwarteten.

2 Kommentare

    • Brigitte auf 4. November 2010 bei 18:55

    Viele Grüße aus Magdeburg.
    Konnte mir ein Schmunzeln über die Sitzposition
    von Sven nicht verkneifen.
    Mit dem Zug möchte ich auch mal fahren.
    Alles Gute weiterhin.

    • Dieter auf 4. November 2010 bei 20:19

    Reiki! Finger weg von mittelalten (oder mittelalterlichen ?) Töchtern!!
    Obacht! Eltern in der Nähe (deren oder Deine…)!

    Ansonsten seid Ihr für die vielen neuen und einmaligen Erlebnisse zu
    beneiden. Da gibt es zu Hause aber eine Menge zu berichten!
    Annegret staunt natürlich als eigentliche Fisch-nicht-Esserin über die
    japanischen Menüs, aber selbst sie würde bestimmt nicht darben.

    (Fußball – Schwamm drüber. Habt Ihr sicher mitbekommen -3:3 in
    Havelse-)

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